Entwicklung der Privatversicherungswirtschaft in Österreich 2011
Wien (wifo) - Niedrige Renditen auf Veranlagungen auf dem Geld- und Kapitalmarkt, Kursverluste an
den Börsen und hoher Abschreibungsbedarf für Anleihen der Länder an der Peripherie der EU schwächten
im (aktuell verfügbaren) Jahr 2011 die Finanzerträge in der Versicherungswirtschaft. Trotz der vorsichtigen
und langfristigen Veranlagungsstrategie verringerte sich der Abstand zwischen der Rendite auf versicherungswirtschaftliche
Kapitalanlagen in der Lebensversicherung und der Sekundärmarktrendite auf Bundesanleihen auf 1,1 Prozentpunkte.
Mit einer verhaltenen Ausweitung der Prämieneinnahmen um 1,1% blieb die österreichische Privatversicherungswirtschaft
2011 hinter dem Wachstum des nominellen BIP (+5%) zurück. Dabei zeigte die Branche ein gespaltenes Bild: Einerseits
zogen die Prämieneinnahmen in der Schaden-Unfallversicherung deutlich an (+7,2%), und andererseits brach das
Ergebnis der Lebensversicherung überraschend deutlich ein (-7,3%). Die private Krankenzusatzversicherung entwickelte
sich weiterhin stabil (+3,6%), sodass sich die Verteilung der Prämieneinnahmen auf die drei Versicherungssparten
weiter zu den Nicht-Lebensversicherungen verschob. Österreich folgte damit dem allgemeinen europäischen
Trend mit rückläufigem Lebens- und schwach zunehmendem Nicht-Lebensversicherungsgeschäft. Die Versicherungsdurchdringung
sank dementsprechend und erreichte im Berichtsjahr 2011 mit 5,5% des BIP einen Wert, der zuletzt vor mehr als einem
Jahrzehnt zu beobachten gewesen war. Aktuelle Prognosen gehen von einer Fortsetzung dieser Entwicklung im Jahr
2012 aus.
Die bereits seit einiger Zeit niedrigen Zinssätze auf den Geld- und Kapitalmärkten, die Ausweitung der
Zinsspanne zwischen Anleihen der Länder an der Peripherie der EU und deutschen Staatsanleihen sowie die Kurskorrektur
auf den Aktienmärkten drückten 2011 den Finanzertrag der Versicherungswirtschaft deutlich. Mit einer
durchschnittlichen Rendite auf das veranlagte Kapital von 3,7% verringerte sich in der Lebensversicherung der Abstand
zur Sekundärmarktrendite auf 1,1 Prozentpunkte. Ein Szenario mit langfristig niedrigen Zinssätzen kann
für Lebensversicherungen Verluste bedeuten, besonders wenn die Verträge langfristige Ertragsgarantien
enthalten und die Kunden über eingebettete Optionen verfügen.
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