Wiener Charta in Schulen   

erstellt am
26. 09. 12

Jugendliche der KMS Grundsteingasse und AnrainerInnen, Lehrkräfte und BezirksbewohnerInnen diskutieren zur Wiener Charta
Wien (rk) - Auch Wiener Schülerinnen und Schüler diskutieren im Rahmen der Wiener Charta mit. Erst in den letzten Tagen haben Diskussionen von SchülerInnen der KMS Grundsteingasse in Wien 16 und des Amerlinggymnasiums im 6. Bezirk stattgefunden.

KMS Grundsteingasse diskutiert im Park
Die Diskussion der SchülerInnen Grundsteingasse fand in einem Park vor der Schule statt. AnrainerInnen und BezirksbewohnerInnen unterschiedlichen Alters diskutierten mit mehr als zehn Jugendlichen. Um das Zusammenleben in Wien zu verbessern wurde vorgeschlagen, höflicher zu sein und gegenseitigen Respekt zu zeigen. Doch schnell wurde auch klar, dass reine Höflichkeitsformen zu wenig sind. Es geht darüber hinaus darum, zusammenzuarbeiten, miteinander zu reden und einander zuzuhören.

Ein wichtiges Thema war die Frage, wie viel Freiheit der/die einzelne haben und was reglementiert und gesetzlich geregelt sein sollte. Dies wurde vor allem am Beispiel des Rauchens diskutiert. Die Jugendlichen schlugen vor, dass man sich nicht immer dem Gruppendruck beugen müsse und Vorbildwirkung zeigen könnte.

Einige BezirksbewohnerInnen fühlen sich vor allem durch Lärm gestört. Ein Anrainer ist verunsichert, wenn Leute in den öffentlichen Verkehrsmitteln laut miteinander reden oder telefonieren - und dann ganz besonders, wenn es in einer Sprache geschieht, die er nicht versteht. Die Jugendlichen - alle mit Migrationshintergrund - bestanden darauf, neben Deutsch auch ihre Muttersprachen sprechen zu können. Sie baten den Anrainer, nicht zu verallgemeinern und alle AusländerInnen als schlecht und die InländerInnen als perfekt anzusehen. Sie wünschten sich mehr Vertrauen seitens der Menschen, die ihre Sprache nicht sprechen und nahmen sich vor, zukünftig sensibel darauf zu achten, dass niemand ausgeschlossen wird, wenn sie eine bestimmte Sprache verwenden. In der Diskussion wurde auch angesprochen, wie beengt der öffentliche Raum für Kinder und Jugendliche ist. Vorschläge, auf diesen Raum zu achten und ihn nicht zu verschmutzen, wurden daher ebenfalls diskutiert.

Diskussion im Amerlinggymnasium: "Lernen im interkulturellen Alltag"
Rund 15 SchülerInnen, Eltern, die Schuldirektorin und LehrerInnen des Amerlinggymnasiums diskutierten zu diesem Thema im Rahmen der Wiener Charta.

Dabei kam man überein, wie wichtig es wäre, respektvoll miteinander umzugehen und vorbildhaft zu leben. Sowohl die SchülerInnen als auch die Lehrkräfte stellten fest, dass Diskriminierung und Benachteiligung geringer würden, je mehr nationale Vielfalt in einer Klasse herrscht. Vorurteile und pauschalierte Meinungsäußerung kämen eher von jüngeren SchülerInnen, die vieles unreflektiert von den Eltern übernehmen und sich keine eigene Meinung bilden. Umso wichtiger wäre es, Kinder und Jugendliche möglichst früh zu schulen – durch Informationen, Diskussionen, Zusatzangebote und Workshops, in deren Mittelpunkt das unmittelbare Erleben steht. Die Lehrkräfte wünschten sich bessere Ausbildungsangebote betreffend den Umgang mit rassistischen Vorfällen.

Konkret nahm sich die Gruppe vor, in der Schule mehr Gespräche anzuregen und unterschiedliche Meinungen zu diskutieren. Die Diskussion drehte sich auch um die Frage des Religions- und Ethikunterrichts und um die Gestaltung eines Schulfests unter dem Motto des interkulturellen Alltags.

Die Wiener Charta ist ein BürgerInnenbeteiligungsprojekt der Stadt Wien. Noch bis 14. Oktober sind Wienerinnen und Wiener eingeladen, zu definieren, wie sie sich die Eckpunkte des Zusammenlebens in der Stadt zukünftig vorstellen. Dabei geht es nicht um Wünsche an die Verwaltung oder die Politik sondern darum, was jeder selbst bereit ist zu tun und was man von den jeweils anderen erwartet.
     
Informationen: http://www.charta.wien.gv.at    
     
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