Artothek des Bundes | Die Sammlung #2 | 21er Raum: Andy Boot. Überfläche
Wien (bmukk) - Fast auf den Tag genau ein Jahr nach seiner Eröffnung feiert das 21er Haus, als
Ort der Produktion, Rezeption und Reflexion von österreichischer Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts im internationalen
Kontext, die Eröffnung der Artothek des Bundes und präsentiert zwei neue Ausstellungen. Die Artothek
des Bundes, die seit den 1950er-Jahren Werke aus allen Bereichen der zeitgenössischen Kunst sammelt, umfasst
aktuell über 36.000 Werke und wird durch die laufende Ankaufstätigkeit des Bundesministeriums für
Unterricht, Kunst und Kultur im Rahmen der Kunstförderung stetig erweitert. Mit Die Sammlung #2 werden in
der ersten Neuaufstellung der permanenten Sammlung frische Bezüge und Berührungspunkte geschaffen sowie
in fünf Sektionen wichtige lokale Bezugsfelder und Entwicklungen der zeitgenössischen und modernen Kunst
beleuchtet. Im 21er Raum, der neuen Ausstellungsfläche für junge zeitgenössische Positionen, werden
alle sechs Wochen Arbeiten von in Österreich lebenden und arbeitenden Künstlern präsentiert. Den
Anfang macht der gebürtige Australier Andy Boot mit seiner Schau Überfläche.
Eröffnung der Artothek des Bundes im 21er Haus
"Die Verankerung der Artothek des Bundes im 21er Haus, ein Jahr nach dessen Eröffnung, ist ein starkes
Signal für die zeitgenössische Kunst in Österreich. Mit diesem Schritt nützen wir Synergien,
in wissenschaftlicher und organisatorischer Hinsicht. Wir erleichtern den Zugang zu den Werken und erweitern die
Nutzung sowie die Präsentation der Sammlung. Gleichzeitig fördern und stärken wir damit die in Österreich
lebenden Künstlerinnen und Künstler und ihre Präsenz im In- und Ausland. Zeitgenössische Kunst
so vielen Menschen wie möglich zugänglich und erlebbar zu machen ist mir wichtig. Gemeinsam ist es uns
gelungen, der Artothek des Bundes eine neue, authentische Heimat zu geben und dabei die Eigenständigkeit der
Sammlung zu bewahren. Ich bedanke mich bei Direktorin Dr. Agnes Husslein-Arco und dem Team des Belvedere für
die gute Zusammenarbeit, das sichtbare Ergebnis überzeugt", so Kulturministerin Dr. Claudia Schmied.
Die Artothek des Bundes gilt als umfassende Dokumentation des zeitgenössischen österreichischen Kunstschaffens.
Aktuell befinden sich über 36.000 Werke moderner und zeitgenössischer österreichischer Kunst in
der Sammlung, die seit ihrer Gründung zu Beginn der Zweiten Republik kontinuierlich gewachsen ist und zahlreiche
Frühwerke heute etablierter Künstler sowie sehr junge Positionen enthält. Durch die Ankaufstätigkeit
des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur im Rahmen der Kunstförderung wird die Sammlung
stetig erweitert und aktualisiert. Jährlich werden mit einem Ankaufsbudget von rund 500.000 Euro Werke von
etwa hundert österreichischen Künstlern erworben.
Die Ankaufsstrategie des Bundes hat sich im Laufe der Jahre entsprechend dem sozialen Wandel verändert. Stand
anfänglich der Gedanke einer sozialen Förderung im Vordergrund, verlagerte sich der Schwerpunkt in weiterer
Folge einerseits auf die Vervollständigung von bestehenden Werkgruppen bereits erfasster Künstler und
andererseits auf die Förderung junger Kunstschaffender, die oftmals durch Erstankäufe des Bundes Unterstützung
am Kunstmarkt fanden. Traditionelle Medien wie Malerei und Grafik nehmen noch immer einen sehr hohen Anteil ein,
die Sammlung der Artothek des Bundes wird aber immer mehr mit Werken aus den Neuen Medien, Fotografie, Installationskunst
und prozessorientiertem Arbeiten ergänzt und bereichert. Die Sammlungsobjekte der Artothek des Bundes stehen
für die Ausstattung der Repräsentationsräumlichkeiten und Büros der Bundesdienststellen im
In- und Ausland zur Verfügung. Etwa ein Drittel des Bestandes befindet sich als Leihgaben in rund 450 öffentlich-rechtlichen
Institutionen wie zum Beispiel dem Parlament, der Präsidentschaftskanzlei, Bundesministerien, Universitäten,
europäischen Organisationen, österreichischen Botschaften und Kulturforen. Ausgewählte Werke werden
im Rahmen von Ausstellungen der Öffentlichkeit präsentiert, zuletzt in der vom Bundesministerium für
Unterricht, Kunst und Kultur organisierten Schau Desiring the Real in Havanna, Kuba. Zudem befinden sich Werke
von musealer Bedeutung als Dauerleihgaben in zahlreichen österreichischen Museen.
Im Rahmen der Baumaßnahmen zur Wiedereröffnung wurden im 21er Haus die infrastrukturellen Rahmenbedingungen
für die Integration der Artothek des Bundes geschaffen. Von den Gesamtkosten in Höhe von ca. 31,9 Mio.
Euro entfiel ein Anteil von ca. 3,7 Mio. Euro auf die Artothek. 2011 wurde das Belvedere vertraglich mit der Verwaltung
der Artothek des Bundes beauftragt, ab April 2012 wurden die lagernden Werke und der elektronisch erfasste Bestand
in das 21er Haus übersiedelt. Die Artothek des Bundes bleibt eine eigenständige Sammlung, ihre Betreuung
wird von den Experten des Belvedere geleistet. Dafür erhält das Belvedere eine jährliche Abgeltung
seines Verwaltungsaufwands in der Höhe von 211.000 Euro.
"Mit der Übersiedelung der Artothek des Bundes ergeben sich weitere museale Verknüpfungen sowie
praktische Synergien. Da das Belvedere mit dem 21er Haus über ausreichend Räumlichkeiten verfügt,
seine zeitgenössischen Kunstbestände permanent auszustellen, können in den Sammlungspräsentationen
auch ungleich mehr Werke aus der Artothek der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden", erklärt
Agnes Husslein-Arco. So werden in Die Sammlung #2 auch zahlreiche Arbeiten aus dem Bestand der Artothek des Bundes
präsentiert.
Die Sammlung #2 | Erste Neuaufstellung der Sammlung zeitgenössischer Kunst im 21er Haus
Die Sammlung #2 zeigt als erste Neuaufstellung von Werken aus der Sammlung für zeitgenössische
Kunst Arbeiten von den 1940er-Jahren bis hin zu jungen Positionen. Die halbjährlich wechselnde Sammlungspräsentation
bietet einen profunden, lebendigen und mit der internationalen Bewegung vergleichenden Einblick in die Entwicklung
der modernen österreichischen Kunstgeschichte. "Die Werke werfen ein Licht auf die Eigenheiten einer
lokal verorteten Kunstproduktion, die sich im Zusammenhang mit der internationalen Gegenwartskunst entwickelt hat.
Gleichzeitig werden durch die Konfrontation junger Künstler mit Werken der Nachkriegsavantgarde ideengeschichtliche
Zusammenhänge aufgezeigt, die frische Bezüge und Berührungspunkte schaffen. Eine spannungsreiche
Präsentation wirft einen frischen Blick auf eine dynamische, sich permanent weiterentwickelnde Sammlung",
erläutert Kuratorin Bettina Steinbrügge.
In fünf verschiedenen Sektionen beleuchtet die Ausstellung wichtige lokale Bezugsfelder und Entwicklungen
der zeitgenössischen und modernen Kunst: Kunstszenen, Schriftbilder, Nach der Malerei, Knoten/Reihe/Struktur
sowie Zwischen Abstraktion und Figuration dienen als atmosphärische wie auch inhaltliche Klammern. Künstlergruppen
und Netzwerke spielen in der österreichischen Kunst eine wichtige Rolle und neue ästhetische Setzungen
erhalten oft erst durch Allianzen Relevanz, was in der Sektion Kunstszenen aufgezeigt wird. Schriftbilder thematisiert
die Auseinandersetzung mit Sprache als Material. Die konkrete Poesie, die sich in den 1950er-Jahren in Europa und
Brasilien entwickelte, findet ihre Fortsetzung in den Schriftstücken, Anleitungstexten und textuellen Interventionen
der Konzeptkunst. Die Sektion Nach der Malerei setzt sich mit der Veränderung der medialen Landschaft auseinander,
in der neue Medien die alte Gattungsordnung herausfordern und Installations-, Objekt- und Performancekunst in Erscheinung
treten. Knoten/Reihe/Struktur widmet sich einem weiteren Aspekt der klassischen Moderne. In der konkreten Moderne
werden Gestaltungsnormen wie Gerade, rechter Winkel und Primärfarben eingesetzt. Mit dem Aufkommen eines konzeptuellen
Formalismus ab den späten 1970er-Jahren wurden die damals entstandenen großen Erzählungen kritisch
kommentiert sowie in alltags- und populärkulturelle Kontexte gesetzt. Die neu hinzugekommene Abteilung Zwischen
Abstraktion und Figuration diskutiert deren Entwicklung und gegenseitige Grenzüberschreitungen. Daraus entstehen
neuartige Bildwelten, die etwas erfinden, das dem Unbewussten zuzuordnen ist und künstlerische Stile reflektiert.
Künstler der Ausstellung Die Sammlung #2 sind u.a. Marc Adrian, Georg Baselitz, Joseph Beuys, Herbert Boeckl,
Günter Brus, Manfred Erjautz, VALIE EXPORT, gelatin, Bruno Gironcoli, Rudolf Hausner, Damien Hirst, Birgit
Jürgenssen, Peter Kogler, Hans Kupelwieser, Maria Lassnig, Otto Muehl, Flora Neuwirth, Hermann Nitsch, Oswald
Oberhuber, Karl Prantl, Arnulf Rainer, Gerwald Rockenschaub, Gerhard Rühm, Hans Schabus, Markus Schinwald,
Hubert Schmalix, Lucie Stahl, Curt Stenvert, Esther Stocker, Max Weiler, Franz West, Erwin Wurm, Otto Zitko und
Heimo Zobernig.
21er Raum | Die neue Ausstellungsfläche des 21er Haus präsentiert Andy Boot
Im 21er Raum werden in einem Intervall von sechs Wochen insgesamt jährlich acht vorrangig Einzel-, aber
auch kleine Gruppenausstellungen zu sehen sein. Der Fokus liegt auf jungen zeitgenössischen Positionen in
Österreich lebender und arbeitender Künstler. Zentral im Obergeschoss gelegen, hebt sich der Raum im
Raum architektonisch vom Gebäude ab und fügt sich zugleich in die Gesamtstruktur ein. Der Entwurf von
Nadim Vardag reflektiert durch verspiegelte Außenwände die Werke der Sammlung und die gesamte Innenarchitektur
des Hauses. In der ersten Ausstellung im 21er Raum präsentiert der gebürtige Australier Andy Boot ein
Arrangement aus neuen Skulpturen und Arbeiten auf Leinwand. "Unter dem Titel Überfläche diskutiert
der Künstler Bedeutungen von Oberflächen und den möglichen Status dessen, was über diesen Oberflächen
liegt. Boot unternimmt den Versuch, jene Welt als ästhetisches Phänomen zu formalisieren, in der zwischen
Sein, Präsentieren und Repräsentieren nicht mehr unterschieden, sondern nur noch der Glanz der Oberflächen
wahrgenommen wird", so Kurator Severin Dünser.
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