Brüssel (ec.europe) - Die Europäische Kommission präsentierte am 26.09. ein Strategiepapier,
in dem sie darlegt, wie das Potenzial der Kultur- und Kreativwirtschaft in der EU voll ausgeschöpft werden
kann, um Wachstum und Beschäftigung zu steigern. Zur Kultur- und Kreativwirtschaft zählen Unternehmen
und Einrichtungen aus Bereichen wie Architektur, Kunsthandwerk, Kulturerbe, Design, Festivals, Film und Fernsehen,
Musik, darstellende und bildende Künste, Archive und Bibliotheken sowie Verlagswesen und Radio, die in der
Europäischen Union schon jetzt bis zu 4,5 % des BIP erwirtschaften und bis zu 8,5 Millionen Menschen beschäftigen.
Doch der Sektor steht auch vor großen Herausforderungen, die sich aus der Digitalisierung, der Globalisierung
sowie der starken künstlerischen und sprachlichen Fragmentierung der Märkte ergeben. Zudem ist der Zugang
zu Kapital weiterhin ein großes Problem.
Die neue Strategie der Kommission ist darauf ausgerichtet, die Wettbewerbsfähigkeit und das Exportpotenzial
des Sektors zu steigern und zugleich seine Ausstrahlung auf andere Bereiche, etwa Innovation, IKT und Stadterneuerung,
zu verstärken. Um die richtigen Bedingungen für eine florierende Kultur- und Kreativwirtschaft zu schaffen,
schlägt die Kommission verschiedene Maßnahmen vor. Deren Schwerpunkte sind Kompetenzentwicklung,
Zugang zu Kapital, Förderung neuer Geschäftsmodelle, Publikumsentwicklung, Zugang zu internationalen
Märkten und Ausbau der Verbindungen zu anderen Branchen.
„Die Kultur- und Kreativwirtschaft Europas ist nicht nur für die kulturelle Vielfalt unerlässlich, sondern
trägt auch maßgeblich zur gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung unserer Mitliedstaaten
und Regionen bei. Auf lokaler und regionaler Ebene erbringen strategische Investitionen in diesem Bereich oft spektakuläre
Ergebnisse. Ein anschauliches Beispiel hierfür sind die Kulturhauptstädte Europas. Zudem hat die Kultur-
und Kreativwirtschaft eine Ausstrahlungswirkung auf andere Branchen und sie zeichnet ein dynamisches Bild eines
attraktiven, kreativen Europas, das offen ist für Kulturen und Talente aus der ganzen Welt“, erklärte
Androulla Vassiliou, EU-Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend.
Die Mitteilung, in der die Strategie vorgestellt wird, trägt den Titel „Die Kultur- und Kreativwirtschaft
als Motor für Wachstum und Beschäftigung in der EU unterstützen“ und sieht verschiedene politische
Initiativen und eine Modernisierung des rechtlichen Umfelds vor. Zugleich will die Kommission die Zusammenarbeit
zwischen verschiedenen Politikfeldern verstärken, insbesondere Kultur, Bildung, Industrie, Wirtschaft, Tourismus,
Stadt- und Regionalentwicklung sowie Raumplanung. Außerdem wird eine stärkere Unterstützung der
Kultur- und Kreativwirtschaft aus EU-Mitteln angestrebt, vor allem im Rahmen des für 2014 bis 2020 vorgeschlagenen
und mit 1,8 Mrd. EUR ausgestatteten Programms „Kreatives Europa“ und der Fonds für die Kohäsionspolitik.
Hintergrund
Laut dem Europäischen Bericht zur Wettbewerbsfähigkeit 2010 und anderen Quellen entfallen auf die Kultur-
und Kreativwirtschaft, in der 7 bis 8,5 Mio. Menschen beschäftigt sind, 3,3 bis 4,5 % des BIP. Auf europäischer,
nationaler, regionaler und lokaler Ebene erhobene Daten bestätigen die beträchtliche wirtschaftliche
Bedeutung dieser Branchen, die sich zudem in der derzeitigen Wirtschaftskrise als verhältnismäßig
widerstandsfähig erwiesen haben.
Unabhängigen Untersuchungen zufolge ist bei Unternehmen, die doppelt so viele Mittel wie der Durchschnitt
in kreativen Input investieren, die Wahrscheinlichkeit, dass sie Produktinnovationen hervorbringen, um 25 % höher.
Zudem profitieren auch der Tourismus, die Mode- und Luxusgüterindustrie sowie das traditionelle Handwerk von
einer florierenden Kultur- und Kreativwirtschaft. |