Aktive Klimaschutzpolitik Wiens zeigt Wirkung und sicherte im Vorjahr 58.600 Arbeitsplätze
Wien (rk) - 3,7 Mio. CO2-Äquivalente wurden dank des ambitonierten Klimaschutzprogramms der
Stadt Wien von 1990 bis 2009 jährlich vermieden. "Wien Klimaschutzmaßnahmen wirken, wir haben einen
konkreten Plan mit konkreten Zielvorgaben und ganz konkreten Maßnahmen. Dank dieser konnte Wien eine Verringerung
der klimaschädigenden Gase von rund 21 Prozent pro Kopf erreichen", so Umweltstadträtin Ulli Sima
und Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou. Zu diesem Ergebnis kommt der jüngste Evaluierungsbericht zum
Klip, der am 28.11. im Ausschuss für "Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung"
beschlossen wurde.
"Wir haben schon einiges erreicht - Wien ist Vorreiter im Klimaschutz - trotzdem sind weiterhin ambitionierte
Maßnahmen umzusetzen. Vor allem im Hinblick auf die ehrgeizigen EU-weiten Ziele, die bis 2050 eine Reduktion
des CO2-Ausstoßes in Europa um 80 - 95 Prozent Prozent vorsehen. Wien entwickelt sich beim Klimaschutz weiter.
Mit der Solaroffensive und der Verschiebung des Verkehrs in Richtung Öffis, Rad- und Fußverkehr, haben
wir deutliche Maßnahmen gesetzt. Aber wir brauchen weitere Anstrengungen.", so Vizebürgermeisterin
Maria Vassilakou.
Wien liegt mit diesen Erfolgen auch österreichweit an der Spitze: während der Pro-Kopf-Ausstoß
im Jahr 2010 in Österreich 10,1 Tonnen beträgt, liegt Wien mit 5,8 Tonnen pro Person nur knapp hinter
Vorarlberg (5,3 Tonnen). Nur zum Vergleich: In Niederösterreich liegt dieser bei 12,7 Tonnen, in Oberösterreich
bei 16,4 Tonnen pro Kopf im Jahr 2010.
Erfreuliche Ergebnisse des jüngsten Fortschrittsberichts
Bereits im November 1999 hat der Wiener Gemeinderat das Klimaschutzprogramm der Stadt Wien (KliP Wien) mit einer
Laufzeit bis Ende 2010 beschlossen, bereits 2009 hat der Gemeinderat seine Fortschreibung bis 2020 ("KliP
II") verabschiedet. Dem Wiener Gemeinderat wird regelmäßig ein Bericht über die Umsetzung
vorgelegt, die Evaluierung führt die österreichische Energieagentur durch.
Der Bericht behandelt nicht nur den Umsetzungsstand der neuen Maßnahmenprogramme des derzeit laufenden KliP
II, sondern auch jene Maßnahmenprogramme des ursprünglichen Klimaschutzprogramms, die im KliP II fortgesetzt
werden. Von 1990 bis Ende 2011 konnten demnach bereits 3,7 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente vermieden werden. Werden
die von der Stadt Wien beeinflussbaren Reduktionen an Treibhausgasen auf die Anzahl der Einwohner bezogen, dann
zeigt sich, dass von 1990 bis 2009 eine Reduktion von 4,1 Tonnen auf 3,2 Tonnen pro EinwohnerIn erzielt werden
konnte. Das entspricht einer Verringerung von rund 21 Prozent.
Aber das Klimaschutzprogramm der Stadt Wien war bisher nicht nur hinsichtlich der Reduktion von Treibhausgasen
erfolgreich, sondern löste auch beträchtliche positive volkswirtschaftliche Effekte aus. Im Zeitraum
1999 bis 2011 lösten die umgesetzten Maßnahmen ein Investitionsvolumen von mehr als 20 Mrd. Euro aus.
Der Wertschöpfungseffekt betrug rund 18,7 Mrd. Euro. Damit konnten im Jahr 2011 mehr als 58.600 Arbeitsplätze
gesichert werden.
Um den bisherigen Erfolgskurs der Klimapolitik in Wien und des engagierten Klimaschutzprogramms fortsetzen zu können,
zeigt die Österreichische Energieagentur folgende Schwerpunkte auf:
- Fortführung der Arbeiten am Versorgungssicherheitsplan mit dem Erneuerbaren
Energieplan
- Weitere Forcierung von Projekten zur Nutzung von erneuerbarer Energie
- Ausbau der Netze der Fernwärme Wien
- Forcierung von Fernkälteprojekten
- Erarbeitung von Möglichkeiten zur schrittweisen Einführung einer verpflichtenden
thermischen Sanierung der obersten Geschoßdecke des Wiener Altgebäudebestandes
- Durchführung von energierelevanten Projekten in der Wiener Hauptkläranlage
- Ausbau der Radabstellanlagen auf öffentlichem und privatem Grund (Förderprogramm,
Radabstellanlagen-Offensive)
- Steigerung des Modal Splits im Öffentlichen Verkehr durch Ausbau der U-Bahn
sowie Beschleunigung und Komfortsteigerung des Straßenbahn- und Busverkehrs
- Forcierung von alternativen, energieeffizienten Antrieben und Treibstoffen (Erdgas,
Elektromobilität) im magistratsinternen Fuhrpark
Die Schwerpunkte im Wiener Klimaschutzprogramm
- Fernwärme spart 1,5 Mio. Tonnen CO2: Im Jahr 2011 lag der Marktanteil der
Fernwärme Wien am Wärmemarkt von Wien bei rund 36 Prozent. Im Geschäftsjahr 2010/11 wurden rund
5.600 GWh Fernwärme nachgefragt. Davon entfielen etwa 1.800 GWh (31 Prozent) auf Wohnungen und ca. 3.900 GWh
(69 Prozent) auf Großkunden. Insgesamt konnten dadurch seit 1990 rund 1,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent
vermieden werden.
- Erneuerbare Energien ausgebaut: Im Zeitraum 1990 bis 2010 konnte der Anteil erneuerbarer
Energien von 5 auf 13Prozent am Bruttoinlandsverbrauch gesteigert werden. Das entspricht einer Reduzierung von
640.000 t CO2. Derzeit wird im Rahmen des Renewable Action Plans Vienna an Zielen für das Jahr 2020 gearbeitet.
- Wohnhaussanierungen sparten 335.000 Tonnen CO2: Durch die von der Stadt Wien
jährlich zur Verfügung gestellten Finanzmittel im Ausmaß von rund 200 Millionen Euro kann eine
Energieeinsparung von jährlich 1.012 GWh erzielt werden. Das entspricht einer Vermeidung von 335.000 Tonnen
CO2 pro Jahr
- Wohnungsneubau spart 53.000 Tonnen CO2: In Wien wird mittlerweile nur mehr die
Errichtung von Wohnungen mit passivhausgleichem Primärenergieverbrauch und passivhausgleichen CO2-Emissionsanforderungen
gefördert. Allein mit dieser Vorgabe konnten bisher rund 53.000 Tonnen CO2-Äquivalent an Treibhausgasen
vermieden werden.
- Modal Split - Vorrang für die Öffis: Durch den Ausbau des öffentlichen
Verkehrsnetzes und der Attraktivierung des Wiener Radnetzes setzte sich der Modal Split im Jahr 2011 wie folgt
zusammen: Der Anteil des Fußverkehrs betrug 28 Prozent, der des Radverkehrs 6 Prozent, jener des Pkw-Verkehrs
29 Prozent und jener des Öffentlichen Verkehrs 36 Prozent .Ein Beweis für die zunehmende Attraktivität
der Öffis ist auch die Anzahl der verkauften Tickets: Bereits 470.000 Wienerinnen und Wiener haben sich eine
Jahreskarte zugelegt, Tendenz steigend. Das sind rund 100.000 mehr als noch vor einem Jahr.
Jahrzehntelange Leistungen im Klimaschutz machen sich bezahlt
Schon lange vor Verabschiedung des ersten Klimaschutzprogramms durch den Gemeinderat hatte die Stadt Wien unzählige
Weichenstellungen getroffen, die sich sowohl auf den Klimaschutz als auch die Luftqualität sehr positiv ausgewirkt
haben. Hätte die Stadt Wien nicht bereits seit Jahrzehnten Klimaschutz praktiziert, lägen die jährlichen
Treibhausgasemissionen um rund 7 Millionen Tonnen höher!
Umweltfreundliche Energieaufbringung
Wien Energie betreibt in Wien eine Reihe von hocheffizienten Gas-KWK-Anlagen, Erneuerbare-Kraftwerke sowie
Müllverbrennungsanlagen anstelle der im benachbarten Deutschland vielerorts verwendeten Kohlekraftwerke. Des
Weiteren wurden etliche Kraftwerke errichtet, die auf der Basis von erneuerbaren Energieträgern Strom umwandeln.
Im Bereich der Raumwärme wurde die Fernwärme in Wien massiv ausgebaut, so dass der Energieträger
Heizöl, der Anfang der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts den Heizungsmix in Wien determinierte, weitgehend
verdrängt werden konnte. In Summe ergeben diese Einzelmaßnahmen eine Treibhausgasvermeidung von 5,4
Mio. t CO2-Äquivalent pro Jahr.
Energiesparendes Wohnen
Durch die Förderungspolitik sowie ordnungsrechtliche Maßnahmen sowohl im Neubau als auch in der
Sanierung der Wohnungen in Wien konnte der Energieverbrauch pro m2 auf 176 kWh/m2a gesenkt werden (im Vergleich
213 kWh/m2a im Rest von Österreich). Daraus resultiert ein Energieverbrauch pro Wohnung und Jahr 12.496 kWh
(20.448 im Rest von Österreich). Hochgerechnet auf den Wohnungsbestand Wiens ergibt sich daraus eine Einsparung
von rund 842.500 MWh. Oder umgerechnet auf CO2-Äquivalent ergibt das eine Einsparung von jährlich ca.
126.000 t.
Öffentlicher Verkehr überholt motorisierten Individualverkehr
Investitionen in den öffentlichen Verkehr sowie weitere Maßnahmenbündel im Bereich des Verkehrs
bewirkten, dass der Anteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV) in Wien bereits 1999 geringer als in vergleichbaren
Städten lag. Den höchsten MIV-Anteil der mit Wien vergleichbaren Städte weist Hamburg mit 43 Prozent
auf. Zur Abschätzung der in diesem Bereich in Wien vermiedenen Emissionen wird Hamburg herangezogen: Würde
auch in Wien der Anteil des motorisierten Individualverkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen 43 Prozent - wie in
Hamburg - betragen, würde das zusätzliche jährliche Treibhausgasemissionen in der Größe
von ca. 552.000 t CO2-Äquivalent bewirken.
Klimaschutzmaßnahmen der Stadt Wien auch online
Der gesamte KliP-Bericht findet sich in Kürze als Download unter http://www.wien.at/umwelt/klimaschutz/
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