Geschäftsklima in Mittelosteuropa weiter abgekühlt 

 

erstellt am
07. 11. 12

Weniger optimistische Geschäftserwartungen ziehen OeKB Geschäftsklima-Index leicht nach unten - Konjunkturerwartungen sind für die Region ebenfalls gesunken.
Wien (ökb) - Die Oktober-Erhebung des OeKB Geschäftsklima-Index Mittelosteuropa lässt eine weitere leichte Eintrübung des Geschäftsklimas in der Region erkennen. Nachdem der Index bereits im Juli 2012 gesunken war, setzt sich die Abwärtsbewegung nun in gemäßigter Form fort. Während sich die Direktinvestoren mit der aktuellen Performance ihrer Niederlassungen insgesamt weiter zufrieden zeigen, sind die Erwartungen in Bezug auf die zukünftige Geschäftsentwicklung weniger optimistisch.

Der quartalsweise errechnete Geschäftsklima-Index Mittelosteuropa der Oesterreichischen Kontrollbank basiert auf den Einschätzungen und Erwartungen von rund 400 Headquarters, die von Österreich aus ca. 1.500 MOE-Beteiligungen steuern. Für die aktuelle Befragung liegt der Indexwert des Geschäftsklimas (2007=100) mit 82,2 etwas unter dem Juli-Wert von 83,4. Die Direktinvestoren haben vor allem ihre Erwartungen für die Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten zurückgeschraubt. So sinkt der Indexwert der Geschäftserwartungen von 82,9 im Juli auf 80,9 im Oktober. Die Aktuelle Geschäftslage ihrer MOE-Beteiligungen bewerten die Headquarters hingegen im Vergleich zum Juli wenig verändert: Der Oktober-Wert bleibt mit 83,2 nur knapp unter dem Niveau vom Juli 2012 (83,6).

Regional unterschiedliche Strategien beim Ausbau bestehender Beteiligungen
Sehr zurückhaltend fallen laut aktueller Erhebung die Einschätzungen der Direktinvestoren zum Konjunkturverlauf in den kommenden Monaten aus. So geht der betreffende Index im Oktober auf 75,6 (Juli 78,3) zurück. Vorsichtig äußern sich die Befragungsteilnehmer auch bezüglich des Ausbaus bestehender Beteiligungen: Der Index der Erweiterungsinvestitionen sinkt geringfügig gegenüber Juli und weist eher auf eine Konsolidierung der bestehenden Standorte bzw. auf eine vorsichtige Expansion in der Region hin. Konkret sollen in den nächsten zwölf Monaten 12% der Unternehmensbeteiligungen ausgebaut werden, 9% stehen vor einem Abbau und rund 80% der Standorte bleiben unverändert. Auffallend sind dabei die regionalen Unterschiede: Vor allem in Russland und Polen soll die künftige Marktpräsenz ausgebaut werden, während in Kroatien, Slowenien, Bosnien Herzegowina, Bulgarien und insbesondere Serbien jeweils mehr Standortverkleinerungen oder -schließungen geplant sind als Erweiterungen.

Polen bleibt wichtigstes Zielland für Neuinvestitionen
Wichtigstes Zielland für Neuinvestitionsprojekte ist, wie schon in der Juli-Erhebung, Polen: 16% der insgesamt 38 für die Region MOE geplanten Markteintrittsprojekte sollen in diesem Land realisiert werden. Auch Bosnien Herzegowina und Serbien (jeweils 11%) sind unter den Investoren für die Errichtung neuer Unternehmensstandorte besonders gefragt. In Summe sind jedoch die Bestrebungen der befragten Headquarters zur Erschließung neuer Märkte im Vergleich zu Juli etwas zurückgegangen.

Euroländer: Slowenien droht negative Entwicklung, die Slowakei hält sich gut
Bei Betrachtung der aktuellen Ergebnisse auf Länderebene sticht vor allem Slowenien hervor. Die wirtschaftliche Lage des Landes wird sich in den kommenden Monaten laut Direktinvestoren deutlich verschlechtern. Dieser Pessimismus schlägt sich insbesondere in den Indexwerten zu Konjunktur und Geschäftserwartungen nieder: Der Konjunktur-Index für Slowenien bricht von 76,9 im Juli auf aktuell 66,2 ein, der Index der Geschäftserwartungen fällt im Oktober im Vergleich zur letzten Erhebung von 80,5 auf 71,5. Im Geschäftsklima-Länderranking rangiert Slowenien - knapp vor Ungarn - aktuell an vorletzter Stelle Die Slowakei hingegen wird im Oktober vergleichsweise gut bewertet. Dies zeigt, dass die Direktinvestoren bei ihren Einschätzungen und Erwartungen sehr wohl zwischen den einzelnen mittelosteuropäischen Euroländern differenzieren. Konkret spricht die überwiegende Mehrheit der Stellungnahmen zur Slowakei von einer gleichbleibenden Konjunktur- und Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten. Die entsprechenden Indizes erreichen Werte von 75,9 (Konjunktur) und 80,5 (Geschäftserwartungen). Im Geschäftsklima-Länderranking findet sich die Slowakei damit - gleichauf mit Rumänien - unter den Top-5 MOEL. Gute aktuelle Performance, aber getrübte Aussichten bei Finanzdienstleistern Trotz anhaltend schwieriger Rahmenbedingungen im Finanzsektor wird die aktuelle Geschäftslage für Banken und Versicherungen von den MOE-Direktinvestoren durchwegs positiv beurteilt. Die betreffenden Indizes klettern im Vergleich zur Juli-Erhebung etwas nach oben. Negativ entwickeln sich hingegen die Indizes der Geschäftserwartungen, für den Bankensektor fällt der Wert von 82,6 im Juli auf 77,3. Im Versicherungsbereich sinkt der Vergleichswert von 78,0 auf aktuell 74,4. Beide Bereiche zählen damit hinsichtlich ihrer Geschäftsperspektive zu den am wenigsten optimistischen Branchen. Im Detail bedeutet dies, dass für 15% der Banken-Osttöchter mit einer schlechteren Geschäftsentwicklung gerechnet wird, im Juli betrug dieser Anteil noch 6%. Im Versicherungsbereich liegt der negative Meldungsanteil ("die Geschäftsentwicklung wird sich verschlechtern") im Oktober bei 12% (Juli 7%).

Der OeKB Geschäftsklima-Index Mittelosteuropa (MOE) basiert auf vierteljährlichen Primärerhebungen unter rund 400 Entscheidungsträgern von MOE-Headquarters mit Sitz in Österreich, die zu rund 1.500 ihrer Unternehmensbeteiligungen in Mittelosteuropa befragt werden. Erhoben werden die Einschätzungen der Direktinvestoren zur Aktuellen Geschäftslage sowie deren Erwartungen hinsichtlich der Geschäftsentwicklung in den Unternehmensbeteiligungen vor Ort (Geschäftsklima), Expansions- und Investitionsstrategien der Unternehmen in MOE, Beurteilungen der Standortqualität Österreichs als Brückenkopf für das Mittelosteuropa-Geschäft und schließlich Einschätzungen zur allgemeinen Wirtschaftsentwicklung in der Region.
Der OeKB Geschäftsklima-Index Mittelosteuropa bietet differenzierte Analysen nach Ländern, Branchen und Unternehmensgrößen. Als Ergebnis stehen der Wirtschaft Frühindikatoren zur Verfügung, die praxisnahe Aussagen und Prognosen u.a. über den Geschäftserfolg von Direktinvestoren in einzelnen Ländern Mittelosteuropas bzw. in der Gesamtregion ermöglichen.

Über die OeKB
Die Oesterreichische Kontrollbank Aktiengesellschaft (OeKB) ist Österreichs zentraler Finanz- und Informationsdienstleister für Exportwirtschaft und Kapitalmarkt. Ihre speziellen Services stärken den Standort Österreich und unterstützen die Wirtschaft im globalen Wettbewerb. Die vielfältigen Dienstleistungen stehen Unternehmen und Finanzinstitutionen sowie Einrichtungen der Republik Österreich zur Verfügung. Die OeKB handelt sektorübergreifend, zentral, neutral und in Übereinstimmung mit ihrer Nachhaltigkeitspolitik. Das 1946 gegründete Spezialinstitut steht im Eigentum österreichischer Banken.

 

 

 

Informationen: http://www.oekb.at

 

 

 

 

 

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