Bank Austria Konjunkturindikator setzt Abwärtstrend fort und sinkt das vierte Mal in Folge
auf minus 1,2 Punkte – den tiefsten Wert seit Mitte 2009
Wien (ba) - Nach der spürbaren Verlangsamung der Wachstumsdynamik im bisherigen Jahresverlauf
schaltet die österreichische Wirtschaft im beginnenden Herbst noch einen Gang zurück. „Der aktuelle Bank
Austria Konjunkturindikator ist im September abermals gesunken. Das Tempo des Rückgangs blieb gegenüber
dem Vormonat zwar stabil, mit minus 1,2 Punkten ergibt sich nunmehr jedoch der niedrigste Indikatorwert seit mehr
als drei Jahren“, so der Chefvolkswirt der Bank Austria, Stefan Bruckbauer. Der Konjunkturmotor gerät angesichts
der schwachen Nachfrage aus vielen europäischen Ländern nun auch in Österreich spürbar ins
Stottern. Dennoch ist die Lage in Österreich weiterhin deutlich günstiger als in den meisten anderen
Ländern der Eurozone. „Der Bank Austria Konjunkturindikator liegt nun bereits den vierten Monat in Folge im
negativen Bereich. Das lässt für die zweite Jahreshälfte 2012 eine Stagnation erwarten und signalisiert
auch eine schwache wirtschaftliche Entwicklung über den Jahreswechsel hinaus“, analysiert Bruckbauer.
Der Bank Austria Konjunkturindikator ist im September vor allem aufgrund der sich auf breiter Basis verschlechternden
Vertrauensindikatoren weiter gesunken. Die rasante Eintrübung der Stimmung unter den österreichischen
Verbrauchern hat sich im Gleichschritt mit ungünstigeren Arbeitsmarktdaten fortgesetzt. Aufgrund negativer
Vorgaben aus den Handelspartnerländern hat auch die Geschäftseinschätzung der heimischen Industrie
abgenommen. „Sowohl bei den österreichischen Verbrauchern als auch den heimischen Produzenten erfolgte bislang
keine Trendwende der Stimmungstalfahrt, die im Mai dieses Jahres eingesetzt hat. Die Weichenstellungen zur Lösung
der Eurokrise haben zwar auf den Kapital- und Devisenmärkten zu einer ersten Beruhigung geführt, in der
realen Wirtschaft blieb die Stimmung davon bislang noch unberührt“, sagt Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
In den vergangenen Monaten hat sich nicht nur in Österreich eine zunehmende Abweichung zwischen schwachen
Umfragewerten und zumindest günstigeren realen Wirtschaftsdaten gezeigt. Obwohl sich die Verbraucherstimmung
stark eingetrübt hat, weist der Einzelhandel bisher weiterhin eine leichte Wachstumstendenz auf. Auch die
vorliegenden harten Daten zur Industrieproduktion bzw. dem Außenhandel zeigen trotz der markanten Verschlechterung
des Industrievertrauens eine relativ stabile Entwicklung. Aufgrund des hohen Anteils von Stimmungsindikatoren dürfte
der Rückgang des Bank Austria Konjunkturindikators in den vergangenen Monaten die tatsächliche Konjunkturabkühlung
überschätzen. Dazu Pudschedl: „Trotzdem die österreichische Wirtschaft zwar bereits den Wachstumspfad
verlassen hat und sich das Stimmungsumfeld weiter verschlechtert hat, gehen wir nicht davon aus, dass eine Rezession
eintreten wird. Wir erwarten weiterhin einen Anstieg des BIP im Gesamtjahr 2012 von maximal 1 Prozent.“
Die ausgeprägten Sparbemühungen vieler Euroländer werden nun auch auf europäischer Ebene durch
die Europäische Zentralbank im Rahmen des neu geschaffenen Anleihenankaufsprogramms (Outright Monetary Transactions
– OMT-Programm), durch den Rettungsschirm ESM und die beschlossene Bankenunion abgesichert. Damit ist das Risiko
einer erneuten Eskalation der Eurokrise deutlich gesunken. „Noch scheint die Wirtschaft den Erfolgen bei der Stabilisierung
des Euroraums nicht zu trauen. Dies wird noch einige Zeit benötigen, dann erwarten wir jedoch eine erkennbare
Stimmungsverbesserung. Die Rückkehr auf einen kräftigen und anhaltenden Wachstumskurs wird allerdings
nur zögerlich erfolgen und die Konjunkturflaute über den Jahreswechsel hinaus anhalten“, so Bruckbauer
über die weitere Entwicklung. Für das Jahr 2013 gehen die Bank Austria Ökonomen insgesamt gegenüber
dem laufenden Jahr von einem etwas höheren Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent aus. Das steigende Vertrauen
wird sich im Jahresverlauf 2013 in einer allmählichen, wenn auch verhaltenen Belebung der Investitionstätigkeit
niederschlagen. Unterstützend könnten dabei erste Anzeichen einer Stabilisierung der Konjunktur im Euroraum
wirken sowie eine steigende US-Nachfrage, welche für einen baldigen Aufwind der heimischen Exportwirtschaft
sorgt. Bruckbauer abschließend: „Die wirtschaftliche Dynamik in Österreich wird im kommenden Jahr angesichts
der zwar abnehmenden, aber immer noch vorhandenen fiskalischen Herausforderungen zur Schuldenkonsolidierung in
ganz Europa, weiterhin begrenzt bleiben. Das Potenzialwachstum von knapp über 2 Prozent bleibt damit vorläufig
außer Reichweite.“ |