Jährliche Energieeinsparung durch geförderte Sanierungen in der Bundeshauptstadt
entspricht der Regelarbeitsleistung des Kraftwerks Freudenau
Wien (rk) - Die Stadt Wien stellt für die Wohnhaus-Sanierung jährlich Fördermittel
im Ausmaß von rund 200 Millionen Euro zur Verfügung. "Mit ihren Förderanreizen ist die Stadt
Wien vorbildlich bei der nachhaltigen Sanierung. Sie trägt zum einen durch die deutliche Reduktion der Treibhausgasemissionen
maßgeblich zur Erfüllung der Klimaschutzziele der Stadt bei. Zum anderen profitieren die Mieterinnen
und Mieter durch deutlich geringere Heizkosten. Darüber hinaus sichert allein der Bereich der geförderten
Sanierung in Wien vor allem in den Klein- und Mittelbetrieben rund 5.000 Arbeitsplätze jährlich",
erklärt Wiens Wohnbaustadtrat Michael Ludwig anlässlich des am 30.10. von WKÖ und der Bundeskammer
der Architekten und der Ingenieurkonsulenten veranstalteten "Sanierungstages".
Geförderte Sanierungen - eine Erfolgsbilanz in Zahlen
Sanierungsprojekte mit Förderzusicherung der Wiener Landesregierung seit 2007:
1.601 Projekte mit insgesamt 74.216 Wohneinheiten
davon entfallen auf die Förderschiene thermisch energetische Sanierungen THEWOSAN:
663 Projekte mit insgesamt 36.848 Wohneinheiten
Gesamtbaukosten aller Projekte:
rund 1,86 Milliarden Euro
Förderungen der Stadt Wien:
rund 1,14 Milliarden Euro
Gemessen am Kyoto-Basisjahr 1990 wurden 205.000 Wohneinheiten in Wien mit einer Nutzfläche von 12,3 Millionen
m2 saniert. Die Energieeinsparung durch geförderte Wohnhaussanierungen beträgt mittlerweile jährlich
1.012 GWh (Gigawattstunden). Der Ausstoß an Treibhausgasen kann dadurch um 335.000 Tonnen CO2 pro Jahr reduziert
werden. "Die Energieeinsparung von über 1.000 GWh entspricht der Regelarbeitsleistung des Kraftwerks
Freudenau, die Reduktion der Treibhausgase dem durchschnittlichen Ausstoß von 100.000 Mittelklassewagen jährlich",
erklärt Stadtrat Ludwig.
Steigerung der Wohn- und Lebensqualität durch Sanierung
Für die BewohnerInnen bietet die Sanierung neben der Instandsetzung ihres Wohnhauses die Chance, die
Wohnqualität durch gezielte Verbesserungsarbeiten zu steigern. Neben der Verbesserung der thermisch-energetischen
Qualitäten tragen auch sicherheitstechnische Maßnahmen, Barrierefreiheit, die Schaffung von Freiräumen
oder auch hauseigenen Abstellbereichen zu einer nachhaltigen Sanierung bei. "Die vorhandene Bausubstanz wird
aufgewertet und für die Bewohnerinnen und Bewohner ein zeitgemäßer Wohnkomfort geschaffen, der
mit einer deutlichen Steigerung der Lebensqualität einhergeht", so Ludwig.
Die geförderte Wohnhaussanierung bietet BewohnerInnen die Möglichkeit Verbesserungen in den eigenen vier
Wänden durchzuführen. Im Rahmen einer Sockelsanierung haben MieterInnen die Gelegenheit, sich mit der
Standardanhebung ihrer Wohnung im sogenannten Huckepackverfahren anzuhängen. Diese Verbesserungen werden im
gleichen Ausmaß wie die hausseitigen Maßnahmen durch das Land Wien gefördert.
Vier von zehn WienerInnen leben im einem gefördert sanierten Gebäude
1984 wurde der wohnfonds_wien (ehemals Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds) gegründet.
Seither wurden im Rahmen der "Sanften Stadterneuerung" geförderte Sanierungen von 6.100 Häusern
mit rund 280.000 Wohnungen fertiggestellt. Damit wurde die Wohn- und Lebensqualität von etwa 660.000 Wienerinnen
- das entspricht fast vierzig Prozent der Wohnbevölkerung der Bundeshauptstadt - deutlich gesteigert.
Das durch die Förderungsempfehlungen ausgelöste Investitionsvolumen beträgt rund 6,8 Mrd. Euro,
die Fördermittel des Landes Wien ca. 4,8 Mrd. Euro. Grund genug für die UNO, die "Sanfte Stadterneuerung"
Wiens nicht nur als internationales "Best Practice"-Modell hervorzuheben, sondern auch mit der "Scroll
of Honour 2010", dem wichtigsten Preis der Vereinten Nationen im Bereich des Wohnens, auszuzeichnen.
Mangelnde Fairness bei Bundes-Förderaktion zur thermischen Sanierung
Die vor drei Jahren ins Leben gerufene gemeinsame Förderaktion des Wirtschafts- und des Umweltministeriums
für thermische Sanierungen wird von Ludwig grundsätzlich begrüßt. Verteilungsgerechtigkeit
und Fairness vermisst der Wiener Wohnbaustadtrat jedoch in den Kriterien und Rahmenbedingungen. "Es sollte
aber eine Selbstverständlichkeit sein, dass dabei aber auch Gerechtigkeit und Fairness sichergestellt sind.
Es darf nicht die Rechtsform eines Wohnverhältnisses dafür entscheidend sein, ob eine Wohnhaussanierung
mit Steuermitteln gefördert wird. Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass alle Bewohnerinnen und Bewohner
gleich zu behandeln sind. Diesen Grundsatz der Gleichbehandlung sehe ich seit drei Jahren nicht erfüllt",
so Stadtrat Ludwig.
Die Erfahrungen zeigen deutlich, dass die Förderungen in erster Linie den ländlichen Raum mit der typischen
Ein- und Zweifamilienhausstruktur begünstigen. Die Fördermittel wurden jeweils für ein Haus - unabhängig
von der Anzahl der Wohneinheiten - gewährt. Um künftig die urbanen Gebiete Österreichs mit einzubeziehen
und damit die Verteilungsgerechtigkeit sicherzustellen, wäre es notwendig, die Förderbedingungen auf
die Anzahl der Wohneinheiten auszurichten und so auch den mehrgeschossigen Wohnbau im Mietshausbereich anzusprechen.
Die Förderungsbestimmungen von 2012 sprechen diesen Bereich zwar explizit an, allerdings funktioniert dieses
Modell nur in der Theorie, nicht aber in der Praxis. "Die Bewohnerinnen und Bewohner von großvolumigen,
mehrgeschossigen Wohnhäusern, die in einem Mietverhältnis leben, bleiben trotz entsprechender Vorschläge
weiterhin ausgeschlossen", kritisiert Ludwig. Er fordert: "Es wäre das Gebot der Fairness, dass
die Verteilungsgerechtigkeit sichergestellt wird, wenn die Aktion 2013 fortgesetzt wird! In diesem Zusammenhang
verweist der Stadtrat darauf, dass die Stadt Wien jährlich rund 200 Millionen Euro für Wohnhaussanierungen
bereitstellt.
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