Für das "Österreich Journal" berichtet Margarethe Glac täglich von
den Highlights der Viennale
Wien (oj) - "Cherchez Hortense" (F 2012, Pascal Bonitzer) ist,wie der Titel sagt, die Suche
nach Hortense. Nur ist Hortense keine Frau, wie man annehmen würde, sondern ein hoher französischer Beamter
und heißt eigentlich Henri Hortense. Mit seiner Hilfe sollen die Probleme einer serbischen Migrantin, die
aufgrund einer Scheidung ihre Aufenthaltsgenehmigung verloren hat und nun illegal in Frankreich ist, ein für
alle Mal aus der Welt geschaffen werden. Doch leider erweist sich Hortense als wenig hilfreich und so muss Zorica
ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Die Hauptfigur ist dabei gar nicht sie, sondern der Ostasien-Experte Damien,
der seinen Studenten erklärt, was der Himmel für Asiaten bedeutet, es aber für sich selbst erst
noch entdecken muss.
Terence Davies hat in "The deep blue see" (GB/USA 2011) Rachel Weisz in der Hauptrolle besetzt. Hester
Collyer sprengt alle die Sitten der 50er Jahre bestimmenden Ketten und zieht als Frau Page in die Wohnung seines
Geliebten, nachdem sie ihren Ehemann verlassen hat. Doch auch in diesem Leben findet sie keine Erfüllung,
denn bald dreht sie den Gashahn auf und schläft ein. Sie wird gerettet, doch ihren Hilfeschrei scheint nur
der verlassene Ehemann vernommen zu haben.
"Der Glanz des Tages" (A 2012) ist für die beiden Hauptfiguren, den ehemaligen Zirkusartisten Walter
Saabel und den erfolgreichen Theaterschauspieler Philipp Hochmaier jeweils etwas anderes. Überhaupt sehen
sich der filmische Onkel und Neffe in vielen Dingen überhaupt nicht ähnlich. Was sie verbindet ist die
Leidenschaft für ihren Beruf. Tizza Covi und Rainer Frimmel skizzieren in ihrem neuesten Film die Relation
zwischen Bühne und Realität, indem sie die zwei Künstler mit dem dramatischen Schicksal des moldawischen
Tischlers Victor konfrontieren.
"...quando troveja" (P 1999) von Manuel Mozos ist das Werk, wegen dem der portugiesische Regisseur Miguel
Gomez sich entschlossen hatte, Filme zu machen. Es schwebt zwischen Realität und einer sagenhaften Parallelwelt
und zeigt, dass Menschen, in deren Leben gerade der Sturm tobt, von Waldgeistern, die in der realen Welt selbst
auch ein schweres Schicksal zu erleiden hatten, beschützt werden.
Véréna Paravel und Lucien Castaing-Taylor sind Anthropologen und Filmemacher. In diesem Sinne ist
"Leviathan" (UA/GB/F 2012) nicht einfach ein Dokumentarfilm über die Arbeit von Fischern, sondern
ein Puzzle aus unendlich vielen Bildern aus den verschiedensten Perspektiven. Dabei sind die Geräusche der
Vögel, der Netze, die ins Wasser getaucht oder wieder hochgekurbelt werden und die wortkarge Kommunikation
am Bord, die einzig richtige musikalische Begleitung.
Warum der amerikanische Film "Gimme the loot" (USA 2011, Adam Leon) mit englischen Untertiteln gezeigt
wird, erklärt sich von selbst, als man den Slang hört, in dem sich die Hauptfiguren Malcolm und Sofia,
zwei Teenager aus der Bronx, verständigen. Im Mittelpunkt ihres Lebens steht die Graffiti-Kunst, dabei ist
es ganz natürlich, dass sie, um an die Farben oder das Geld dafür zu kommen, stehlen und auch selbst
ausgeraubt werden.
"Autoreiji Biyondo" (Japan 2012), in englischer Übersetzung "Outrage beyond", ist der
neueste Film von Kitano Takeshi, in dem der Regisseur und Hauptdarsteller auf die 2010 gezeigte Yakuza-Geschichte
"Outrage" anknüpft. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis muss der Gangster Otomo stets
um sein Leben fürchten, und da der Angriff immer noch die beste Verteidigung ist, bleibt am Ende des Films
nur noch ein Kitano übrig.
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