Stiftung Schlösser stellt neue Erkenntnisse zur jüdischen Geschichte in Bozen vor 

 

erstellt am
07. 11. 12

Erfolgreiche Ausstellung wird bis 6. Jänner 2013 verlängert. Vortragsreihe beginnt morgen
Bozen (stadt) - In Anwesenheit von Vizebürgermeister Klaus Ladinser hat der Präsident der Stiftung Schlösser, Helmut Rizzolli, am 06.11. im Rahmen einer Pressekonferenz neue Erkenntnisse zur jüdischen Geschichte in Bozen und eine Reihe von Initiativen vorgestellt.

Aufgabe der Stiftung Schlösser sei es nicht nur, die Schlösser zu führen und zu verwalten, die Aufgabe bestehe auch in einem kulturellen Auftrag, und deshalb bemühe man sich darum, die Stadtgeschichte weiter zu erforschen, so Rizzolli, was mit dem Projekt zur jüdischen Geschichte in Bozen hervorragend gelungen sei, weil sich bisher niemand darum bemüht habe.

Man forsche mit Eigenmitteln, und auch die Ausstellung und die Rahmenveranstaltungen würden zu einem Gutteil selbst finanziert, so Rizzolli. Dafür sorgen einmal die Einnahmen aus den Schlössern, die eine 50%-Finanzierung ermöglichen und zum anderen die Sponsoren, allen voran Leitner Ropeways und die Stiftung Südtiroler Sparkasse, das Assessorat für Kultur der Provinz Bozen, die Autonome Region Trentino-Südtirol und die Versicherungsgruppe ITAS.

Mit dabei waren auf der Pressekonferenz Evi Pechlaner vom Landesarchiv, Armin Torggler von der Stiftung Schlösser sowie Carla Giacomozzi (Stadtarchiv) und Luca D'Ambrosio als Referenten der Vortragsreihe. Die Präsidentin der Jüdischen Gemeinde zu Meran, Elisabetta Rossi Innerhofer, musste sich für diese Pressekonferenz wegen einer Grippe entschuldigen.

Vorgestellt wurden neben einer Neuentdeckung die Fortführung der Ausstellung, ein Ideenwettbewerb, der Vorschlag, Runkelstein zum Dokumentationszentrum für jüdische Geschichte Bozens zu machen und eine Vortragsreihe, die morgen beginnt.

Die Stiftung Bozner Schlösser hat mit der Ausstellung "Simon und Sarah in Bozen" ein bisher kaum bekanntes Kapitel der Bozner Stadtgeschichte aufgeschlagen und mit der Neubewertung des Runkelsteiner Turnierfreskos (entstanden 1393/94) ein spätmittelalterliches Bilddenkmal der jüdischen Geschichte entdeckt, erläuterte Risszolli.

Zusätzlicher Plan der Bozner Synagoge entdeckt
Die Existenz einer Synagoge in Bozen war bis zur Ausstellung "Simon und Sarah" völlig unbekannt. Durch die Forschungsarbeit der Stiftung Bozner Schlösser und des Südtiroler Landesarchivs lässt sich die Geschichte des Bozner "Judenhauses" nun in groben Zügen rekonstruieren. Neue Dokumente tragen dazu bei, dass sich das Mosaik aus Daten, Namen und Fakten langsam zusammenfügt: so offenbart ein zusätzlicher Plan, der erst vor einem Monat aufgetaucht ist und der bei der Pressekonferenz von Evi Pechlaner vom Landesarchiv im Original gezeigt wurde, dass das "Judenhaus", d.h. die Synagoge, bereits um 1800 profaniert wurde.

Ideenwettbewerb zu einer Gedenktafel am Gebäude der ehemaligen Bozner Synagoge
An die Synagoge soll in Zukunft eine Gedenktafel erinnern, die am Gebäude der ehemaligen Synagoge in der Kapuzinergasse Nummer 2 angebracht werden soll. Die Stiftung Bozner Schlösser wird in Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde Meran und der Gemeinde Bozen einen Ideenwettbewerb zur Gestaltung einer Gedenktafel organisieren.

Vortragsreihe zu unbekannten Aspekten der jüdischen Geschichte in Bozen und Südtirol
Mit einem ersten Vortrag morgen, 7. November 19 Uhr im Römersaal von Schloss Maretsch zum Thema "Widerstand gegen den Antisemitismus in Bozen - die Tiroler Tunerfehde" von Christoph von Ach beginnt eine Vortragsreihe, die bis zum 24. Jänner 2013 fortgesetzt wird. Bei diesem letzten Termin wird Carla Giacomozzi über den vorbildlich bescheidenen und mutigen Bozner Lucillo Merci berichten, der Hunderte von Juden vor dem Tod gerettet hat. Anerkannte ExpertInnen werden zu unbekannten und interessanten Themen rund um die jüdische Geschichte von Bozen und Südtirol referieren. Wer wusste bisher, dass der Bozner Turnerverein sich gegen den ansteigenden Antisemitismus in Vereinen auflehnte? Dass der Amtsverteidiger des in Mantua gefangenen Andreas Hofer ein Triestiner Jude war? Dass im Tiroler Raum um 1550 Bücher in hebräischer Sprache gedruckt wurden und dass mit Lucillo Merci Bozen seinen eigenen Oskar Schindler hatte? (Details zur Veranstaltung im Anhang)

Dokumentationszentrum auf Schloss Runkelstein
Ausgehend von den Forschungsarbeiten zur Ausstellung "Simon und Sarah in Bozen" wird eine Dokumentationsstelle für die Geschichte der Juden in Bozen und deren Verbindungen innerhalb und außerhalb des Landes vom Mittelalter bis zum 18. Jahrhundert eingerichtet. Die Aufgabe dieses Zentrums soll im Sammeln und Ordnen von Schrift-, Bild- und Sachquellen zur jüdischen Präsenz in unserer Stadt bestehen, die archiviert, aufbereitet und Fachleuten und Interessierten zugänglich gemacht werden sollen. Das Projekt ist in Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde Meran und weiteren Partnern, wie Archiven und Universitäten, geplant
.
Verlängerung der Ausstellung "Simon und Sarah in Bozen"
Die Ausstellung hat großes Interesse ausgelöst. Nun soll auch noch Schulklassen die Möglichkeit gegeben werden, sich in diesem Semester über die Thematik zu informieren. Deshalb wird die Ausstellung bis zum 6. Januar 2013 verlängert.

 

 

 

zurück