Entwicklung nach Berufen und Branchen bis 2016
Wien (wifo) - Geprägt vom Wandel der Wirtschaftsstruktur und der Anforderungsprofile an Arbeitskräfte
ist der österreichische Arbeitsmarkt einer stetigen Veränderung der Nachfrage nach beruflichen Qualifikationen
unterworfen. In seiner mittelfristigen Beschäftigungsprognose bis zum Jahr 2016 schätzt das WIFO diese
Veränderungen gegliedert nach 38 Branchen und 57 Berufsgruppen. Dabei zeigt sich ein Trend zu höheren
Anforderungen an die Qualifikation sowie zunehmender Dienstleistungs- und Kundenorientierung der Tätigkeiten.
Während einfache Tätigkeiten im produzierenden Bereich an Bedeutung verlieren, wird die Beschäftigung
von Dienstleistungshilfskräften leicht zunehmen.
Die österreichische Berufslandschaft ist einem ständigen Wandel unterworfen, der durch Veränderungen
der Branchenstruktur (zunehmende Dienstleistungsorientierung), aber auch der Tätigkeitsprofile innerhalb einzelner
Branchen (Trend zu höherqualifizierten Tätigkeiten) geprägt wird. Gleichzeitig ist eine kurzfristige
Änderung der Ausbildungsstruktur der erwerbsfähigen Bevölkerung aber nur in äußerst geringem
Ausmaß möglich, da Aus- und Weiterbildung nicht nur zeitaufwendig und kostenintensiv sind, sondern ihre
Inanspruchnahme auch wesentlich von der Vorbildung abhängt.
Gerade dieser lange Reaktionszeitraum der Anpassung an neue Qualifikationsanforderungen stellt die Institutionen
aus den Bereichen Bildung, Innovation, Struktur- und Arbeitsmarktpolitik vor hohe Anforderungen. Für eine
vorausschauende Ausrichtung der Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik ebenso wie für die praktische Arbeit in
der Bildungsberatung und der Planung und Durchführung von Weiterbildungsmaßnahmen ist es daher von großer
Bedeutung, künftige Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt abschätzen zu können. Dadurch kann frühzeitig
Einfluss auf das Angebot an Aus- und Weiterbildung, auf weitere arbeitsmarktpolitische Maßnahmen sowie auf
die Ausrichtung der Bildungsberatung, der betrieblichen Förderungsstrategien und sozialpolitischen Begleitmaßnahmen
genommen werden.
Um den entstehenden Anpassungsbedarf der Qualifikationsstruktur der Beschäftigten antizipieren zu können,
ermittelt das WIFO im Auftrag des AMS regelmäßig im Rahmen einer Beschäftigungsprognose die mittelfristig
zu erwartende Veränderung der Nachfrage nach bestimmten beruflichen Qualifikationen.
Gemäß der aktuellen Prognose steigt die Beschäftigtenzahl in Österreich bis 2016 insgesamt
um durchschnittlich 0,9% pro Jahr auf etwa 3,430.600 (kumuliert +172.800 Arbeitsplätze gegenüber 2010).
Der Strukturwandel der Wirtschaft hält dabei an, bis 2016 erhöht sich der Beschäftigungsanteil des
Dienstleistungsbereiches auf 75,2%. Gleichzeitig sinkt die Beschäftigung in der Sachgütererzeugung (-20,600);
dieser Rückgang wird aber durch die starke Expansion der Leiharbeitsbranche kompensiert (+25.200), deren Arbeitskräfte
zum Großteil in der Sachgütererzeugung tätig sind. Hauptträger der Beschäftigungswachtsums
sind die Dienstleitungsbranchen, insbesondere der Bereich des Gesundheits- und Sozialwesens (+59.300), Erziehung
und Unterricht (+26.100) sowie der Einzelhandel (+22.800).
Insgesamt entfallen knapp zwei Drittel des erwarteten Beschäftigungszuwachses auf Frauen (+112.700). Ein Großteil
davon wird allerdings Teilzeitarbeit betreffen. Auch zeigt sich keine nennenswerte Abnahme der geschlechtsspezifischen
Segregation des Arbeitsmarktes, da neue Stellen für Frauen vorwiegend in Bereichen entstehen, die bereits
einen hohen Frauenbeschäftigungsanteil aufweisen.
Der deutliche Trend zu höherqualifizierten Tätigkeiten spiegelt sich in überdurchschnittlichen Zuwachsraten
für die Berufe mit Hochschulabschluss (+2,5% p. a. bzw. kumuliert bis 2016 +52.000) und auf Maturaniveau (+1,2%
p. a. bzw. +48.900). Gleichzeitig bleibt das mittlere Qualifikationssegment (Berufe, die den Abschluss einer Lehre
oder einer berufsbildenden mittleren Schule erfordern) von zentraler Bedeutung für den österreichischen
Arbeitsmarkt - hier ist der (in absoluten Zahlen) größte Stellenzuwachs zu erwarten (kumuliert +53.000).
Im Bereich der geringqualifizierten Tätigkeiten (höchstens Pflichtschulabschluss) zeigt sich hingegen
eine heterogene Entwicklung: Während durch das kräftige Wachstum im Dienstleistungsbereich auch Dienstleistungshilfskräfte
vermehrt nachgefragt werden (+14.200), nimmt die Zahl der Hilfskräfte in der Produktion deutlich ab (-12.300).
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