Über 200 Leseveranstaltungen beim größten Literaturfestival in Oberösterreich
Linz (lk) - Vom 15. bis 21. Oktober 2012 findet zum siebten Mal das größte Literaturfestival
Österreichs statt: Unter dem Titel "Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek" laden Bibliotheken
in ganz Österreich wieder zu tausenden Veranstaltungen rund um das Lesen ein.
Die Lust aufs Lesen wecken
Ziel der Kampagne ist es, den Stellenwert des Lesens und der Bibliotheken in der Gesellschaft zu steigern.
Gerade die oberösterreichischen Bibliotheken wecken mit über 200 Veranstaltungen die Lust aufs Lesen.
Mit dabei sind Gemeinde- und Pfarrbibliotheken, Schulbibliotheken, die Landesbibliothek, Universitätsbibliotheken
und die Österreichische Nationalbibliothek. Lesungen, Literaturwanderungen, Bilderbuchkinos, Lesenächte,
Literatur-Cafés, Buchausstellungen und viele weitere Aktivitäten laden zum Besuch ein. Der Schwerpunkt
in diesem Jahr ist der Belletristik gewidmet: Eine Vielzahl renommierter Autorinnen und Autoren aus Oberösterreich
und aus Österreich wird im Rahmen der Kampagne in den Bibliotheken lesen.
Mit "Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek" starteten die österreichischen Bibliotheken 2006
eine Kampagne, die es in dieser Dimension bislang nicht gegeben hatte. Das Erfolgskonzept ist ein qualitätsvolles
Veranstaltungsprogramm in den Bibliotheken, gepaart mit einer professionellen Werbekampagne in österreichischen
Printmedien. Die Kampagne war bereits beim Start ein großer Erfolg, das Literaturfestival wurde in den Folgejahren
Schritt für Schritt ausgebaut und weiter verbessert.
Die Aktion "Österreich liest" wurde auf ganz besondere Art gewürdigt: 2008 wurde der Staatspreis
für Public Relations an den BVÖ für "Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek" verliehen.
Ein sensationeller Erfolg für die Bibliotheken und eine große Motivation, diesen erfolgreichen Weg der
Leseförderung weiterzugehen.
Ziel der Kampagne ist es,
- das größte Literaturfestival Österreichs zu schaffen,
- das Lesen und die Bibliotheken in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu stellen,
- Werbung für das Lesen zu machen,
- Bibliotheken als Bildungs- und Kultureinrichtungen zu positionieren,
- Literatur- und Autorenförderung zu betreiben,
- Lesen ein lustvolles und positives Image zu verleihen,
- neue Leserinnen und Leser zu gewinnen
und damit vor allem Freude für das Lesen zu wecken.
"Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek" ist zu einem Fixpunkt in der oberösterreichischen
Literatur- und Bibliotheksszene geworden. Die Kampagne ist aber nicht nur zum größten Literatur- und
Lesefestival des Landes avanciert, sondern auch ein unabdingbares bibliothekspolitisches Marketinginstrument und
Sprachrohr für die Leseförderungseinrichtung Bibliothek.
"Bibliotheken sind keine Häuser für Bücher, Bibliotheken sind Häuser für Menschen"
zitiert LH Dr. Josef Pühringer den Generaldirektor der Dänischen Nationalbehörde für Bibliotheken,
Jens Thorauge. Und deshalb ist es wichtig, so der Landeshauptmann und Kulturreferent, "dass die Leserinnen
und Leser nicht nur als virtuelle Kunden oder "Datenbanknutzer" die Bibliothek via Datennetz frequentieren,
sondern dass sie auch als Besucher/innen in einem realen, wunderschön umgebauten Haus wie der Oö. Landesbibliothek
mit einer angenehmen Atmosphäre präsent sind, wo die Begegnung mit Kultur, mit Wissen auch immer zu einem
realen Erlebnis wird". Der reale Ort der Bibliothek ermöglicht den Leserinnen und Lesern aber nicht nur
den Konsum von Büchern und Literatur, sondern, der Besuch einer Bibliothek und der Besuch von Leseveranstaltungen
ist auch Begegnung mit den Menschen auf der Bühne und mit gleichgesinnten Leseinteressierten.
Auch wenn die Zukunft des digitalen Lesens auf Computerbildschirmen und elektronischen Lesegeräten weit fortgeschritten
ist und noch fortschreiten wird, so sehnen sich die Menschen doch nach einem realen Raum, an dem die Beschäftigung
mit Kultur und Wissen im Mittelpunkt steht. Damit die Vermittlung von Buch und Inhalt aber gelingt, dazu braucht
es auch außergewöhnliche Autorinnen und Autoren, es braucht Künstler, Wissenschafter und Vortragende,
die diese Literatur oder den Inhalt eines Sachbuches auch zu vermitteln vermögen. Das neue Atrium in der Landesbibliothek
ist in den Jahren seit der Wiedereröffnung des Hauses deshalb auch zu einem Forum für Künstler,
Schauspieler und Wissenschafter geworden: Universitätsprofessoren wie Rudolf Taschner, Roland Girtler oder
Roman Sandgruber haben referiert, Schauspieler wie Ferry Öllinger oder Markus Hering haben gelesen, wortgewaltige
Schriftsteller wie der ehemalige Abt von Stift Heiligenkreuz, Gregor Henkel-Donnersmark hat seine Thesen vorgetragen
und Psychotherapeutin Rotraud Perner hat über die Anzeichen des Burnouts gesprochen. Auch Dichterinnen wie
die Innviertlerin Monika Krautgartner oder die Jugendbuchpreisträgerin Gabi Kreslehner haben das Publikum
begeistert oder verzaubert…
Anders als im angloamerikansichen Raum ist im deutschen Sprachraum die Unterscheidung zwischen öffentlichen
Büchereien und wissenschaftlichen Bibliotheken stark verankert. Mit der Aktion "Österreich liest"
überwinden die Bibliotheken diese Trennung, die für die meisten Leserinnen und Leser ohnehin nicht existent
ist. Von der Pfarr- und Gemeindebücherei, über die Schulbibliotheken, die Landes- und Universitätsbibliotheken
bis hin zur Nationalbibliothek haben fast alle Bibliotheken ein spezielles Veranstaltungsangebot für diese
Woche. Der Herbst ist auch traditionell die Jahreszeit, in der wieder gerne ein Buch zur Hand genommen wird, oder
man sich ein eBook auf den Computer herunter lädt. Die Verlage haben eben ihre Neuerscheinungen auf der Frankfurter
Buchmesse präsentiert und die Zeit des Schenkens naht, die ja immer auch eine Zeit des Bücherschenkens
ist.
Lesen hat nach wie vor einen hohen Stellenwert im Freizeitverhalten
Das Lesen von Büchern hat nach wie vor einen hohen Stellenwert in der Freizeitbeschäftigung.
Besonders bei Frauen stehen Bücher hoch im Kurs. Das ergibt eine aktuelle Untersuchung des IFT Institut für
Freizeit- und Tourismusforschung über das Freizeitverhalten der ÖsterreicherInnen aus 2011.
Das IFT untersucht das Freizeitverhalten in Österreich kontinuierlich seit 30 Jahren. Institutsleiter Peter
Zellmann erklärte, dass im Freizeitverhalten der Österreicher/innen erstmals seit vielen Jahren auch
bei den beliebtesten Aktivitäten Verschiebungen feststellbar seien. Die Angaben beziehen sich auf eine repräsentative
Befragung von 1.032 Österreicher/innen ab 15 Jahren durch die Spectra Marktforschung (Linz) im September 2011.
Neue Medien immer beliebter
Der passive Medienkonsum (zum Beispiel über Fernsehen, Radio, Zeitung, Telefon oder Internet) macht
den größten Teil der regelmäßigen Freizeitaktivitäten aus. Die Nutzung der klassischen
Medien wie Fernsehen, Radio und Zeitung hat 2011 im Vergleich zu den Vorjahren allerdings etwas abgenommen, die
Nutzung der neuen Medien wie Handy, Internet und E-Mail hat dagegen weiter leicht zugenommen:
- 88 Prozent der Österreicher/innen sehen regelmäßig fern (2009: 94 Prozent)
- 70 Prozent lesen regelmäßig Zeitungen, Zeitschriften oder Illustrierte (2009: 75 Prozent)
- 43 Prozent schreiben und lesen regelmäßig in ihrer Freizeit E-Mails (2009: 41 Prozent)
- 39 Prozent nutzen regelmäßig das Internet (2009: 38 Prozent)
Fernsehen und Radio verlieren insgesamt vor allem bei den jüngeren Österreicher/innen an Stellenwert,
sodass eine allmähliche Ablösung dieser Medien durch Internetdienste vermutet werden kann.
Besonders Frauen lesen mehr
45 Prozent der Österreicher/innen (m/w) lesen mehrmals pro Monat ein Buch (2009: 39 Prozent). Zurückzuführen
ist dies vor allem auf eine Zunahme der Leser/innen: Während 56 Prozent der Frauen regelmäßig Bücher
lesen (2009: 49 Prozent), sind es bei den Männern nur 32 Prozent (2009: 30 Prozent).
Sinkende Lesekompetenz bei Kindern mit hohem Computergebrauch
Geringe Lesefähigkeiten haben Kinder indirekt dem Computer zu verdanken. Zumindest sinken die Fertigkeiten
junger Schüler/innen seit seinem Einzug in ihre Haushalte. Der erhöhte Gebrauch des PCs in der Freizeit
hält den Nachwuchs vom Lesen ab. Wie die Universität Göteborg in einer länderübergreifenden
Langzeitstudie aufzeigt (http://www.gu.se), haben sich die Gewohnheiten der Kids seit 1970 stark verändert
- mit negativen Auswirkungen auf ihr Lesevermögen. Sie lassen Bücher eher im Regal stehen, während
sie ihre Zeit vermehrt dem Computer widmen.
Höherer Computer-Gebrauch - geringere Lesekompetenz
Insbesondere mittelmäßige bis gute Leser im Alter von neun bis zehn Jahren haben seit dem Vormarsch
des PCs an Kompetenz verloren. Zwar verbesserten sich ihre Fertigkeiten etwa in Ungarn oder Italien auch nach 1991
stetig. In Schweden und den USA fielen sie hingegen rapide. In dem Zeitraum veränderten sich sowohl Schulsysteme,
die Gesellschaft insgesamt, wie auch die Freizeit-Aktivitäten der Schüler im Speziellen.
Das Freizeitverhalten von Kindern hat sich mit dem Einzug des Computers derart verändert, dass sich ihre Lesefähigkeiten
nicht in gleichem Ausmaß entwickelten als zuvor, sagt Universitätsprofessorin Monica Rosén. Durch
den Ländervergleich wird der Expertin zufolge deutlich, dass die Kompetenz mit dem steigenden Computer-Nutzen
fällt. Allerdings beeinträchtigen nicht die Aktivitäten an sich, für die der PC verwendet wird,
sondern vielmehr der Mangel an Zeit, für den er verantwortlich ist, die Lesefertigkeiten bei Kindern.
Die Aktion "Österreich liest" mit ihren dutzenden Programmen speziell für Kinder ist somit
ein wichtiger Impuls, um diesem Trend gegenzusteuern.
Bibliotheksarbeit wird vorwiegend ehrenamtlich geleistet
In 240 der 303 öffentlichen Bibliotheken in Oberösterreich wird die Arbeit ausschließlich
von Frauen und Männern in ihrer Freizeit geleistet. Aber auch in den anderen 60 Bibliotheken kommen häufig
freiwillige Mitarbeiter zum Einsatz, weil es nur eine hauptamtliche oder nebenberufliche Bibliotheksleitung gibt,
die den gesamten Bibliotheksbetrieb alleine nicht bewältigen kann. Pro Bibliothek sind im Durchschnitt acht
Frauen und ein Mann tätig, von denen jede/r wiederum vier Stunden ihrer Zeit in Aus- und Fortbildung investiert.
Wesentlich mehr Stunden verbringen sie in der Bibliothek, beim Medienankauf, bei der Einarbeitung und mit Veranstaltungen.
Ein Drittel aller öffentlichen Bibliotheken in Oberösterreich sind Einrichtungen von katholischen Pfarren
oder werden von Pfarren und Gemeinden gemeinsam getragen. Diese 200 öffentlichen Bibliotheken bieten 1.040.344
Medien zum Verleih an und werden von 2212 ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen betreut, wobei der Frauenanteil bei
etwa 90 Prozent liegt.
Die Entlehnungen sind 2011 gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen, während die Benutzer/innen geringfügig
weniger geworden sind. Insgesamt wurden in den 200 Bibliotheken von 69.900 Benutzer/innen, die zu 80 Prozent weiblich
sind, 1.388.464 Entlehnungen gemacht. Das sind im Durchschnitt 20 Medien pro Benutzer/in.
Nach wie vor werden die kleinen Bibliotheken auf dem Land überdurchschnittlich genutzt. 10 Prozent der Oberösterreicher/innen
benützen öffentliche Bibliotheken. Bei den kirchlichen Bibliotheken sind es 14 Prozent der Bevölkerung
in den Gemeinden, in denen es eine solche Bibliothek gibt.
Seit dem Jahr 2004 hat sich die Zahl der Veranstaltungen in den öffentlichen Bibliotheken verdoppelt. Im
Jahr 2011 hat es in den kirchlich und kooperativ getragenen öffentlichen Bibliotheken in Oberösterreich
1955 Veranstaltungen gegeben, die von 94.000 Personen besucht wurden. Die Angebotspalette ist sehr groß.
Sie reicht von literarischen Lesungen bis zu gesellschaftspolitischen Vorträgen, von Märchenwanderungen
bis zu Lesenächten und Workshops und Kursen für Kinder wie auch für Erwachsene. Besuche von Kindergarten-
und Schulkindern in den Bibliotheken sind hier nicht eingerechnet. Ein Teil dieser Veranstaltungen wird jährlich
auch im Rahmen der Aktion "Österreich liest" durchgeführt.
Erzähltheater "Grimmige Geschichten" zum 200. Geburtstag von "Grimms Märchen"
So ein Ereignis ist zum Beispiel der Auftritt von Birgit Lehner am Dienstag, 16. Oktober im Atrium der Oö.
Landesbibliothek. Ganz schön schaurig und buchstäblich grimmig sind viele Geschichten aus der berühmten
Sammlung der Brüder Grimm.
In diesem Programm wird ihr blutroter Faden aufgenommen und zu einem schillernden Gehirn-Gespinst aus abgründigen
Alpträumen und aberwitzigen Ammenmärchen versponnen. 1812, vor bald 200 Jahren, veröffentlichten
die Gebrüder Grimm die erste Ausgabe ihrer "Kinder- und Hausmärchen" und setzten damit eine
in der deutschsprachigen Literatur beispiellose Erfolgsgeschichte in Gang.
Birgit Lehner, geboren in Leonding, wohnt in Wien. Sie ist ausgebildete Schauspielerin und Kulturjournalistin.
Lehner: "Geschichten hören heißt, den Lärm des Alltags abstellen, um auf die innere Stimme
zu lauschen, die die Erzählung wieder zum Schwingen bringt. Das Alltagstempo entschleunigen, um den eigenen
Rhythmus wieder zu spüren. Sich als Individuum fühlen und doch in einer Gemeinschaft aufgehoben".
Geschichten-erzählen ist ein kreativer Prozess, der in die Tiefe geht. Es setzt im Zuhörer eigene innere
Bilder frei, es stiftet Verbundenheit mit Menschen, Zeiten, Orten und dem Unsichtbaren hinter der materiellen Welt.
"Kindern erzählt man Geschichten zum Einschlafen, Erwachsenen damit sie aufwachen", lautet ein Zitat
von Jorge Bucay.
Bei der Präsentation von Lasingers fünftem Buch vor zwei Jahren platzte das Atrium in der Landesbibliothek
fast aus den Nähten. Am Donnerstag, 18. Oktober präsentiert er sein nunmehr sechstes Buch unter dem Titel
"Wodawö". Lasinger ist wieder der Mundart auf der Spur, er schreibt wie er redet, abseits älterer
Mundartklischees ist Lasinger bissig und abgründig, bodenständig und manchmal auch überzeichnend.
Über 200 Veranstaltungen in einer Woche
In der Veranstaltungsdatenbank auf der Internet-Seite der Aktion "Österreich liest" sind
allein in Oberösterreich über 200 Veranstaltungen verzeichnet. Ein Zeichen, dass die Bibliothekarinnen
und Bibliothekare, in der Mehrzahl ohnehin ehrenamtlich, ein enormes Engagement mitbringen um sich für das
Lesen und die Erhöhung der Lesekompetenz einzusetzen.
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