U-Bahn Garnituren werden in Wien Simmering und München-Allach
gefertigt
Wien (siemens) - Im Werk Wien Simmering hat die Siemens-Division Rail Systems den Stadtwerken München
(SWM) den ersten lackierten Wagenkasten der neuen U-Bahn für die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG)
vorgestellt. Es handelt sich dabei um das Kopfteil des ersten von 21 sechsteiligen Gliederzügen vom Typ C2,
die SWM/MVG Ende 2010 – als bisher größte Fahrzeugbeschaffung in der Geschichte der Münchner U-Bahn
– bei Siemens in Auftrag gegeben hatten. Das Investitionsvolumen liegt bei rund 185 Millionen Euro. Gleichzeitig
sicherten sich SWM/MVG zwei Optionen auf jeweils 23 weitere U-Bahnen mit insgesamt 276 Wagen; diese können
bis 2016 bzw. 2020 in Festbestellungen umgewandelt werden. Die Gesamtinvestitionen beliefen sich dann auf circa
550 Millionen Euro. Produziert werden die Züge in den Siemens-Werken Wien Simmering sowie in München-Allach.
Die Fahrwerke und Drehgestelle für die Fahrzeuge kommen aus dem Siemens Werk in Graz.
Die neuen U-Bahnzüge orientieren sich weitgehend an dem bekannten Design der letzten Fahrzeuggeneration
(C-Zug), welches vom international renommierten Münchner Fahrzeugdesigner Alexander Neumeister stammt. Durch
Weiterentwicklung des bewährten Fahrzeugkonzepts sind die neuen Züge vom Typ C2 jedoch noch kundenfreundlicher,
wirtschaftlicher und ökologischer als der Typ C1. Vieles stammt dabei aus der jüngsten Entwicklung für
Metro-Fahrzeuge, die Siemens unter dem Namen Inspiro vermarktet. Vorbehaltlich der termingerechten Zulassungsprozeduren
soll der Fahrgastbetrieb mit den ersten vier Garnituren der neuen U-Bahn zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember 2013
beginnen. Eine finanzielle Förderung wurde von SWM/MVG beim Freistaat Bayern beantragt.
Zu den besonderen Stärken des neuen C-Zuges zählen unter anderem seine hohe Kapazität und Beschleunigung,
die hohe Verfügbarkeit, die Durchgängigkeit (Gliederzug, keine Einzelwaggons) und Raumaufteilung sowie
die breiten Türen. Bemerkenswert ist außerdem, dass der Zug zu mehr als 95 Prozent recycelbar und dank
der Rückspeisung von bis zu 50 Prozent Bremsenergie besonders energieeffizient ist. Das Design orientiert
sich an dem bekannten Aussehen der letzten Fahrzeuggeneration (C-Wagen), das vom international renommierten Münchner
Fahrzeugdesigner Alexander Neumeister stammt.
Gegenüber dem C-Zug der ersten Generation (Serien C1.9 und C1.10 mit insgesamt 18 Zügen bzw. 108 Wagen)
sind beim C2 folgende Veränderungen vorgesehen:
- Noch besserer Fahrgastfluss und höhere Kapazität durch vergrößerte Stehplatzbereiche an
den Übergängen zwischen den Wagenteilen; dadurch auch mehr Platz für Kinderwagen und Rollstühle
- Bessere Erkennbarkeit des Öffnungs- und Schließvorgangs der Türen mittels farbiger LED-Leuchtbänder
in den Türkanten, innen oberhalb der Doppeltür und außen an beiden Türflügeln jeder Doppeltür
zwischen Türblatt und Gummilippe
- Leicht veränderte Kopfform mit neuer Beleuchtungstechnik, basierend auf LED-Technologie; dadurch schnittigeres
Erscheinungsbild
- Neugestaltung der Innenbeleuchtung auf Basis von wartungsarmen und energieeffizienten LED-Leuchten (bisher
Halogenstrahler), gleichmäßigere und freundlichere Ausleuchtung
- Verzicht auf Holzsitze; alle Plätze sind gepolstert, weil sich in zehn Jahren Erfahrung gezeigt hat, dass
der Aufwand für die Beseitigung von Vandalismusschäden bei den Holzsitzen größer ist
- Durch optimierte Technik weniger Energieverbrauch, geringere Instandhaltungskosten und verbesserte Diagnosemöglichkeiten
für raschere Störungsbehebung
- Zudem sind die verwendeten Systeme instandhaltungsarm, so dass weniger Wartungsintervalle notwendig sind und
sich die Verfügbarkeit der U-Bahn-Flotte erhöht.
- Höhere maximale Geschwindigkeit: 90 km/h anstatt bisher 80 km/h
- Ausstattung mit Videokameras, Fahrgast-TV und Brandschutzeinrichtungen (Sprühnebel) bereits ab Werk
- Vorrüstung für fahrerlosen Betrieb (Fahrerstand könnte entfallen bzw. stark reduziert werden;
dadurch dann noch höhere Kapazität)
Noch mehr Platz für die Fahrgäste
Durch die Änderungen beim Sitzplatzkonzept entsteht mehr Raum für zusätzliche Fahrgäste. Der
C2 wird insgesamt 940 Menschen Platz bieten – statt bisher 912. Der Zug verfügt über 220 Sitzplätze
und 720 Stehplätze. Die Gesamtkapazität erhöht sich damit um 28 Plätze. Das entspricht immerhin
drei Prozent mehr Platz im Vergleich zum bisherigen C-Zug. Im Vergleich zu noch älteren Bestandsfahrzeugen
der MVG kann das neue C-Modell sogar acht Prozent mehr Fahrgäste aufnehmen. Für den schnellen Fahrgastwechsel
am Bahnsteig ist das eine entscheidende Größenordnung, besonders bei weiter steigenden Fahrgastzahlen.
Das Grundkonzept für Sitzplätze bleibt unverändert; ein Teil der Sitze wird demnach längs und
ein Teil vis-a-vis ausgerichtet; dies entspricht den unterschiedlichen Präferenzen der Kunden – und dem internationalen
Standard bei U-Bahnfahrzeugen.
Die 21 bestellten Züge sollen zwischen 2013 und 2015 ausgeliefert werden. Es handelt sich dabei teils um
Ersatzbeschaffungen, teils um zusätzliche U-Bahnen: 14 Züge ersetzen ältere, auszumusternde Altfahrzeuge,
die seit mehr als 40 Jahren im Dienst sind. Ihr Weiterbetrieb über 2013 bzw. 2015 hinaus wäre aufgrund
der altersbedingt stark ansteigenden Unterhaltungskosten unwirtschaftlicher; außerdem sind nach 40 Jahren
auch zunehmend keine Ersatzteile verfügbar. Sieben Züge werden für den ersten Teil der MVG-Angebotsoffensive
2010-2020 gebraucht. In diesem Rahmen soll die U-Bahn ab 2014 auf Teilabschnitten im Zentrum erstmals im Zwei-Minuten-Takt
fahren (bisher maximal 2,5-Minuten-Takt). Die Fahrzeuge aus den Optionen könnten bei entsprechender Bestellung
ab 2017/2018 ausgeliefert werden, um weitere Altwagen zu ersetzen und zusätzliche Taktverdichtungen zu ermöglichen.
Insgesamt stehen bis zum Jahr 2025 etwa 60 Prozent des U-Bahnwagenparks zur Erneuerung an.
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