LH Dörfler, Volksgruppenvertreter Sturm und Sadovnik sowie früherer Botschafter Kubesch
präsentierten Buch zur Ortstafel-Lösung in Wien
Klagenfurt (lpd) - Mit einem herzlichen "Dober dan und Guten Tag" hoch über den Dächern
von Wien in der Sky Bar stellte Kärntens Landeshauptmann Gerhard Dörfler gemeinsam mit den Volksgruppenvertretern
Marjan Sturm (Zentralverband) und Bernard Sadovnik (Gemeinschaft) sowie dem früheren österreichischen
Botschafter in Laibach, Erwin Kubesch, am 16.10. das Ortstafelbuch "Ein Kärnten. Die Lösung."
der Presse vor. Kärnten und die Volksgruppe seien damit am Ziel und in der Mitte der Brücke angelangt.
Dörfler erinnerte daran, dass eine derartige Pressekonferenz mit zwei Volksgruppenvertretern vor drei Jahren
noch undenkbar gewesen wäre. Er bedankte sich bei Sturm, Sadovnik und Kubesch für ihr Wirken und die
kluge Mitarbeit rund um die Ortstafellösung. Sie seien dabei wichtige Vermittler, internationale Verbinder
und Projektentwickler gewesen.
In Bezug auf das vorgestellte Buch meinte der Landeshauptmann, dass es die Zeitgeschichte des Landes von 1848 bis
2011 widerspiegle. Seine Drucklegung sei der Abschluss einer ereignisreichen Zeit, die über 100 Jahre lang
alle beschäftigt habe. Namhafte Experten und Autoren haben Beiträge für das 200 Seiten starke Buch
geliefert. Die Kärntner Volksgruppenfrage wird rückblickend und bis in die Gegenwart von den Historiker
Wilhelm Wadl (1848-1918), Hellwig Valentin (1918-1938), Stefan Karner (1938-1945), Claudia Fräss-Ehrfeld (1945-1976)
und noch einmal Stefan Karner (1976-2011, "Die Ortstafelfrage im Fokus der Kärntner Politik") beleuchtet.
Weitere Autoren sind die Chefredakteure der Kärntner Tageszeitungen, Reinhold Dottolo, Hannes Mößlacher
und Ralf Mosser. Beiträge lieferten u. a. auch Verfassungsexperte Gerold Glantschnig, Sprachforscher Heinz-Dieter
Pohl, die ORF-Redakteure Eugen Freund und Christian Wehrschütz, die Journalistinnen Waltraud Dengel und Andrea
Bergmann oder LH-Mitarbeiterin Nicole Beclin. Im Buch finden sich zudem "Dialogstimmen" von u. a. Bischof
Alois Schwarz, Superintendent Manfred Sauer, Skikaiser Franz Klammer, Ex-Radprofi Paco Wrolich, Bleds Bürgermeister
Janez Fajfar oder Bad Eisenkappels Bürgermeister Franz-Josef Smrtnik.
Der Landeshauptmann erinnerte daran, dass der Weg bis zur Lösung viele Politiker in Wien und in Kärnten
beschäftigt habe. Es habe insbesondere in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gegolten, viele Brocken und
Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Er selber habe nach der Wahl 2009 ein Jahr des Lernens und des
Vertrauensaufbaus zu den Volksgruppenvertretern durchlebt: "Ich bin zuerst einen leisen und versteckten Weg
gegangen und erst danach habe ich mich mit den Vertretern von Bund und Volksgruppe an einen Tisch gesetzt."
Explizit erwähnte er Staatssekretär Josef Ostermayer, mit dem eine Lösung in Freundschaft gelungen
sei: "Mit ihm gab es vom Start der Verhandlungen weg immer eine gute Chemie." Allen Verhandlern sei attestiert
worden, dass man eine gute Lösung erzielt habe: "Mein Spruch mit der Mitte der Brücke ist voll aufgegangen."
Dörfler betonte zudem, dass es 40 Jahre nach dem Ortstafel-Sturm, 2011 und auch heuer 2012, keinen einzigen
negativen Aktionismus mehr in Kärnten gegeben habe. Solche, die aber immer noch nicht in der Mitte der Brücke
angelangt seien, sollten sich dorthin bewegen, appellierte er.
Das Wort Begegnung/Srecanje sei ihm seit der Ortstafel-Lösung sehr wichtig, so Dörfler weiters. Er spreche
mit den Volksgruppenvertretern aus ganzem Herzen gerne: "Das Lächeln, das man aussendet, kehrt immer
wieder zurück." In Bezug auf die weitere Zusammenarbeit mit den Volksgruppenvertretern regte der Landeshauptmann
jedoch die Bildung einer gemeinsamen Dachorganisation an. Ihr könnte jedes Jahr der Vertreter einer anderen
Volksgruppenorganisation vorstehen. Sadovnik meinte daraufhin, dass eine solche Organisation bereits von der Gemeinschaft
und dem Zentralverband vorgeschlagen worden sei, man aber noch auf die Rückmeldung des Rates warte. Er betonte
aber gleichzeitig, dass es seit der Ortstafel-Lösung unter den Volksgruppenorganisationen absoluten Konsens
gebe und man alle Positionen gemeinsam an den Bundeskanzler weiterleite.
Für Sturm ist die Ortstafel-Lösung eine Zäsur und ein Kompromiss, auf beiden Seiten habe ein Paradigmenwechsel
stattgefunden. Die Beziehungen zu Slowenien müssten weiter ausgebaut werden, Kooperationen über die Grenzen
seien wichtig. Sadovnik sagte noch, dass mit der Lösung ein historisches Zeitfenster aufgestoßen worden
sei, an das wenige geglaubt hätten. "Das brachte Frieden und ein starkes Miteinander, von dem vor allem
die Gemeinden einen Mehrwert haben. Dieser werde auch von immer mehr Menschen erkannt", so Sadovnik, der die
Partnerschaft für Mehrsprachigkeit und das Dialogforum erwähnte.
Kubesch verwies auf die langen guten bilateralen Beziehungen zwischen Slowenien und Österreich. Der Beitritt
Sloweniens zur EU sei von Österreich immer unterstützt worden. Der Ortstafelkonflikt als einzige offene
Frage sei vorbildlich gelöst und beendet worden. Ohne Brückenbauer auf beiden Seiten hätte es diese
Lösung nicht gegeben, so Kubesch. |