Französische Abgeordnete besuchen das Parlament
Wien (pk) - Im Zeichen der von beiden Seiten unterstrichenen ausgezeichneten bilateralen Beziehungen
stand am 11.10. ein Treffen von französischen und österreichischen Mandataren aus dem Kreis der französisch-österreichischen
parlamentarischen Gruppe im Hohen Haus. André Trillard, der die Delegation des französischen Senats
anführte, zeigte sich beeindruckt von den wirtschaftlichen und sozialen Eckdaten Österreichs, sprach
die niedrige Jugendarbeitslosigkeit, das Schulwesen und die Effizienz des Sozialsystems an und meinte, der Vergleich
mit Österreich zeige, dass Frankreich in manchen Bereichen "einen gewissen Rückstand" habe.
Breiten Raum in dem Gespräch, das auf österreichischer Seite vom Abgeordneten Josef Cap (S) in dessen
Funktion als Obmann der österreichisch-französischen parlamentarischen Gruppe geleitet wurde, nahm die
aktuelle Situation in der Europäischen Union ein. André Trillard nahm auf die Achse Paris-Berlin Bezug
und betonte, diese sei in der Zeit der Krise unverzichtbar gewesen, langfristig gelte es aber, das Entstehen einer
Bipolarität in der Union zu vermeiden, Europa sollte wieder zu einem gemeinsamen Ort aller seiner Mitgliedstaaten
werden. Was die gegenwärtigen Spannungen im Euro-Raum betrifft, bemerkte Trillard, es gehe nicht darum, alle
gleich zu machen, vielmehr sollte jeder sein Bestes zu Europa beitragen. Insgesamt wünschten die französischen
Gäste auch eine Vertiefung der Beziehungen zwischen Frankreich und Österreich, zumal, wie Trillard zu
bedenken gab, beide Länder zahlreiche gemeinsame Interessensschwerpunkte aufweisen.
Abgeordneter Josef Cap plädierte dafür, im Sinne einer besseren Balance die Achse Berlin-Paris um Wien
und andere interessierte Partner zu ergänzen, und fügte an, die Impulse in der Union sollten nicht nur
von einer einzigen Hauptstadt ausgehen. Klar war für Cap, dass es einer gemeinsamen Kraftanstrengung in Richtung
Wachstum, Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit bedarf, damit Europa wieder eine führende Rolle
in der Welt spielen kann.
Weiteres Thema des Meinungsaustausches war die Frage Wehrpflicht/Berufsheer, die vom Abgeordneten Peter Westenthaler
(B) zur Sprache gebracht wurde. Trillard erinnerte an die Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht in Frankreich
unter Präsident Chirac, beurteilte die seither gemachten Erfahrungen als positiv und argumentierte vor allem,
das Berufsheer biete eine bessere Ausbildung und bessere soziale Aufstiegschancen.
Die französische Delegation wird morgen abermals im Parlament erwartet und dabei zu Gesprächen mit dem
Obmann des Finanzausschusses, dem Abgeordnetem Günther Stummvoll (V), zusammentreffen. |