Wien (wifo) - Die relative Lohnstückkostenposition gegenüber den
Handelspartnern ist ein wichtiger Indikator für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Warenherstellung.
Ende der 1990er-Jahre entwickelte sie sich günstig, Anfang der 2000er-Jahre war eine Verschlechterung zu verzeichnen.
Zwischen 2003 und 2010 blieben die Lohnstückkosten in der österreichischen Warenherstellung relativ zu
den Handelspartnern stabil. 2011 verringerten sie sich infolge einer deutlichen Produktivitätssteigerung um
rund 4%. Dadurch dürfte sich die internationale Lohnstückkostenposition Österreichs verbessert haben.
Die Konjunkturerholung nach der Wirtschaftskrise hatte in Österreich 2010 und 2011 eine Verringerung der Lohnstückkosten
in der Herstellung von Waren zur Folge. Die Produktivität erhöhte sich nach dem krisenbedingten Einbruch
2010 um 8,5% und 2011 um 7,2%, während die Bruttoentgelte pro Kopf um nur 1,9% bzw. 2,9% zunahmen. Dadurch
wurde der sprunghafte Lohnstückkostenanstieg der Jahre 2008 (+5,4%) bzw. 2009 (+11,5%) teilweise kompensiert:
Die Lohnstückkosten sanken 2011 um 4%, nachdem 2010 bereits ein Rückgang um 6,1% verzeichnet worden war.
Während die Arbeitskosten 2011 etwa im selben Ausmaß stiegen wie im gewichteten Durchschnitt der wichtigsten
Handelspartner, war der Produktivitätszuwachs in der österreichischen Industrie überdurchschnittlich
stark. Der nominell-effektive Wechselkurs, d. h. die Position des Euro gegenüber dem mit den österreichischen
Außenhandelsanteilen gewichteten Währungskorb, blieb gegenüber dem Vorjahr unverändert. Diese
Entwicklungen dürften insgesamt die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Exportwirtschaft
gestärkt haben. Nach den verfügbaren Daten (die allerdings aufgrund ihres vorläufigen Charakters
mit Vorsicht interpretiert werden müssen) verbesserte sich die österreichische Lohnstückkostenposition
2011 sowohl relativ zum Durchschnitt aller Handelspartner (um 2,6 Prozentpunkte) als auch gegenüber Deutschland
(um 1,9 Prozentpunkte).
Im langfristigen Vergleich sind für Österreich unterschiedliche Phasen zu erkennen: Auf eine sehr günstige
Entwicklung der Lohnstückkostenposition in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre folgte ein Anstieg der
relativen Lohnstückkosten Anfang der 2000er-Jahre. Zwischen 2003 und 2010 blieben die Lohnstückkosten
in der Warenherstellung relativ zu den Handelspartnern weitgehend unverändert. |