Für das "Österreich Journal" berichtet Margarethe Glac täglich von
den Highlights der Viennale
Wien (oj) - An diesem Viennale-Wochenende feierten zwei ganz besondere österreichische Filme
ihre Premiere.
Das neueste Werk von Peter Kern trägt den Titel "Diamantenfieber" (A 2012) und den Untertitel "Oder
kauf dir lieber einen bunten Luftballon". In einem leichten, jugendfreien, wie sein jüngster Darsteller
betonte, Krimi fasst der Regisseur die Essenz der aktuellen Krise zusammen, ohne dabei mit dem Zeigefinger zu drohen.
Und wenn Kern sagt, jede Gesellschaft verdiene die Jugend, die sie bilde und erziehe, dann liegt er mit diesem
Film völlig richtig, denn es gibt immer ein Lichtlein im Tunnel.
Die Arbeit an "Meine Keine Familie" (A 2012) dauerte sechs Jahre. Paul-Julien Robert hat sich dazu entschlossen,
einen Dokumentarfilm über die Kommune in Friedrichshof im Burgenland zu drehen und aus einem Kurzfilm wurde
ein Großprojekt, in dem viele Menschen, die in den 70er bis 90er Jahren in der von Otto Mühl gegründeten
Kommune gelebt haben, als Erwachsene und als Kinder, kommen zu Wort. Der Regisseur selbst ist eines von diesen
Kindern und wenn man ihn als 4-jäährigen Jungen auf den ersten Videoaufnahmen aus den 80er Jahren sieht,
dann ahnt man noch nicht, welche dunklen Seiten des Friedrichshofes in diesem Film preisgegeben werden und wie
sich diese Erlebnisse auf das weitere Leben der singenden und tanzenden Kinder ausgeprägt hatten. Otto Mühl
sprach offen darüber, dass er die Mitglieder der Kommune als Kunstobjekte sah, die er nach Lust und Laune
biegen und dehnen konnte. Und doch wird in dem Film klar, dass die Mitglieder dies gar nicht auf diese Weise wahrnahmen
und ihr ganzes Vertrauen in die Gemeinschaft setzten.
Javier Rebollo machte mit "El muerto y ser feliz" (E/Argentinien/F 2012) einen wundervollen Road-Movie,
der die Landschaft Argentiniens in allen ihren Facetten zeigt. Gleichzeitig gelang ihm aber aber eine besonders
intime Darstellung einer tiefen Freundschaft zwischen dem krebskranken Auftragskiller Santos und der Anhalterin
Erika, die auf der Flucht zu sein scheint, es aber keinesfalls irgendwohin eilig hat. Und so durchqueren sie mit
einem uralten Ford Falcon die Provinzen Rosario, Córdoba, Santiago del Estero und Tucumán.
In der ersten Szene von "Dark Horse" (USA 2012) stellt Todd Solondz Abe, seinen Antihelden, vor - dick,
ungebildet, faul, unbedeutend. Und doch weckt er eine große Sympathie, da er um eine Frau kämpft, die,
wie ihm die allgegenwärtige Sekretärin seines Vaters unverblümt erklärt, viel zu gut für
ihn ist. Im Grunde ist nämlich Abe in dieser ungleichen Beziehung derjenige, der etwas geben kann und möchte.
"Beasts of the Southern Wild" (USA 2011, Benh Zeitlin) beschäftigt sich ebenfalls mit geben und
nehmen, wenn auch auf einer völlig anderen, existenziellen Ebene. Hushpuppy ist die kleine Bewohnerin einer
Siedlung irgendwo in Lousiana, in der sie mit ihrem Vater Winkie und dem Geist der Mutter ein schäbiges Haus
bewohnt. Bei einem Hurricane wird die Siedlung zerstört und das Leben weicht langsam, aber unaufhaltsam aus
den Tieren und Bäumen rundherum. Ein paar furchtlose Männer machen sich mit einem mit Sprengpulver ausgestopften
Krokodil, das sie als ein trojanisches Pferd verwenden, auf den Weg, den die nahegelegene Stadt beschützenden
Damm zu sprengen und so ihre Siedlung zu retten. Dass sie nicht ohne Konsequenzen davonkommen werden, ist ihnen
bewusst...
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