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Buster Keaton- Retrospektive im Österreichischen Filmmuseum |
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erstellt am |
Wien (filmmuseum) - Von 30. November 2012 bis 9. Jänner 2013 präsentiert das Österreichische Filmmuseum ein wahres Festival der klassischen amerikanischen Filmkomik. Im Zentrum steht der vielleicht größte Künstler, den dieses Kino hervorgebracht hat: Buster Keaton. Die umfassende Retrospektive seiner Filme wird begleitet durch ein neues Buch, das Klaus Nüchtern über Keaton verfasst hat, sowie durch eine zweite Schau - "Beyond Buster" - die den Reichtum der amerikanischen Filmkomik am Ende der Stummfilmzeit und zu Beginn des Tonfilms illustriert. Sie enthält an die 30 Werke - von Harold Lloyd und Charles Chaplin, den Marx Brothers und Laurel & Hardy, Mae West und Harry Langdon und vielen anderen. Ein weiteres Programm in diesem Monat widmet sich Reinhard Wulfs ungewöhnlichen Filmen über Filmemacher - inklusive eines Werks des kanadischen Künstlers Mark Lewis, über den Wulf sein jüngstes Porträt gedreht hat. Am 23. Dezember (um 17 Uhr) und 24. Dezember (um 14 Uhr) zeigt das Filmmuseum den MGMKlassiker The Wizard of
Oz (1939) sowie am 15. Dezember Robert Bressons Pickpocket (1959) - in Anwesenheit der Hauptdarstellerin Marika
Green und als kleines Preview auf die kommende Bresson-Retrospektive. Am 4. Oktober 1895 in Kansas geboren, steht Joseph "Buster" Keaton (der Spitzname stammt angeblich von Harry Houdini) bereits als Kind auf der Bühne und erträgt im Vaudeville-Act seiner Eltern alle Disziplinierungsmaßnahmen mit ungerührtem Pokerface. Als sein Vater dem Alkohol verfällt und die Show zu gefährlich wird, geht er nach New York, lernt Arbuckle kennen und gibt als dessen sidekick in The Butcher Boy (1917) sein Filmdebüt. Hier lernt er das Handwerk, bald auch als Regieassistent des großen Arbuckle. Ab 1920 dreht Keaton für den Produzenten Joseph Schenk 20 unglaubliche und völlig eigenständige two-reelers, darunter den kubistischen Hausbau- Alptraum One Week (1920) oder die anarchische Verfolgungsjagd Cops (1922); nebenbei spielt er die Hauptrolle in dem MGM-Film The Saphead (1920). Schon als "reiner", nicht regieführender Schauspieler trainiert Keaton seine historische Rolle als der Komiker der Moderne und der Sachlichkeit. Sentimentalität und picksüße Verhältnisse zwischen den Geschlechtern waren ihm fremd; sein Pathos beruht auf Understatement und der trockenen Unerschütterlichkeit seines Ringens mit den Dingen. Daraus erklärt sich wohl auch sein Beiname, "The Great Stone Face". Dieses bis heute wirksame Keaton-Klischee wird freilich umgehend relativiert, sobald man seine tatsächliche Erscheinung - Keatons ausdrucksvolles Antlitz und seinen beredten Körper - auf der Leinwand betrachtet. Zum Akteur tritt rasch der Regisseur und Konstrukteur hinzu; Keaton wird zum "kompletten Autor" seiner Filme. Dessen Facetten inkludieren: unerreichte Präzision und Eleganz im Arrangement der Gags; eine Obsession für äußerst gewagte Stunts, die nie zuvor (und nie wieder danach) gesehen waren; eine verblüffend naturalistische Idee von Film, deren Poesie immer aus der Wirklichkeit abgeleitet ist; eine im Slapstick-Kino mehr als rare Dichte der Erzählung; und: eine konsequente Verteidigung des liebenden Mannes, der inmitten der Maschinen, Städte, Verkehrsmittel des 19. und 20. Jahrhunderts sein Schicksal in die Hand nimmt. 1923 erobert Keaton das lange Spielfilmformat. Die schwarze Komödie Our Hospitality bildet den Auftakt zu jener Reihe von Meisterwerken, in denen Keaton seiner lebenslangen Faszination für Mechanik (und ihre tückische Entgleisung) huldigt. Die Kinomaschine selbst - dies beweist Sherlock Jr., der sie zum Sujet macht - ist ein essentieller Teil dieser Faszination. Die "Titelhelden" von The Navigator und The General wiederum sind ein verlassener Ozeandampfer und eine entführte Lokomotive; im Versuch, ihrer Herr zu werden, begibt sich Buster in absurde Situationen, nicht selten in Lebensgefahr. Sein Wille zur Genauigkeit ist übermächtig: Er äußert sich nicht nur in der Perfektion des Timing, sondern auch in der tiefenscharfen Mise en scène - The General etwa ist neben allem anderen auch eine poetische, detailbesessene Rekonstruktion der Bürgerkriegszeit. Nach Steamboat Bill, Jr., Keatons vielleicht größtem Experiment in Sachen Artistik und Selbstgefährdung, verkauft sein Schwager Joseph Schenck die gemeinsame Firma an MGM: Keaton soll ins Studiosystem eingepasst werden. Statt völlig frei zu arbeiten wie bisher, muss er sich nun einem Drehbuch unterordnen. The Cameraman ist seine letzte große Arbeit über die Mechanik des Films - und ein authentisches, noch nicht ausreichend gewürdigtes Gegenüber zu Vertovs Mann mit der Kamera, der im gleichen Jahr in der Sowjetunion entsteht. Mit dem Übergang zum Tonfilm wird Keaton schnell in Routineproduktionen verheizt. Er duldet und trinkt.
Zwei Ehen scheitern. Er wird gefeuert. Als Gagschreiber, u.a. für die Marx Brothers, kehrt er Mitte der 1930er
Jahre zu MGM zurück; sein Spätwerk beschränkt sich aber auf Kleinstrollen (unter denen sich freilich
auch seine legendäre Zusammenarbeit mit Samuel Beckett befindet: der 2012 restaurierte Film namens Film).
Am 1. Februar 1966 stirbt Buster Keaton an Lungenkrebs, in einer Zeit, die sein Genie gerade neu zu entdecken begann. Der erfolgreichste Komiker der 1920er Jahre war Harold Lloyd: Die Einspielergebnisse seiner "Sensationskomödien" - Safety Last! (1923), The Freshman (1925) oder Speedy (1928) - stellten selbst jene von Keaton und Chaplin in den Schatten. Neben diesem All-American Boy mit Hornbrille, der sich durch größte Gefahren und artistische Gagkaskaden zum All-American Hero mausert, stehen weitere einprägsame Figuren, die zumeist der Keystone-Comedy-Fabrik von Mack Sennett oder der raffinierteren Schule von Hal Roach entstammten. Aber auch genialische Einzelgänger wie der Ex-Cartoonist und Tricktüftler Charley Bowers firmieren in dieser Liga. Zu den ehemaligen Sennett Men zählt etwa das "ewige Kind" Harry Langdon (The Strong Man, 1926),
dessen Persona stets zwischen Arglosigkeit und Unheimlichkeit schwankt - und dessen Stern leuchtete, solange er
mit Frank Capra auf einen kongenialen Regisseur zählen konnte. Oder der heute vergessene Raymond Griffith,
von dem nur wenige Filme überliefert sind; sein Meisterwerk Hands Up! (1926, Griffith als elegant-genialischer
Spion während des amerikanischen Bürgerkriegs) ist ein wunderbares Pendant zu Keatons The General. Aus
dem Stall von Hal Roach wiederum sind einige beispielhafte Protagonisten versammelt, die erst in jüngerer
Zeit wiederentdeckt wurden: der auch als Regisseur sehr gefragte Charlie Chase, der jüdische, aus Berlin stammende
Komiker Max Davidson sowie zwei Komikerinnen-Paare, die Roach nach dem Vorbild seines männlichen Erfolgsgespanns
zusammenstellte - Laurel & Hardy erhielten in Anita Garvin & Marion Byron und Thelma Todd & ZaSu Pitts
durchaus würdige Komplizinnen. |
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Informationen: http://www.filmmuseum.at |
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