Erfolg für ein Team aus der Frauenklinik der Uni Würzburg: Es bekommt rund zwei Millionen
Euro aus dem bundesweiten Wettbewerb GO-Bio. Mit dem Geld wird ein viel versprechender Antikörper für
die Krebstherapie weiterentwickelt.
Würzburg (idw) - Anspruchsvolle Projekte aus der Biotechnologie, die auf lange Sicht zur Gründung
eines Unternehmens führen: Das ist im Wettbewerb GO-Bio („Gründungsoffensive Biotechnologie“) gefragt.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung führt ihn durch; in der jüngsten Auswahlrunde hatten
sich 63 Projekte beworben. Fünf davon waren am Ende erfolgreich.
Zu den fünf Preisträgern gehört Markus Junker (31) von der Universität Würzburg. Er bekommt
über zwei Millionen Euro, um einen Antikörper für die Krebstherapie anwendungsreif zu machen. Junker
hat in Würzburg Biologie studiert; seit 2008 arbeitet er an der Universitäts-Frauenklinik in der Nachwuchsforschungsgruppe
„Tumorimmunologie“, die von Privatdozent Jörg Wischhusen geleitet wird.
Antikörper bremst Tumorwachstum
In seiner Doktorarbeit hat Junker einen Antikörper entwickelt, der für die Behandlung von Haut-, Prostata-
und Eierstockkrebs Erfolg verspricht. „Er bindet zielgenau an den Wachstumsfaktor GDF-15, den mehr als 50 Prozent
aller soliden Tumoren im Übermaß produzieren“, erklärt der Biologe. Die Konsequenz: Der Antikörper
blockiert den Wachstumsfaktor und bremst damit das Tumorwachstum deutlich. Das haben die Wissenschaftler in Tierversuchen
nachgewiesen.
Nächste Schritte der Entwicklung
Mit dem GO-Bio-Geld soll der Antikörper in den nächsten zweieinhalb Jahren für den Einsatz beim
Menschen weiter entwickelt werden. „Noch ist es ein Maus-Antikörper, und darum müssen wir ihn als nächstes
so optimieren, dass er vom Immunsystem des Menschen nicht abgestoßen wird“, sagt Junker. Als weitere wichtige
Voraussetzung für eine spätere klinische Anwendung streben die Wissenschaftler außerdem die Optimierung
der Antikörperproduktion an; darauf müssen dann Toxizitätstests folgen.
Parallel dazu will das Team um Junker und Wischhusen zusätzliche Varianten des Antikörpers herstellen
– denn möglicherweise lässt sich seine Wirksamkeit ja steigern. Auch einen diagnostischen Test gilt es
zu entwickeln: Damit soll später festgestellt werden, wie viel Wachstumsfaktor GDF-15 im Blut der Patienten
vorliegt. „Denn eine Therapie mit dem Antikörper macht nur dann Sinn, wenn der GDF-15-Spiegel hoch ist“, so
Junker.
Mehrere Kooperationspartner
Bei dieser Forschungs- und Entwicklungsarbeit kooperieren die Würzburger Wissenschaftler mit der Sektion für
experimentelle Antikörpertherapie der Universität Tübingen und der Firma Synimmune GmbH (Tübingen),
die 2010 ebenfalls im Zuge einer GO-Bio-Förderung entstanden ist. Die begleitende Diagnostik wird in Zusammenarbeit
mit der Firma Vasopharm GmbH (Würzburg) entwickelt.
Die Gründung einer Firma plant Markus Junker, sobald der Antikörper sich nach den Richtlinien der GMP
(Good Manufacturing Practice) produzieren lässt und die Toxizitätstests gut verlaufen sind. Erste klinische
Studien an Patienten lassen sich dann an der „Early Clinical Trial Unit“ des Universitätsklinikums Würzburg
durchführen.
Würzburger GO-Bio-Projekte
Schon bei der ersten Auswahlrunde in der GO-Bio-Initiative war im Jahr 2006 ein Würzburger Forscher erfolgreich:
Professor Roland Jahns von der Medizinischen Klinik I, heute Leiter der Interdisziplinären Biomaterial- und
Datenbank Würzburg. Er wurde damals mit einem neuen Therapie- und Diagnoseverfahren zur Behandlung der autoimmunbedingten
Herzschwäche gefördert. Aus dem Projekt entstand die Corimmun GmbH; das damals entwickelte Medikament
(Cor-1) befindet sich gegenwärtig in der klinischen Prüfung an Patienten mit Herzschwäche (Phase
II-Studie). 2009 war dann Knut Ohlsen vom Institut für Molekulare Infektionsbiologie unter den GO-Bio-Gewinnern.
Er arbeitet an einer Immuntherapie gegen multiresistente Bakterien (Staphylococcus aureus).
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