Kulturministerin Schmied zeichnete Schneyder mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für
Wissenschaft und Kunst I. Klasse aus
Wien (bmukk) - Am Nachmittags des 03.10. zeichnete Kulturministerin Claudia Schmied den Schriftsteller,
Kabarettist, Schauspieler und Regisseur Werner Schneyder mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft
und Kunst I. Klasse aus. Die Laudatio hielt Konstantin Wecker. Die Überreichung des Dekrets und der Insignien
fand im Rahmen eines Festakts im Kreise zahlreicher WegbegleiterInnen, KünstlerInnen und KollegInnen sowie
Freunde und Familienmitgliedern des Preisträgers im Audienzsaal des Bundesministeriums für Unterricht,
Kunst und Kultur statt. Zu den Gästen zählten Hans Mahr, Eva Glawischnig-Piesczek, Matthias Hartmann,
Angelika Hager, Eva Maria Marold, Karl und Martina Hohenlohe, Alfred Gusenbauer, Eveline und Walter Eselböck,
Laura Rudas, Nikole Beutler, Lukas Resetarits, Heide Schmidt, Harald Serafin, Dieter Chmelar, Oliver Baier und
viele mehr. Musikalisch wurde der Festakt vom Trio Fidelio, vertreten durch Alen Dzambic, Yueming Xu-Ertl und Nikola
Djoric, umrahmt.
Kulturministerin Claudia Schmied: "Dass Werner Schneyder als - wie er sich selbst bezeichnet - "Meinungsträger"
nie arbeitslos sein würde, ist beruhigend, denn wir brauchen Menschen wie ihn. Wir brauchen Menschen, die
aufrütteln und mahnen, Menschen, die eine spitze Feder führen und damit Speerspitzen gegen das Absurde
liefern. Heute ehren wir einen Mann, dessen kritisches Sprach- und Denkvermögen wir zugleich bewundern und
fürchten. In seinen Programmen kommentiert und argumentiert er über die Notwendigkeit eines anderen Umgangs
mit dem Leben und der Würde des Menschen: Satire ist nicht der Feind der 'heilen Welt', sondern die Forderung
danach. Wir schätzen Werner Schneyder und erfreuen uns an seinen Beiträgen als Schriftsteller, Kabarettist,
Regisseur, Schauspieler, TV-Moderator, Journalist, Dramaturg, Werbetexter, Ringrichter, Sportreporter, Barsänger
und vieles mehr."
Laudator Konstantin Wecker einleitend: "Dass Werner Schneyder auf diesen Sockel der ganz Großen hinaufgehört,
ist nun selbstverständlich schon immer meine Meinung gewesen. Dass aber ein Staat zu dem gleichen Ergebnis
gekommen ist, dass also ein Staat und ich sich in einer kulturellen Frage völlig einig sind - das hat mich
vor Überraschung beinahe von meinem eigenen, eher staatsfernen Sockel gehauen." Konstantin Wecker meinte,
dass es sich bei Werner Schneyder mit der Sprache ähnlich verhält wie bei Franz Beckenbauer mit dem Ball:
"Dem Beckenbauer entspringt der Ball nicht und einem Werner Schneyder entspringt die Sprache nicht. In seinen
großartigen Übersetzungen wird die Grenze zwischen Übersetzung und Nachdichtung völlig transzendiert,
denn Werner Schneyder gelingt es, mit perfekter Präzision zu übersetzen und gleichzeitig mit ungehemmter
Freiheit nachzudichten."
"Werner Schneyder ist manchem Konflikt nicht ausgewichen, nämlich dann, wenn er der Meinung war, dass
dieser Konflikt notwendig sei und deshalb ausgefochten gehöre. Viele sehen und sahen darin Streitlust, Egomanie,
etwas Zänkisches. Ich sehe darin ein tiefwurzelndes Verantwortungsgefühl des Werner Schneyder. Für
ihn geht eine öffentliche Position mit der Verpflichtung einher, diese Position zu nutzen zur Förderung
des Wahren, Guten und Schönen", so der Laudator weiter.
"Ich habe viele Facetten seines künstlerischen Schaffens kennen lernen dürfen und ich war - und
das ist jetzt ganz bestimmt kein festrednerischer Zuckerguss - zuverlässig begeistert", betonte Wecker.
Im Zentrum seiner Laudatio stünde Werner Schneyder - der Poet, denn "von all seinen Talenten, mit denen
er so überreich gesegnet ist, scheint mir dieses das Herausragendste zu sein", so Konstantin Wecker,
der seinen Freund Schneyder aufforderte: "Solltest Du Schwierigkeiten damit haben, mein heutiges Lob zu ertragen,
so sei jetzt bitte ganz tapfer."
Am Ende seiner Laudatio fasst Konstantin Wecker zusammen: "Werner Schneyder ist ein großartiger Künstler
und deshalb, wie alle Großen, ein zweifelnder und bescheidener Mann geblieben. Und ich bin froh, lieber Werner,
heute dein Laudator sein zu dürfen. Mehr noch aber freue ich mich, Dich einen Freund nennen zu können."
Werner Schneyder bedankte sich mit den Worten: "Ich danke und ich bin nicht stolz, sondern froh." Er
sei glücklich, "Kabarettist zu sein, denn nur als Kabarettist darf ich ungestraft alles können."
Werner Schneyder wurde als Fernsehunterhalter, Moderator und Chansonsänger bekannt und gilt als Doyen des
österreichischen politischen Kabaretts. Seine Berufe und Berufungen waren vielseitig, er arbeitete als Werbetexter,
Autor, Journalist, Drehbuchautor, Stückeschreiber, Schauspieler, Regisseur, Dramaturg, Moderator, Box-Kommentator,
Chansonsänger und Kabarettist.
Der promovierte Kunsthistoriker und Publizist wurde am 25. Jänner 1937 in Graz geboren. Nach dem Studium arbeitete
er als Werbetexter, bis er 1962 als Dramaturg für die Landestheater Salzburg und Linz beschäftigt war,
daneben war er auch als Stückeschreiber tätig.
Von 1965 an arbeitete Schneyder als freier Autor, bis ihn Kurt Weinzierl mit dem Kabarettisten Dieter Hildebrandt
zusammenführte: 1974 begann die achtjährige Erfolgspartnerschaft des Duos - das im gesamten deutschen
Sprachraum Furore machte - in der "Münchner Lach- und Schießgesellschaft". 1982 trennte sich
das Duo, Schneyder tourte als Solo-Kabarettist durch Österreich und Deutschland.
Mit Beginn des Jahres 1996 beendete Werner Schneyder seine Karriere im Kleinkunst-Bereich um nach zwölf Jahren
mit dem Comeback-Programm 'Ich bin konservativ' "wortbrüchig" zu werden.
Werner Schneyder ist aber auch für seine literarischen Publikationen bekannt. Sein literarischer Weg begann
mit drei Taschenbüchern mit Politlyrik und Aphorismen. Daneben schrieb er den humoristischen Roman "Die
Unternehmungen des Herrn Hans". Aus den drei Paperbacks entstand der Auswahlband "Gelächter vor
dem Aus". Es folgten Satiren- und Erzählbände, das literarisches Porträt "Erich Kästner
- ein brauchbarer Autor", zwei Auswahlbände "Schreibzeit" und "Zeitspiel", der Bericht
über eine Theaterarbeit, "Meiningen oder die Liebe und das Theater", der Gedichtband "Reimzeit",
der Essayband "Ansichten eines Solisten", das Selbstporträt "Ich, Werner Schneyder - Meine
zwölf Leben", drei Jahre nach dem Tod seiner Frau Ilse "Krebs - Eine Nacherzählung". Zuletzt
erschienen ausgewählte Erzählungen, "Die Socken des Kritiker".
Werner Schneyder ist Mitglied des österreichischen PEN-Clubs und Träger zahlreicher Auszeichnungen, wie
dem Nestroy-Ring der Stadt Wien, dem Deutschen Kleinkunstpreis und dem Salzburger Stier (Ehrenpreis).
Das "Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse" zeichnet Persönlichkeiten
aus, die sich durch besonders hochstehende schöpferische bzw. anerkennenswerte Leistungen auf den Gebieten
der Wissenschaft oder der Kunst allgemeine Anerkennung und einen hervorragenden Namen erworben haben. |