Konjunktur im Stimmungstief – Aufhellung erst im nächsten Jahr   

erstellt am
15. 10. 12

Bank Austria Konjunkturindikator setzt Abwärtstrend fort und sinkt das vierte Mal in Folge auf minus 1,2 Punkte – den tiefsten Wert seit Mitte 2009
Wien (ba) - Nach der spürbaren Verlangsamung der Wachstumsdynamik im bisherigen Jahresverlauf schaltet die österreichische Wirtschaft im beginnenden Herbst noch einen Gang zurück. „Der aktuelle Bank Austria Konjunkturindikator ist im September abermals gesunken. Das Tempo des Rückgangs blieb gegenüber dem Vormonat zwar stabil, mit minus 1,2 Punkten ergibt sich nunmehr jedoch der niedrigste Indikatorwert seit mehr als drei Jahren“, so der Chefvolkswirt der Bank Austria, Stefan Bruckbauer. Der Konjunkturmotor gerät angesichts der schwachen Nachfrage aus vielen europäischen Ländern nun auch in Österreich spürbar ins Stottern. Dennoch ist die Lage in Österreich weiterhin deutlich günstiger als in den meisten anderen Ländern der Eurozone. „Der Bank Austria Konjunkturindikator liegt nun bereits den vierten Monat in Folge im negativen Bereich. Das lässt für die zweite Jahreshälfte 2012 eine Stagnation erwarten und signalisiert auch eine schwache wirtschaftliche Entwicklung über den Jahreswechsel hinaus“, analysiert Bruckbauer.

Der Bank Austria Konjunkturindikator ist im September vor allem aufgrund der sich auf breiter Basis verschlechternden Vertrauensindikatoren weiter gesunken. Die rasante Eintrübung der Stimmung unter den österreichischen Verbrauchern hat sich im Gleichschritt mit ungünstigeren Arbeitsmarktdaten fortgesetzt. Aufgrund negativer Vorgaben aus den Handelspartnerländern hat auch die Geschäftseinschätzung der heimischen Industrie abgenommen. „Sowohl bei den österreichischen Verbrauchern als auch den heimischen Produzenten erfolgte bislang keine Trendwende der Stimmungstalfahrt, die im Mai dieses Jahres eingesetzt hat. Die Weichenstellungen zur Lösung der Eurokrise haben zwar auf den Kapital- und Devisenmärkten zu einer ersten Beruhigung geführt, in der realen Wirtschaft blieb die Stimmung davon bislang noch unberührt“, sagt Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

In den vergangenen Monaten hat sich nicht nur in Österreich eine zunehmende Abweichung zwischen schwachen Umfragewerten und zumindest günstigeren realen Wirtschaftsdaten gezeigt. Obwohl sich die Verbraucherstimmung stark eingetrübt hat, weist der Einzelhandel bisher weiterhin eine leichte Wachstumstendenz auf. Auch die vorliegenden harten Daten zur Industrieproduktion bzw. dem Außenhandel zeigen trotz der markanten Verschlechterung des Industrievertrauens eine relativ stabile Entwicklung. Aufgrund des hohen Anteils von Stimmungsindikatoren dürfte der Rückgang des Bank Austria Konjunkturindikators in den vergangenen Monaten die tatsächliche Konjunkturabkühlung überschätzen. Dazu Pudschedl: „Trotzdem die österreichische Wirtschaft zwar bereits den Wachstumspfad verlassen hat und sich das Stimmungsumfeld weiter verschlechtert hat, gehen wir nicht davon aus, dass eine Rezession eintreten wird. Wir erwarten weiterhin einen Anstieg des BIP im Gesamtjahr 2012 von maximal 1 Prozent.“

Die ausgeprägten Sparbemühungen vieler Euroländer werden nun auch auf europäischer Ebene durch die Europäische Zentralbank im Rahmen des neu geschaffenen Anleihenankaufsprogramms (Outright Monetary Transactions – OMT-Programm), durch den Rettungsschirm ESM und die beschlossene Bankenunion abgesichert. Damit ist das Risiko einer erneuten Eskalation der Eurokrise deutlich gesunken. „Noch scheint die Wirtschaft den Erfolgen bei der Stabilisierung des Euroraums nicht zu trauen. Dies wird noch einige Zeit benötigen, dann erwarten wir jedoch eine erkennbare Stimmungsverbesserung. Die Rückkehr auf einen kräftigen und anhaltenden Wachstumskurs wird allerdings nur zögerlich erfolgen und die Konjunkturflaute über den Jahreswechsel hinaus anhalten“, so Bruckbauer über die weitere Entwicklung. Für das Jahr 2013 gehen die Bank Austria Ökonomen insgesamt gegenüber dem laufenden Jahr von einem etwas höheren Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent aus. Das steigende Vertrauen wird sich im Jahresverlauf 2013 in einer allmählichen, wenn auch verhaltenen Belebung der Investitionstätigkeit niederschlagen. Unterstützend könnten dabei erste Anzeichen einer Stabilisierung der Konjunktur im Euroraum wirken sowie eine steigende US-Nachfrage, welche für einen baldigen Aufwind der heimischen Exportwirtschaft sorgt. Bruckbauer abschließend: „Die wirtschaftliche Dynamik in Österreich wird im kommenden Jahr angesichts der zwar abnehmenden, aber immer noch vorhandenen fiskalischen Herausforderungen zur Schuldenkonsolidierung in ganz Europa, weiterhin begrenzt bleiben. Das Potenzialwachstum von knapp über 2 Prozent bleibt damit vorläufig außer Reichweite.“
     
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