“FLIPPR” beschäftigt sich mit den Grundlagenaspekten der Cellulose- und Ligninchemie bzw.
den verschiedenen Anwendungsszenarien der "Bioraffinerie Zellstofferzeugung".
Wien (boku) - Die Erzeugung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen ist ein wichtiger Schritt
zur Lösung der globalen Klima- und Ressourcenproblematik. Die Papier- und Zellstoffindustrie - als einer der
bedeutendsten Industriezweige Österreichs und Hauptnutzer von Holz als dem wichtigsten nachwachsenden Rohstoff
- nimmt hier eine Schlüsselposition ein. In einer Kooperation zwischen BOKU, TU Graz und Universität
Graz - dem Komet-Projekt FLIPPR (Future Lignin and Pulp Processing Research) - werden die wissenschaftlichen Grundlagen
einer optimierten stofflichen Nutzung von Produkten und Nebenprodukten der Zelluloseerzeugung erarbeitet und dann
zusammen mit den industriellen Partnern in verschiedenen Anwendungsszenarien getestet.
Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht dabei das Lignin, das mengenmäßig zweitwichtigste Produkt der Zellstofferzeugung.
Es wird heute vor allem energetisch genutzt und geht damit einer nachhaltigen stofflichen Nutzung verloren. Anhand
der verschiedenen Lignin-Typen (z.B. Kraft-, Sulfit-, Organosolv-Lignin) werden in einer "lignin analytics
platform" die analytisch-chemischen Grundlagen der molekularen Charakterisierung erarbeitet, auf denen andere
Teilprojekte aufbauen können. Diese untersuchen dann technische Einsatzzwecke (z.B.: Bindemittel, Klebstoff,
Papierstrich, Dünger) und erarbeiten Informationen zu Qualität, Gewinnung, Verarbeitbarkeit oder Entfärbbarkeit.
Cellulose als Naturfaser, das Hauptprodukt der Zellstofferzeugung, wird in Zukunft noch vielfältigere und
qualitativ hochwertigere Anforderungen erfüllen müssen als bisher. Dafür sind feste, aber auch flexible
und physikalisch, chemisch oder enzymatisch modifizierte Fasern erforderlich. Diese Fasermodifizierung ist das
gemeinsame Thema im "Nicht-Lignin-Bereich", wobei Anwendungen sowohl im Papier-Bereich als auch im Nicht-Papier-Produktbereich
erfasst werden sollen.
Das Projekt FLIPPR – Future Lignin and Pulp Processing Research - wird von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft
(FFG) und den vier größten Zellstofferzeugern Österreichs (Mondi Frantschach Ges.m.b.H., Norske
Skog Bruck Ges.m.b.H., Sappi Gratkorn ProduktionsGes.m.b.H., Zellstoff Pöls AG) mit einer Gesamtsumme von
6 Mio Euro über 4 Jahre gefördert. Die Konsortialführung liegt bei der Papierholz Austria Ges.m.b.H.
(Thomas Timmel), die wissenschaftliche Leitung bei Thomas Rosenau (BOKU) und Wolfgang Bauer (TU Graz). An der BOKU
wird man sich den verschiedenen Fragestellungen und Aspekten der Charakterisierung, Chemie, enzymatischen oder
physikochemischen Modifikation und Verarbeitung von Cellulose, Lignin und Nebenprodukten der Zellstofferzeugung
widmen.
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