Steigerungen auch im 1. Halbjahr 2012, doch nicht mehr so rasant wie bisher
Wien (ama) - Österreichs gesamte Agrarexporte (Zollkapitel 1 bis 24) steigen weiter, aber nicht
mehr so rasant wie bisher. Während 2011 Waren um fast Euro 9 Mrd. ausgeführt und damit ein absoluter
Höchstwert erreicht wurde, zeigt das erste Halbjahr 2012 eine weitere, allerdings nicht mehr so rasante Steigerung.
In den Monaten Jänner bis Juni 2012 machten die Exporte Euro 4,5 Mrd. aus, ein Plus von 3,6% gegenüber
dem Vorjahr. Die Warenströme in Richtung der "alten" EU-15-Staaten liegen mit Euro 2,5 Mrd. in etwa
auf gleichem Niveau (+3,8%). Export-Renner sind aber nach wie vor Käse und Fleischzubereitungen wie Speck.
"Ungebrochen beliebt sind österreichische Lebensmittel bei unseren deutschen Nachbarn. Eine überdurchschnittlich
gute Entwicklung zeigt sich in den Niederlanden, Frankreich, Belgien und Italien", erklärte heute Reinhard
Schuster, Exportmanager der AMA Marketing.
Heruntergerechnet auf die Exporte der heimischen Lebensmittelindustrie (Zollkapitel 16 bis 24) konnten auch diese
2011 deutlich zulegen und erreichten mit fast Euro 5 Mrd. ein Rekordergebnis (+9,9% gegenüber 2010). "Die
Außenhandelsbilanz konnte von Euro 594 Mio. auf über 700 Mio. erhöht werden. Hauptverantwortlich
dafür sind überdurchschnittliche Steigerungen bei den Ausfuhren von Energy-Drinks und Feinen Backwaren
'Made in Austria'", ergänzte Michael Blass, Geschäftsführer im Fachverband der Lebensmittelindustrie.
Der Aufwärtstrend konnte im ersten Halbjahr 2012 mit Zuwächsen um 4,7% gegenüber dem Vergleichszeitraum
2011 fortgesetzt werden. Die Halbzeitbilanz war mit Euro 2,522 Mrd. "zufriedenstellend".
Ein Drittel der weltweiten Exporte geht nach Deutschland
"Ein Drittel unserer weltweiten agrarischen Exporte geht zum großen Nachbarn Deutschland, der mit einem
Absatzvolumen von Euro 3 Mrd. wichtigster Handelspartner Österreichs (+2,6% im ersten Halbjahr 2012) bleibt",
erklärte Schuster. So werden beispielsweise zwei Drittel der weltweiten Exporte von Fleischerzeugnissen wie
Wurst-, Schinken- und Speckwaren zum deutschen Nachbarn geliefert, bei Käse und Milchprodukten mehr als die
Hälfte, bei Obst und Gemüse mehr als ein Drittel. Wichtigste agrarische Umsatzbringer sind dabei Milch
und -produkte, insbesondere Käse, sowie Frischfleisch, Fleischprodukte und -zubereitungen, gefolgt von Backwaren
sowie Obst und Gemüse.
Wermutstropfen neue EU-Länder
Einen Wermutstropfen liefern die Umsätze in den neuen EU-12-Ländern, allen voran Ungarn und Rumänien.
Der Außenhandel mit diesen Staaten ist im ersten Halbjahr stark eingebrochen. Das Absatzvolumen machte Euro
753 Mio. aus, ein Minus von 8%. Das könnte, laut Schuster, "einerseits an der allgemeinen Wirtschaftslage
liegen, andererseits aber auch am politischen Ziel dieser Länder, vermehrt eigene, im Land erzeugte Waren
zu fördern".
Die bedeutendste Warengruppe im Außenhandel ist nach wie vor Frischfleisch (Euro 117 Mio.). Dieser Bereich
ist auch der einzige, der eine positive Entwicklung aufweist, was, Schuster zufolge, vor allem "an der sehr
guten Entwicklung am wichtigen Markt Ungarn - immerhin Platz 4 im weltweiten Exportranking - lag". Hier ist
die Nachfrage nach Frischfleisch um fast 50% gestiegen.
Zurückgegangen ist allerdings auch der langjährige Warenfluss von Milchprodukten - meist functional Foods
- nach Österreich, im vergangenen Jahr um -12%. Die konstant positive Entwicklung bei Käse ist 2011 zum
Stillstand gekommen, einzig der tschechische Markt fragt mehr und mehr nennenswerte Mengen an österreichischen
Käsespezialitäten nach. Immerhin verbucht Tschechien rund 72% der gesamten Käseexporte in die neuen
EU-Länder für sich.
Positiver Ausreißer in diesem Trend ist die Slowakei, die Steigerungen im Außenhandel konnten beibehalten
werden und brachten mit rund fast Euro 100 Mio. im ersten Halbjahr 2012 ein Plus von 14%.
Österreich punktet mit Qualität, Bio, "Natur Genuss" und Innovationen
"Natürlich produzierte Lebensmittel punkten mit hoher Qualität, ausgezeichnetem Geschmack und einer
Geschichte dahinter. Die Innovationsfreude unserer Produzenten bewirkt, dass der Markt immer neu beliefert und
positiv überrascht wird. Verlässlichkeit in der Belieferung und die Kontinuität in der erzeugten
Qualität ergänzen den Neuigkeitseffekt optimal. Auch die gelebte Tradition in der Verarbeitung sowie
die alten, aber verfeinerten Rezepturen sind mittlerweile nahezu Alleinstellungsmerkmale vieler Lebensmittel. Vertrauen
und Sympathie sind wichtige Zutaten, mit denen unsere Spezialitäten gewürzt sind. Österreich ist
in Europa nicht umsonst das Bio-Land Nummer 1", fasste Schuster zusammen.
Blass: Wirtschafts- und Euro-Krise setzen der Exportwirtschaft kräftig zu
Auch für die heimische Lebensmittelindustrie ist Deutschland mit einem Exportvolumen von Euro 806 Mio. (+0,5%)
im ersten Halbjahr 2012 weiterhin unangefochten Zielmarkt Nr. 1, gefolgt von den USA (Euro 247 Mio./+28,7%), Italien
(Euro 212 Mio./+7,7%), der Schweiz (Euro 118 Mio./+10%) und Ungarn (Euro 74 Mio./-24,1%). Infolge der Euro- und
Wirtschaftskrise steigt aber der Wettbewerbsdruck für die heimische Lebensmittelindustrie auf vielen Auslandsmärkten.
Gerade der Export in zahlreiche EU-Staaten entwickle sich derzeit schwächer als erwartet, so Blass. Im ersten
Halbjahr 2012 sanken die Ausfuhren um 0,3% auf Euro 1,963 Mrd., das Minus in den "neuen" Mitgliedstaaten
betrug sogar fast 10%. Die Exporterfolge der heimischen Lebensmittelwirtschaft werden daher im 1. HJ 2012 hauptsächlich
von einer überdurchschnittlich positiven Entwicklung auf den Auslandsmärkten (USA und Schweiz) getragen.
Forderung nach Flankenschutz bei künftigen Exportbemühungen
Daher fordern AMA Marketing und der Fachverband der Lebensmittelindustrie Unterstützung bei ihren Aktivitäten
auf den Auslandsmärkten durch Fortsetzung der Internationalisierungsinitiative "go international"
der Wirtschaftskammer auch 2013 sowie der Exportoffensive des Lebensministeriums. "Ziel muss hier der weitere
Ausbau der Auslandsmärkte sein", bekräftigten Blass und Schuster. Der Export sei und bleibe mehr
denn je ein Wachstumstreiber und Jobgarant für den Produktions- und Exportstandort Österreich. Die Zusammenarbeit
bringe hier den Erfolg.
Schwieriger Heimmarkt für Lebensmittelindustrie
Auf dem Heimmarkt müssen sich die Unternehmen der Lebensmittelindustrie derzeit in einem schwierigen Umfeld
behaupten. "Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) führt mit 'Tiefpreisfeuerwerken' und 'Bestpreisgarantien'
einen harten Kampf um Marktanteile, was die Lieferanten deutlich zu spüren bekommen", erläuterte
Blass. Als Folge dessen nehme der Anteil von Nahrungsmitteln an den monatlichen Haushaltsausgaben weiter ab und
hätte nun ein Allzeittief von 12,1% erreicht. Ferner werde die Kauflust der Österreicher durch die anhaltende
Staatsschulden- und Eurokrise gedämpft. "Ein Preisdruck auf allen Ebenen, der bei den Herstellern und
auch Händlern schmerzhafte Spuren hinterlassen wird", ist Blass überzeugt. Steigende Rohstoff-,
Energie- und Transportkosten erhöhen zudem die Abhängigkeit der Lebensmittelhersteller von den Weltmärkten,
während sie gleichzeitig das Problem haben, diese Kosten kaum an den LEH weitergeben zu können. Deshalb
müssten die Konsumenten auch weiterhin mit moderaten Preissteigerungen bei Lebensmitteln rechnen, kündigte
Blass an. Über einen längeren Zeitraum betrachtet, werde der Verbraucherpreisindex für "Nahrungsmittel
und alkoholfreie Getränke" freilich deutlich hinter dem allgemeinen Teuerungsindex zurückbleiben.
Methoden der Arbeiterkammer bei Preisvergleichen fragwürdig
Scharfe Kritik übte Blass an den Lebensmittel-Preisvergleichen der Arbeiterkammer mit Deutschland, einem
absoluten Billigland auf dem Lebensmittelsektor. "Hierbei werden Faktoren, in denen sich die beiden Staaten
maßgeblich unterscheiden, nicht berücksichtigt." Das seien etwa die kleinen heimischen Erzeugerstrukturen
in Landwirtschaft und Verarbeitung, unser deutlich höherer Bio-Anteil, die stärkere Nachfrage nach Lebensmitteln
mit regionaler Herkunft, die größere Angebotsvielfalt, etc. "Grundpreisvergleiche beinhalten darüber
hinaus keinen Qualitätsvergleich. Ebenso werden Unterschiede bei Aktionsanteilen sowie bei Lohn- und Gehaltsstrukturen
in diesem Preisländermatch nicht berücksichtigt", so Blass.
Zum 9. Mal bei der SIAL in Paris mit Frische und Natürlichkeit vertreten
Die AMA Marketing wird von 21. bis 25.10.2012 bereits zum 9. Mal mit einem Gemeinschaftsstand bei der SIAL (Salon
International de l'Agrolimentaire) in Paris vertreten sein. Darüber hinaus werden Berglandmilch, Die Käsemacher,
Furore, Schreiber& Rupp und Gebrüder Woerle mit eigenen Ständen präsent sein. Diese internationale
Messe für Ernährung gilt als wichtiges Schaufenster für Lebensmittelinnovationen und ist eine große
Business-Plattform für die Nahrungsmittelindustrie, Lebensmittelhersteller, Händler, Importeure, Groß-
und Einzelhändler sowie die Gastronomie. Die SIAL ist wichtiger Handelsplatz vorzugsweise für Marktpartner
aus Amerika, Asien, Südeuropa und auch dem arabischen Raum. Auf 370.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche
tummeln sich rund 140.000 Fachbesucher an den Ständen von 5.700 Ausstellern aus mehr als 106 Ländern.
|