Viennale'12 30. Oktober

 

erstellt am
31. 10. 12

Für das "Österreich Journal" berichtet Margarethe Glac täglich von den Highlights der Viennale
Wien (oj) - "Rengaine" (F 2012, Rachid Djaïdani) thematisiert den Kulturcrash. Oder geht es um Religion? So richtig weiß es niemand der Beteiligten und am wenigsten die zwei Hauptfiguren Sabrina, die aus Algerien stammt und in etwa 40 ‚Brüder' hat, die über ihr Leben bestimmen wollen, und Dorcy, ein Schwarzafrikaner und Christ. Genauso wenig weiß Slimane den Grund für die Abneigung gegen eine Heirat von Sabrina und Dorcy, Hauptsache er kann es verhindern, dass seine ‚kleine Schwester', die eigentlich älter ist als er, jemanden heiratet, der nicht ‚dazugehört', denn er ist "nicht einmal ein Bekehrter", wie es einer der ‚Brüder' treffend bezeichnet. Es hat für Slimane dabei keine Bedeutung, dass er selbst sich heimlich mit einer Jüdin trifft und sein älterer Bruder homosexuell ist, also kauft er eine Pistole. Umso überraschender ist dabei die letzte Szene des Films.

In "Wadjda" (Saudi-Arabien/D 2012, Haifaa Al Mansour) wird ein ähnliches Problem angesprochen, bloß lebt die Titelfigur nicht in Paris sondern in Riad und ist keine erwachsene Frau sondern eine vielleicht 13-jährige Schülerin. Auch will sie keinen Andersgläubigen heiraten, sondern einfach nur ein Fahrrad kaufen. Das Problem scheint aber nicht gerade geringer zu sein, denn beim Radfahren kann ein Mädchen ja seine Fruchtbarkeit verlieren. Haifaa Al Mansour hat in diesem Film als das alltägliche Leben von Frauen in Saudi-Arabien mit all seinen absurden Situationen, die jedoch keineswegs als ein Vorwurf formuliert sind, aus der Perspektive einer Frau portraitiert.

Florian Flicker hat nach zwölf Jahren wieder einen Film gemacht. In "Grenzgänger" (A 2012) adaptiert er Karl Schönherrs "Weibsteufel" auf das Jahr 2011 an der grünen Grenze zwischen Österreich und der Slowakei. Hans ist Fischer und Schlepper, Jana seine Frau und ein ehemaliger Flüchtling aus dem Osten. Nun betreiben sie ein Gasthaus im March-Thaya-Gebiet und bringen Osteuropäer über die Grenze nach Österreich. Dass ihnen ein Grenzsoldat in die Quere kommt, ist vorprogrammiert. Es gelingt dem Regisseur jedoch zu zeigen, dass es überhaupt nicht klar ist, wer wen zuerst verletzt und verrät.

In "O som ao redor" (Brasilien 2012, Kleber Mendonça Filho) steht die Sicherheit im Mittelpunkt. Die brasilianische Stadt Recife ist dabei ein typisches Beispiel für die Vermarktung von Sicherheit als Produkt - hohe Zäune, Kameras überall, Sicherheitsläute in den Wohnblocks und schließlich eine private Sicherheitsfirma, die zwar offiziell keine Waffen trägt, aber auch nicht abstreiten möchte, dass sie welche hat. Wie kommt es also, dass es dennoch zu Morden kommt? Auf diese Frage gibt der Film von Mendonça Filho eine sehr einfache Antwort.

 

 

 

Informationen: http://www.viennale.at

 

 

 

 

 

zurück