600 Jahre Landtag Steiermark 

 

erstellt am
06. 11. 12

Bundespräsident und Landesspitze würdigen Landtag Steiermark
Graz (lk) - Bei der heutigen Festveranstaltung "600 Jahre Landtag Steiermark" am 06.11. konnte Landtagspräsident Manfred Wegscheider Bundespräsident Heinz Fischer, die gesamte Landesregierung sowie die steirischen Abgeordneten im Landtag begrüßen.

Bundespräsident Fischer betonte in seiner Rede, "das Verfassungsprinzip des Föderalismus stünde nur auf dem Papier, wenn eine sinnvolle Eigenständigkeit der Länder nicht auch im Bewusstsein der Bevölkerung verankert wäre". "Der Steiermärkische Landtag, dessen 600. Geburtstag wir heute feiern, ist ja Ausdruck dieser schon ein Jahrtausend währenden Eigenständigkeit." Landtagspräsident Wegscheider erinnerte ebenso an die lange Tradition des Landtages in der Steiermark: "Schon 80 Jahre vor der Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus sind die steirischen Stände zum Landtag zusammengetreten. Heute ist wichtig, dass die Steiermark in einem Europa der Regionen stark vertreten ist. Mit unserer Initiative für einen papierlosen Landtag und einem sehr starken Engagement bei der Beteiligung unserer Jugend am parlamentarischen Geschehen hat der Landtag Steiermark jedenfalls eine Vorreiterrolle eingenommen, auf die wir stolz sind."

In ihren Grußworten würdigte auch die steirische Landesspitze die Geschichte und Bedeutung des Landtages Steiermark. Landeshauptmann Franz Voves erinnerte daran, dass es seit Bestehen des Landtages fast 530 Jahre gedauert hat, bis steirische Abgeordnete in allgemeinen, geheimen und persönlichen Wahlen gewählt werden konnten. "Ich halte diese historische Betrachtung deshalb für so wichtig, weil sie beweist, dass die westlich geprägte Demokratie mit der ihr innewohnenden Garantie individueller Bürger- und Freiheitsrechte auch bei uns keineswegs auf eine lange Tradition zurückblicken kann. Dieser Umstand sollte unser Bewusstsein dafür schärfen, dass demokratische Mitbestimmung, garantierte Menschenrechte und persönliche Freiheit Werte sind, die keine Selbstverständlichkeiten darstellen, sondern Menschen brauchen, die bereit sind, für sie einzustehen und sie im Rahmen einer geistigen, politischen und ideologischen Auseinandersetzung jeden Tag aufs Neue zu verteidigen."

Landeshauptmann-Vize Hermann Schützenhöfer betonte, dass der steirische Landtag zwei Mal den Beitritt zur Republik Österreich beschlossen habe. Einmal am 6. November 1918 nach dem Auseinanderfallen der Monarchie und dann am 25. November 1945 bei den ersten freien Landtagswahlen seit 1930. "Die Landtage sind die Kristallisationspunkte der Länder. Sie sind weit mehr als nur Gesetzgeber. Die Regierung ist ihnen verantwortlich, sie haben Kontrolle auszuüben und der Regierung Vertrauen oder auch Misstrauen auszusprechen. Der Landtag Steiermark ist unverzichtbar, aber nicht unveränderbar. Die Abschaffung des Proporzes ab der nächsten Legislaturperiode zeigt dies. Ich bin sicher, dass das Mehrheitswahlrecht Rahmenbedingungen schafft, die für sehr spannende Landtagsdebatten sorgen werden. Ich wünsche dem Landtag Steiermark weitere, sehr lebendige 600 Jahre."

Die Festveranstaltung ist einer der Höhepunkte der Festwoche von 5. bis 9. November, mit der der Steiermärkische Landtag seinen 600. Geburtstag begeht. Die Festgäste ließen es sich auch nicht nehmen, bedeutende Ausstellungsstücke der steirischen Landesgeschichte wie beispielsweise das sogenannte Ladschreiben (Einladungsschreiben) zur Landtagssitzung aus dem Jahre 1412, der Herzogshut der Steiermark aus dem 15. Jahrhundert oder die Gründungsurkunde der Steiermark, die Georgenberger Handfeste von 1186, in Augenschein zu nehmen.

Die musikalische Umrahmung erfolgte von dem Experten für mittelalterliche Musik in Österreich Eberhard Kummer und Studierenden der Kunstuniversität Graz. Das anlässlich des 600-Jahr-Jubiläums komponierte Konzertstück „Labor lapsus für Streichquartett" wurde in Anwesenheit des Komponisten Hyunsuk Jun, einem Studenten der Kunst Uni Graz, vom „Meran Quartett" uraufgeführt.

Beim morgigen Publikumstag, dem 7. November, erwartet die Besucherinnen und Besucher neben den Originaldokumenten auch Musik und Poesie des Mittelalters sowie eine Schau von Ritterrüstungen und historischen Gewändern. Es gibt weiters die Möglichkeit, sich eine eigene Gedenkmünze im Landhaushof zu schlagen.

 

 

 

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