Berlin (idw) - Der Manifestation eines Typ-2-Diabetes gehen häufig jahrelang Stoffwechselveränderungen
voraus, die im Blut als „Biomarker“ nachweisbar sind. Ein deutsches Wissenschaftlerteam hat jetzt 4000 Blutproben
aus verschiedenen Forschungsprojekten untersucht und in einer sogenannten Metabolom-Analyse 14 neue Biomarker für
Typ-2-Diabetes identifiziert. Die Marker liefern nicht nur neue Einsichten in die Entwicklung der Volkskrankheit
Typ-2-Diabetes. Sie könnten nach Einschätzung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) auch die Vorhersage
der Erkrankung verbessern.
„Dieses Forschungsergebnis wurde möglich, weil sich mehrere Einrichtungen vernetzt haben“, betont Professor
Dr. med. Stephan Matthaei, Präsident der DDG. „Wir begrüßen solche Gemeinschaftsprojekte außerordentlich,
weil sie die Wissenschaft voranbringen können.“
Metabolom ist der Fachbegriff für die Summe aller Stoffwechselprodukte, auch Metabolite genannt, die zu einem
Zeitpunkt im Körper gebildet werden. „Die Konzentration der einzelnen Metabolite und ihr Verhältnis zueinander
erlaubt völlig neue Einblicke in die Entstehung von Krankheiten“, erläutert DDG-Pressesprecher Professor
Dr. med. Andreas Fritsche von der Universität Tübingen. Beim Diabetes spiele vor allem der Stoffwechsel
von Zucker, Fetten und Aminosäuren eine Rolle. Die Metabolom-Studie, an der auch das Tübinger Zentrum
beteiligt war, konzentrierte sich deshalb auf 163 Metabolite aus diesem Bereich.
Um bei Metabolom-Analysen zu aussagekräftigen Ergebnissen zu kommen, muss eine möglichst große
Gruppe von Personen untersucht werden. Immer häufiger vernetzen sich deshalb verschiedene Forschungszentren.
Bei der Metabolom-Studie arbeiteten das Deutsche Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam,
das Helmholtz Zentrum in München und die Universität Tübingen zusammen. An den drei Zentren laufen
Langzeitstudien, die den Einfluss von Ernährung und Umweltfaktoren auf chronische Erkrankungen untersuchen.
Dank der Zusammenarbeit der drei Zentren, die im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung zusammengeschlossen
sind, konnten Blutproben von etwa 4000 Personen untersucht werden.
Dabei wurden die Metabolome von Menschen, die im Verlauf der Studie an einem Diabetes erkrankten, mit solchen verglichen,
die gesund blieben. Die Forscher fanden Unterschiede bei 14 Metaboliten. „Einige Stoffwechselprodukte erhöhten
das Risiko zur Entwicklung eines Typ-2-Diabetes, andere scheinen eher eine Schutzwirkung zu haben“, berichtet Andreas
Fritsche. Unter den 14 Metaboliten waren zum einen Moleküle, die beim Abbau von Zucker in der Zelle entstehen.
Bei anderen handelte es sich um sogenannte Phospholipide, die in Zellmembranen vorkommen oder beim Transport von
Blutfetten eine Rolle spielen. „Die genaue Bedeutung dieser Moleküle für die Entstehung des Diabetes
ist noch nicht bekannt“, so Fritsche. Die Studienergebnisse, die jetzt in der Fachzeitschrift „Diabetes“ erschienen
sind, lieferten wichtige Anregungen für weitere Forschungsarbeiten.
Neben der Ursachenforschung versprechen die Studienergebnisse auch einen praktischen Nutzen. „Die 14 Biomarker
könnten die Grundlage für einen Bluttest sein, mit dem sich das Diabetes-Risiko sehr viel früher
und besser vorhersagen lässt“, sagt Andreas Fritsche. Ein solcher Test könnte den Deutschen Diabetes-Risiko-Test
sinnvoll ergänzen, der ohne Blutuntersuchung auskommt – unter drs.dife.de können interessierte Bürger
durch die Eingabe weniger Daten ihr persönliches Risiko abschätzen.
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