Wirtschaftliche Entwicklung bleibt gedämpft – Niedrigzinsumfeld bis 2015 – Positiver
Ausblick für Aktien im 4.Quartal
Wien (erste bank) - "Die Sanierung von Staatshaushalten wird die Kapitalmärkte weiter beschäftigen.
Volatilitäten haben aber zuletzt deutlich abgenommen", stellt Fritz Mostböck, Leiter des Bereichs
Research der Erste Group, fest. "Infolge der sehr verhaltenen bis unsicheren Konjunkturentwicklung ist weiterhin
selektives Vorgehen zu empfehlen. Insgesamt gibt es im vierten Quartal Chancen in Aktienmärkten sowie anderen
Asset-Klassen wie Gold und High Yield-Unternehmensanleihen".
Eurozone
Zur Bekämpfung der Eurozone Staatsschuldenkrise wurden bereits einige Maßnahmen ergriffen, aber
eine Lösung der Situation ist vorerst nicht in Sicht. Die Europäische Zentralbank verfolgt die Mission
einer "starken und stabilen" Währung, und versucht auch mit außergewöhnlichen Maßnahmen
alle Mitgliedstaaten zu erreichen. Wenngleich eine expansive Geldpolitik Abwärtsrisiken entgegenwirken kann,
so kann sie die anstehenden Probleme in der Eurozone nicht lösen. Es braucht einen nachhaltigen Pfad bei Wachstum
und Verschuldung. Um tragfähiges Wachstum und Beschäftigung ohne Aufbau übermäßiger Ungleichgewichte
zu erreichen, müssen Strukturreformen und eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit erreicht werden.
Das wird Zeit brauchen und die Stabilität des Euro in der Zukunft wird letztlich auch von einer gemeinsamen
Entscheidungsfindung und einer entsprechenden demokratischen Legitimation abhängen.
Konjunktur
Die wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone wird durch die Konsolidierungsbemühungen der Staaten
und die gedämpfte Stimmung moderat bleiben. Die Innennachfrage ist schwach und Impulse von der Außennachfrage
scheinen in Folge der globalen Wachstumsverlangsamung fraglich. Das Wachstum in China verlangsamt sich zusehends
und daher wird es wichtig sein, dass die USA als weltweit größte Endnachfragekomponente unterstützend
wirkt. In der Eurozone wird es umso wichtiger, dass überschuldete und wenig wettbewerbsfähige Länder
zum Wachstum zurückfinden, allerdings werden die nötigen Strukturreformen Zeit brauchen. "Die Unsicherheit
bezüglich der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung bleibt hoch, die meisten Stimmungs- und Frühindikatoren
waren zuletzt enttäuschend, der wirtschaftliche Tiefpunkt ist gegen Jahresende zu erwarten", stellt Gudrun
Egger, Leiterin Major Markets & Credit Research fest. Die Analysten der Erste Group rechnen mit einem leicht
negativen BIP Wachstum von -0,3% für 2012, im kommenden Jahr wird eine moderate Erholung von 0,5% prognostiziert.
Anleihen
Die Inflationsprognose der EZB liegt für die nächsten 2 Jahre nahe 2%, wobei der Ölpreis,
abgesehen von temporären Effekten aus Mehrwertsteueranhebungen, das wichtigste Aufwärtsrisiko darstellt.
Sollte es zu weiteren Preisanstiegen kommen, würde dies die Inflation anheben und den Handlungsspielraum der
EZB verringern. Mittelfristig erwarten die Analysten der Erste Group angesichts der schwachen Entwicklung und hoher
Arbeitslosigkeit in den peripheren Eurozone Staaten einen abwärts gerichteten Druck auf die Inflation. "Wir
erwarten lange, mindestens bis 2015, niedrige Zinsen. Dies wird gemeinsam mit anhaltenden sicheren-Hafen Flüssen
die Bund-Renditen niedrig halten", so Egger weiter. Auch die Renditen der US-Staatsanleihen werden auf niedrigen
Niveaus bleiben, denn die FED hat bereits angekündigt, die Zinsen mindestens bis 2015 niedrig halten zu wollen.
In diesem mit Unsicherheit behafteten Umfeld bevorzugen Investoren weiterhin sichere Veranlagungen, wodurch sich
auch die Renditen von Investment Grade-Unternehmensanleihen eher seitwärts entwickeln sollten. Das Vertrauen
der Investoren in Unternehmensanleihen beruht nach wie vor auf der soliden Fundamentallage europäischer Firmen.
Wenn sich Investoren in Phasen mit erhöhtem Risikoappetit auf die Suche nach Renditen begeben, sollten High-Yield-Unternehmensanleihen
profitieren.
Währungen
Nachdem die Eurozone in Sachen Staatsschuldenkrise noch einige Aufgaben zu bewältigen hat, wird der
Euro weiter belastet bleiben. Auch die expansive Zentralbankpolitik könnte den Euro schwächen. Daher
erwarten die Analysten der Erste Group im Jahresverlauf eine Annäherung des Euro an den fairen Wert bei 1,20
US-Dollar. Auch die Schweizerische Nationalbank sollte in diesem Umfeld in den nächsten Monaten weiter an
ihrer Untergrenze festhalten. Eine Aufgabe dieser Grenze könnte eine starke und rasche Aufwertung des Frankens
mit sich bringen und die deflationären Risiken erhöhen. Der Wechselkurs zum Euro wird somit weiter um
1,20 liegen, dort sehen die Analysten der Erste Group auch den fairen Wert. Gold profitiert vom negativen Realzinsniveau
und den üblicherweise positiven saisonalen Effekten zum Jahresende. "Wir erwarten einen Preisanstieg
von 5-10% im vierten Quartal" meint Hans Engel, Stratege für internationale Aktien in der Erste Group.
Aktien
Derzeit überwiegen an den meisten Märkten die negativen Gewinnrevisionen, allerdings verbessert
sich dieser Trend bereits. Globale Aktien profitieren vor allem aktuell von den angekündigten Maßnahmen
der EZB und der FED. Auch der globale Economic Surprise-Index tendiert aufwärts und somit bleibt die Volatilität
an den Märkten voraussichtlich niedrig. Das sind positive Aspekte für den Aktienmarkt. Für das vierte
Quartal ist ein moderater Anstieg des MSCI-World von bis zu +5% zu erwarten. Das Research der Erste Group empfiehlt
aufgrund des guten Chance-Risiko Profils Aktien des Technologie-, Konsum- und Gesundheitssektors. Nicht zuletzt
deswegen, weil hier auch das höchste Potential für Gewinnwachstum besteht. Die Bewertung von Aktien ist
weltweit mit einem KGV von 14x am langfristigen Durchschnitt. "Die Dividendenrendite ist mit 3% im Vergleich
zu Staatsanleihen guter Bonität attraktiv. Auch dies unterstützt unseren positiven Ausblick für
globale Aktien im vierten Quartal 2012", meint Hans Engel. Attraktive Märkte sind aktuell West-Europa,
CEE & Russland sowie Brasilien und Indien. |