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EU-Bericht zu Bankenstruktur |
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erstellt am
03. 10. 12
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Hochrangige Sachverständigengruppe zur Reformierung der EU-Bankenstruktur legt Bericht
vor
Brüssel (eu.europe) - Am 02.10. erhielt die Kommission den Bericht der Hochrangigen Sachverständigengruppe
zur Reformierung der EU-Bankenstruktur. Die Gruppe unter dem Vorsitz von Erkki Liikanen legte ihre wichtigsten
Erkenntnisse Michel Barnier, dem für Binnenmarkt und Dienstleistungen zuständigen Kommissionsmitglied,
vor.
Gouverneur Erkki Liikanen erklärte dazu: „Gegenstand des Berichts sind die Empfehlungen der Gruppe zu weiteren
Reformen des Bankensektors, einschließlich der Strukturreform. Aufbauend auf den bereits laufenden wesentlichen
Maßnahmen vertrete ich die Auffassung, dass die Empfehlungen der Gruppe nach ihrer Umsetzung ein sichereres,
solideres und wirksameres Bankensystem schaffen werden, das den Bedürfnissen der Bürger, der europäischen
Wirtschaft und des Binnenmarkts entgegen kommt.“
Das für Binnenmarkt und Dienstleistungen zuständige Kommissionsmitglied Michel Barnier führte aus:
„Ich möchte Erkki Liikanen und den Mitgliedern der Gruppe für ihre Arbeit danken. Hierbei handelt es
sich um einen wichtigen Bericht, der Informationen über unsere Politik auf dem Gebiet der Finanzmarktregulierung
enthält. In ihm werden die von den Banken in der Vergangenheit eingegangenen übermäßigen Risiken
hervorgehoben und wichtige Empfehlungen abgegeben, um sicherzustellen, dass die Banken im Interesse ihrer Kunden
handeln.“. Weiter meinte Michel Barnier: „Dieser Bericht wird Grundlage für unsere Überlegungen zu weiteren
Maßnahmen sein. Ich werde nun über die nächsten Schritte nachdenken, bei denen die Kommission die
Auswirkungen dieser Empfehlungen sowohl auf das Wachstum als auch auf die Sicherheit und Integrität der Finanzdienstleistungen
analysieren wird. Diese Fragen müssen wir im Lichte der Finanzmarktreformen prüfen, die ich bereits dem
Europäischen Parlament und dem Rat übermittelt habe".
Die Empfehlungen der Gruppe betreffen die folgenden fünf Bereiche:
- obligatorische Trennung des Eigenhandels von sonstigen wichtigen Handelstätigkeiten;
- mögliche zusätzliche Trennung von Tätigkeiten, die an den Sanierungs- und Abwicklungsplan von
Banken gebunden sind;
- mögliche Änderungen des Rückgriffs auf „Bail-in“-Instrumente als Abwicklungsmöglichkeit;
- Überprüfung der Eigenkapitalanforderungen an für den Handel gehaltene Vermögenswerte und
Hypothekenkredite sowie
- Ausbau der Governance und Kontrolle von Banken.
Für weitere Informationen ist eine Zusammenfassung des Berichts unter dem nachfolgend genannten Link abrufbar.
Hintergrund
Im November 2011 hat Kommissionsmitglied Barnier seinen Beschluss zur Einsetzung der Gruppe angekündigt. Er
bestellte Erkki Liikanen, Gouverneur der ‘Bank of Finland’ und ehemaliges Mitglied der Europäischen Kommission,
zu ihrem Vorsitzenden. Die Mitglieder wurden im Februar 2012 bestellt. Sie wurden aufgrund ihres technischen Sachverstands
und ihres beruflichen Hintergrunds ausgewählt und ad personam berufen.
Die Gruppe traf monatlich zusammen, lud verschiedene Interessenträger ein und organisierte im Mai eine öffentliche
Anhörung.
Ihr Mandat war es, darüber zu befinden, ob über die laufenden regulatorischen Reformen hinaus strukturelle
Reformen der EU-Banken die Finanzstabilität stärken und die Effizienz sowie den Verbraucherschutz verbessern
würden und ob in diesem Falle eventuell Empfehlungen abzugeben sind.
Mit dem diesem Bericht ist das Mandat der Gruppe abgeschlossen.
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Schieder begrüßt Vorschläge der EU-Bankenreformgruppe
Abspaltung von Hochrisikogeschäft sinnvoll
Wien (sk) - "Die Vorschläge gehen in die richtige Richtung, um das Risiko, das vom Bankensektor
ausgeht, wieder zu verringern", sagte Finanzstaatssekretär Andreas Schieder zu den Vorschlägen der
EU-Bankenreformgruppe. Kernelement der Vorschläge ist die Trennung von Hochrisikogeschäften und dem Einlagen-
und Kreditgeschäft. "Der Grundgedanke dahinter ist, dass es innerhalb der Bank eine klare Trennung zwischen
den einzelnen Geschäftsbereichen geben muss. So soll sichergestellt werden, dass einzelne Bereiche innerhalb
der Bank abgewickelt werden können, ohne die restliche Bank und andere Institute zu gefährden",
so Schieder.
Auch das Bankeninsolvenzrecht ist ein wichtiges Element der Vorschläge. "Unser politisches Ziel ist in
erster Linie das Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler zu schützen und zu verhindern, dass riskante
Geschäfte einzelner Banken gleich das gesamte Finanzsystem gefährden. In diesem Sinne gehen die Vorschläge
zur Reform des Bankensektors ganz klar in die richtige Richtung", so Schieder. Und weiter: "Die Krise
hat gezeigt, wohin vollkommen unregulierte Finanzmärkte führen. Es ist wichtig für die Stabilität
der europäischen Volkswirtschaft, dass es jetzt in dieser Frage endlich ein Umdenken gibt und wir wieder vernünftige
Regulierungen schaffen." Auch in Österreich ist die Umsetzung einer strengeren Finanzmarktregulierung
geboten. In diesem Zusammenhang steht für Schieder auch die Forderung nach der Umsetzung einer europäischen
Finanztransaktionssteuer, die kurzfristige Spekulation weniger attraktiv macht. |
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Strache: Freiheitliche Forderungen zu Bankentrennung setzen sich auch auf EU-Ebene durch
Trennung des Bankgeschäftes in Geschäfts- und Investmentbanke
Wien (fpd) - Mit der Bankenreform befasste sich FPÖ-Bundesparteiobmann HC Strache in seiner
Pressekonferenz am 03.10. und bezog sich dabei auch auf die Aussagen des deutschen SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück.
Steinbrück habe nämlich Pläne für eine Bankenreform vorgelegt, die in weiten Teilen bereits
von der FPÖ eingefordert worden seien, und zwar schon seit Beginn der Krise im Jahr 2008, so Strache. Steinbrück
will beispielsweise ein Trennbankensystem einführen. Das klassische Kredit- und Einlagengeschäft wäre
dann getrennt vom Investmentbanking. Auf diese Weise will Steinbrück verhindern, dass Verluste aus Investmentgeschäften
auf den Rest einer Bank übergreifen und ein ganzes Institut in den Abgrund reißen. Nur noch das Investmentbanking
soll laut Steinbrück im Krisenfall pleitegehen, der Staat müsste nicht für die gesamte Bank mit
allen Einlagen der Sparer garantieren. Unter dem Dach einer Holding-Gesellschaft könnten beide rechtlich getrennten
Bereiche weiterhin gefahrlos miteinander verbunden sein.
"Wir fordern ja schon lang eine Trennung des Bankgeschäftes in Geschäfts- und Investmentbanken",
so Strache. "Das ist dringend erforderlich. Hier würde es nämlich die Schuldigen treffen, denn die
Bankinstitute haben mit ihrem internationalen Investmentbanking-Bereich gigantische Kreditblasen erzeugt und damit
gewaltige Gewinne eingefahren - bis diese künstlichen Blasen geplatzt sind." Die Rechnung dieser Finanzkrise
bekämen aber nicht die Verursacher - also Bankhäuser und Hedgefonds - präsentiert, sondern der gewöhnliche
Steuerzahler, so auch geschehen in Österreich.
"Generell gilt, dass Geschäftsbanken für die Wirtschaft von essentieller Bedeutung sind. Ihre Existenz
muss gesichert sein", erläuterte Strache weiter. "Investmentbanken hingegen sind Unternehmen wie
andere auch. Bei Misserfolg scheiden sie aus der Wirtschaft aus, ohne dass dies die Funktionsfähigkeit des
Bankgrundgeschäfts beeinträchtigen würde." Um in Zukunft zu vermeiden, dass es zu Banken bail-outs
komme, müsse daher das Bankgeschäft getrennt werden.
Zudem brauche es endlich eine Banken-Konkursordnung, forderte Strache. "Derzeit sind die Banken derartig groß,
dass deren Konkurs unser gesamtes Wirtschaftssystem ins Wanken bringt oder gar zerstören kann. Es widerspricht
aber dem Prinzip der freien Marktwirtschaft, dass eine Bank so groß wird, dass sie nicht fallen gelassen
werden kann. Es wäre daher höchst an der Zeit, die notwendigen Voraussetzungen dafür zu schaffen,
dass mittels Bankenkonkursordnung auch Banken in Konkurs gehen können. Es sind ja selbst mehr Kontrollrechte
für die FMA und die OeNB im Grunde wert- und gegenstandslos, wenn am Ende ein Scheitern verunmöglicht
wird. Egal, was bei der Bankenaufsicht für ein Ergebnis herauskommt, wirkliche Konsequenzen bis hin zum Konkurs
gibt es derzeit nicht. Das bedeutet auch, dass diese Institute sowie deren Eigentümer und Vorstände im
Falle von eigenem Fehlverhalten die ganze Gesellschaft in Geiselhaft nehmen können, wie das ja auch passiert
ist."
Ein anderer interessanter Aspekt bei Steinbrück sei auch noch, dass er Änderungen bei der Bezahlung von
Bankern fordere. "Es ist auch unserer Ansicht nach höchst an der Zeit, eine Gehaltsdeckelung für
Bankmanager einzuführen", so Strache. "Diese haben nämlich genau gar nichts gelernt aus der
Krise - es wird weiter mit dem Geld der Sparer gezockt, als wäre nichts gewesen. Und die Gehälter sind
nach wie vor atemberaubend. Einen ersten entsprechenden Antrag zur Deckelung haben wir im Nationalrat bereits am
10. Dezember 2008 eingebracht, und zwar Höhe des Einkommens des Bundeskanzlers."
Dass in Deutschland jetzt ein erstes Umdenken in diese Richtung stattfinde, sei erfreulich, vermerkte Strache.
Gestern habe dann auch noch eine hochrangige Gruppe zur Reform des Bankensektors unter Leitung des finnischen Notenbankchefs
Erkki Liikanen der EU-Kommission ihre Vorschläge für ein krisenfesteres Finanzsystem in Europa vorgelegt.
Kernpunkt der Empfehlungen sei eine verpflichtende Trennung des Eigenhandels der Banken mit Hochrisikogeschäften
vom Privatkundengeschäft. |
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