Vassilakou/Frauenberger: Zukunft gemeinsam leben
Wien (rk) - Am 19. März startete die Stadt Wien mit der Erarbeitung der Wiener Charta als eine
neue und europaweit einzigartige Form der BürgerInnenbeteiligung. Insgesamt sieben Monate, bis 14. Oktober,
waren alle Wienerinnen und Wiener dazu aufgerufen mitzureden und mitzubestimmen, wie das Zusammenleben in Wien
gestaltet werden soll. "Mit großem Erfolg", wie Vizebürgermeisterin Mag.a Maria Vassilakou
und die zuständige Stadträtin Sandra Frauenberger betonen. Unabhängig von Geschlecht, Alter oder
Herkunft konnten alle Wienerinnen und Wiener ihre Ideen und Wünsche einbringen. "Die Stadt ist damit
bewusst einen Weg gegangen, der mit allen Menschen in Wien gemeinsam beschritten werden konnte", erklären
Vassilakou und Frauenberger.
"Die hohe Lebensqualität in unserer Stadt wurde nicht nur durch politische Maßnahmen oder Gesetze
erreicht", ist sich Frauenberger sicher. Jede Wienerin und jeder Wiener hat dafür viel getan und ist
zu Recht stolz darauf. In Zukunft wird die Lebensqualität entscheidend davon abhängen, wie das Zusammenleben
funktioniert. Gerade in einer Zeit, die alle vor neue Herausforderungen stellt, ist ein Klima des sozialen Zusammenhalts
und des gegenseitigen Respekts immens wichtig. Erklärtes Ziel des Projektes war es daher weiterhin am positiven
Miteinander in Wien zu arbeiten und so die Lebensqualität zu steigern. Im direkten Gespräch sollte ein
gemeinsamer Nenner gefunden und so gemeinsame Spielregeln erarbeitet werden. Vassilakou und Frauenberger: "Die
Wiener Charta war also auch ein Solidaritätsprojekt, das den Dialog förderte und Bewusstsein für
das Miteinander geschaffen hat".
Rund 12.700 Stunden wurde in den 651 Gruppen miteinander diskutiert. "Wann sind zuletzt rund 8.500 Menschen
zusammen gesessen und haben sich von Angesicht zu Angesicht über ihre persönlichen Ideen und Wünsche
ausgetauscht? Die Wiener Charta ist einzigartig!", betont Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger.
"Die Beteiligung an der Wiener Charta hat alle unsere Erwartungen übertroffen. Die Wienerinnen und Wiener
haben gezeigt, dass sie mitreden und mitbestimmen wollen", zeigt sich Stadträtin Sandra Frauenberger
zufrieden.
Wiener Charta, Zusammenleben in sieben Bereichen
"Wien ist Heimat und Zuhause: Für Frauen und Männer, Junge und Alte, hier Geborene und Zugewanderte,
für Menschen mit unterschiedlichen Weltanschauungen, Lebensformen und Bedürfnissen. Damit wir gut miteinander
auskommen, braucht es Respekt. Respekt heißt, andere Menschen zu akzeptieren, wie sie sind - so wie man selbst
auch akzeptiert und respektiert werden will. Unsere gemeinsame Grundlage sind die Menschenrechte", heißt
es in der Einleitung des heute präsentierten Charta-Textes, der vom sechsköpfigen Charta-Beirat ausarbeitet
wurde. Gegliedert in sieben Themenbereiche, hält der Charta-Text fest, wie sich die Wienerinnen und Wiener
das Zusammenleben in ihrer Stadt vorstellen.
"Die Themen, die den Menschen in Wien besonders wichtig sind, konnten bereits nach der ersten Onlinephase
abgelesenen werden. Insgesamt 1.848 Vorschläge wurden eingebracht und dienten in weiterer Folge als Grundlage
für die Charta-Gespräche", erklärt Stadträtin Sandra Frauenberger. Die sieben Themenbereiche
sind jeweils einem der drei Hauptbereiche "Miteinander auskommen", "Nicht immer dasselbe" und
"Aufgeräumt wohlfühlen" zugeordnet. Sie behandeln somit das Miteinander in der Stadt, die Vielfalt
in Wien und die Nutzung des öffentlichen Raumes.
Konkrete Auswirkungen schon vor der Präsentation
Schon während des Prozesses konnten konkrete Auswirkungen festgestellt werden. "Beim Reden kommen die
Leute eben noch immer zusammen", stellt Frauenberger fest. "Oftmals konnten im Laufe der Gespräche
Lösungen für lange festgefahrene Konflikte gefunden werden. Dazu reichte es meist aus, die eigene Sicht
klar und sachlich darzustellen und gemeinsam eine Lösung zu suchen", schildert Frauenberger Auszüge
aus einzelnen Protokollen: "In einem Gemeindebau hatten wir ein Gespräch, in dem sich Jugendliche und
ältere BewohnerInnen auf eine gemeinsame Vorgehensweise bei Konflikten einigten. Während die Jugendlichen
einsahen, dass lautes Spielen im Freien nach 20 Uhr für andere BewohnerInnen störend sein kann, erklärten
sich die älteren Anwesenden bereit zukünftig konkrete Probleme direkt anzusprechen und nicht wie zuvor,
vom Balkon herunter zu schimpfen. Das war den Kindern und Jugendlichen ein großes Anliegen". Frauenberger:
"So einfach diese und viele weitere Lösungen auch aussehen, zeigen sie oft große Wirkung."
Frauenberger: "Ungebrochener Zuspruch bis zum letzten Tag"
Besonders erfreulich ist für Sandra Frauenberger außerdem, dass sich das Projekt während des gesamten
Zeitraums an großem Zuspruch erfreuen konnte. "Bis zum letzten Tag wurden immer wieder neue Charta-Gespräche
in ganz Wien angemeldet und durchgeführt. In der letzten Woche waren es täglich sogar zwölf Gespräche",
freut sich Frauenberger über die Beteiligung. Für die Stadträtin zeugt das rege Interesse außerdem
davon, dass es den Menschen in Wien wichtig ist, miteinander ins Gespräch zu kommen und über ihre Ängste,
Bedürfnisse, Sorgen und Wünsche zu reden. Diese Erkenntnis, so Frauenberger, sei ein wichtiger Auftrag
an die Politik, denn: "Schon alleine die Möglichkeit zu partizipieren ist zentral für den gesellschaftlichen
Zusammenhalt."
Bis zuletzt nahm ebenfalls die Anzahl der Partnerinnen und Partner zu, also jener Betriebe, Organisation und Vereine,
die den Charta-Prozess besonders unterstützt haben. "Zuletzt haben uns 325 PartnerInnen unterstützt.
Große Fußballvereine und Konzerne gleichermaßen wie einzelne Initiativen haben geholfen die Charta
in ganz Wien durchzuführen. Gemeinsam haben wir ein Netz des Dialogs über die Stadt gespannt", so
die Stadträtin wörtlich.
Vassilakou: "Klares Bekenntnis zu Demokratie, Vielfalt und Respekt"
Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou zeigte sich erfreut über den Erfolg der Wiener Charta. "Wir
wollten mit der Wiener Charta mehr Demokratie wagen. Das ist uns gelungen. Die Beteiligung von so vielen Menschen
an der Charta ist beeindruckend, denn schließlich galt es sich aktiv einzubringen, seine Meinung zu vertreten,
zu diskutieren und sich mit anderen auseinanderzusetzen. Die Stadt ist Kontroverse und dazu braucht es den Dialog.
Diesen Dialog herbeizuführen, ist uns mit der Charta gelungen. Ich freue mich vor allem darüber, dass
die WienerInnen ein klares Bekenntnis zu Vielfalt und Respekt in der Stadt abgegeben habe. Darauf lässt sich
aufbauen", so Vassilakou.
Der Text der Wiener Charta, die Protokolle der 651 Charta-Gruppen sowie eine Übersicht des gesamten Prozesses
stehen unter http://www.charta.wien.at
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Juraczka: Der Berg kreißte...
Wiener SPÖ war zu Beginn des Jahres weiter als die rot-grüne Stadtregierung jetzt
Wien (övp-wien) - "Leider haben sich unsere Befürchtungen zu Beginn des Wiener Charta
Prozesses voll und ganz bestätigt. Statt klare Worte zu finden präsentierte die Wiener Stadtregierung
nun ein unverbindliches Papier voller Floskeln und Plattitüden. Wie so oft in Wien kreißte der Berg
und ein Mäuslein ward geboren", so der Landesparteiobmann der ÖVP Wien StR Manfred Juraczka in Reaktion
auf die Präsentation.
Manfred Juraczka: "Wir haben bereits im März klar gemacht, dass wir den Prozess für wichtig erachten,
wenn er auch um 15 Jahre zu spät kommt. Bei der Präsentation heute stand offenbar die Selbstbeweihräucherung
und weniger konkrete Ergebnisse im Vordergrund. Was sollen wir denn mit No Na Sätzen wie "Miteinander
zu kommunizieren, zu reden, ist für das gegenseitige Verständnis wesentlich" anfangen. Und die Aussage
"Im Straßenverkehr beachten wir die Regeln und versuchen gelassen zu bleiben" kann für viele
Autofahrer in Wien angesichts des von Vizebürgermeisterin Vassilakou angerichteten Chaos rund um die Ausweitung
des Parkpickerls nur als Hohn aufgefasst werden."
"Die Wiener SPÖ war offensichtlich zu Beginn des Jahres weiter als die rot-grüne Stadtregierung
jetzt. Denn Bürgermeister Häupl hat noch im Jänner 2012 die "Wiener Positionen zum Zusammenleben"
der SPÖ Wien vorgestellt und dabei von "klaren Antworten" der SPÖ Wien gesprochen. Da war etwa
davon die Rede, dass "wer in Wien leben will, deutsch können muss und sich zu Wien bekennen soll".
Und weiters, dass "alle Bevölkerungsgruppen in Wien aktiv am gesellschaftlichen Leben mitwirken sollen".
Diese klaren Worte vermisse ich in der nun vorliegenden rot-grünen Charta. Vielleicht ist es daher kein Zufall,
dass Bürgermeister Häupl zwar beim Startschuss zur Wiener Charta noch anwesend war, bei der Präsentation
im Rahmen seiner eigenen Bürgermeisterkonferenz aber durch Abwesenheit glänzte", so Juraczka abschließend.
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Gudenus: Wiener Charta ist ein Treppenwitz!
450.000 Euro wurden völlig sinnlos aus dem Fenster geworfen
Wien (fpd) - "Wieder einmal wurden 450.000 Euro der Steuer- und Gebührenzahler für
eine rot-grüne Placebo-Aktion vergeudet", kommentiert Wiens FPÖ-Klubchef und stellvertretender Bundesparteiobmann
Mag. Johann Gudenus die Präsentation der Wiener Charta. Lächerliche 8.500 der knapp zwei Millionen Wiener
haben sich daran beteiligt - Mehrfachteilnehmer nicht berücksichtigt. Diese haben gerade einmal 1.800 Vorschläge
erarbeitet. Herausgekommen sind bei dieser Alibi-Bürgerbeteiligung Floskeln wie "grüßen und
behilflich sein", "Bitte und Danke sagen" und "höflich zu einander sein".
"In der Charta stehen Regeln, die ohnehin selbstverständlich sein sollten und schon hunderte Male veröffentlicht
wurden. Da ist ja sogar die Fahrgastordnung der Wiener Linien umfangreicher. Neuigkeiten vermisst man von vorn
bis hinten", so Gudenus. Auch, was das Erlernen der deutschen Sprache betrifft, hätte man einfach bei
der FPÖ anklopfen können, die ohnehin schon seit Jahrzehnten die Lösungen auf dem Tisch hat.
"Bei der Wiener Charta handelt es sich um einen Treppenwitz. Sie stellt Rot-Grün lediglich ein Armutszeugnis
in Sachen Bürgerbeteiligung aus", ist Gudenus überzeugt. Offenbar habe sich sogar selbst SPÖ-Bürgermeister
Häupl für diese Charta geniert. Gudenus: "Kein Wunder, dass er seinem heutigen Mediengespräch
ferngeblieben ist."
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