|
Nach dem Ministerrat / Entscheidung für Griechenland
|
|
erstellt am
27. 11. 12
|
Faymann:
Europa braucht Verlässlichkeit und Berechenbarkeit
Europa wird Griechenland auf Reformweg begleiten – Einigung auf mehrjährigen Finanzrahmen
muss das Ziel bleiben
Wien (bpd) - "In Zeiten, in denen es wenig Wirtschaftswachstum gibt und in vielen Ländern
sogar Rezession herrscht, sind Verlässlichkeit und Berechenbarkeit unerlässlich", sagte Bundeskanzler
Werner Faymann am 27.11. beim Pressefoyer im Anschluss an den Ministerrat. "Wir müssen alle Hebel in
Bewegung setzen und uns für mehr Planbarkeit engagieren. Dazu gehört, dass die EU Griechenland nicht
im Stich lässt und sich die Mitgliedsländer auf den siebenjährigen Finanzrahmen einigen."
Jene Versäumnisse, die es in Griechenland über Jahrzehnte hinweg gegeben habe, könnten jetzt nicht
innerhalb kurzer Zeit zur Gänze behoben werden. "Es wurde nun der richtige Weg eingeschlagen. Europa
hat Griechenland mehr Zeit gegeben und wird es weiter auf seinem Reformweg begleiten", sagte Faymann. "Bei
Einhaltung der vereinbarten Bedingungen durch Griechenland werden auch wir zu unserem Teil der Hilfe stehen. Mit
den jetzigen Beschlüssen wird Griechenland wieder Luft zum Atmen gegeben."
"Der siebenjährige EU-Finanzrahmen ist beim Rat in der vergangenen Woche in Brüssel noch nicht beschlossen
worden. Bis Ende Februar oder Anfang März sollte eine Einigung erzielt werden", sagte der Bundeskanzler.
Diese Einigung müsse aber auf jeden Fall das gemeinsame Ziel bleiben, denn mit jährlichen Budgets sei
es unmöglich, langfristige Projekte etwa im Bereich Straße, Schiene und Infrastruktur sicherzustellen.
"Für Österreich würde das etwa bedeuten, dass die Finanzierung des Brenner-Basistunnels in
Gefahr ist", sagte Faymann. Eine derartig kurzfristige Budgetplanung würde sich auch auf das monatliche
Einkommen der Menschen, etwa in der Landwirtschaft, negativ auswirken. "Daher appelliere ich an die Gemeinschaft,
weiter konstruktiv zu verhandeln. Europa soll sich nicht nur über die Städte, sondern auch über
den ländlichen Raum weiter entwickeln. Die österreichischen Argumente dazu sind in Brüssel verstanden
und aufgegriffen worden", sagte der Bundeskanzler, der darauf verwies, dass man mit den zusätzlichen
700 Millionen Euro, die vom Präsidenten des Europäischen Rates für den ländlichen Raum in Aussicht
gestellt wurden, dem Ziel schon sehr nahe sei.
Wir nehmen in Österreich den sozialen Ausgleich ernst
Der Ministerrat hat sich heute auch darauf geeinigt, den Anpassungsfaktor für Mindestsicherung und Ausgleichszulage
für das Jahr 2013 auf 2,8 Prozent festzulegen. "Das kommt rund 430.000 Menschen in Österreich zugute.
In Zeiten, in denen in anderen Ländern Europas die Menschen mit realen Kürzungen ihrer Einkommen zurechtkommen
müssen, geht Österreich einen anderen Weg. Wir sparen, aber wir verstärken die Armut nicht. Wir
nehmen den sozialen Ausgleich ernst", sagte Bundeskanzler Faymann abschließend.
|
|
|
|
Fekter: Aufatmen: Hilfe ohne Schuldenschnitt möglich
Griechenland hat wichtige Reformen erfolgreich auf den Weg gebracht. Finanzministerin Fekter
ist erfreut, dass ein weiterer Schuldenschnitt daher nicht nötig ist.
Wien (övp-pd) - Griechenland hat in einem beispiellosen Kraftakt in den letzten Monaten wichtige strukturelle
und budgetäre Maßnahmen umgesezt. Die Reformen waren - gerade auch für die griechische Bevölkerung
- schmerzhaft, aber sie zeigen Wirkung. Finanzministerin Maria Feketr ist erleichtert, dass die Bemühungen
nun Früchte tragen: "Ich bin deshalb zufrieden, weil Griechenland 72 Auflagen erfüllt hat".
Den gemeinsamen Anstrengungen ist es zu verdanken, dass ein Schuldenschnitt vermieden und weitere Hilfe für
Griechenland nun auf den Weg gebracht werden kann. "Wir hoffen, dass damit Griechenland wieder auf die Beine
kommt", ist die Ministerin zuversichtlich.
Zinszahlungen werden bis 2020 gestundet
Durch die Stundung von Zinszahlungen um einige Jahre kann man Griechenland unterdessen Zeit geben, sich zu erholen.
Ab 2020 soll Griechenland die aufgeschobenen Zinszahlungen dann wieder aufnehmen können.
|
|
|
|
Strache für Austritt Griechenlands aus Währungsunion
Bedauerliche Entscheidung des EuGH zu ESM
Wien (fpd) - Es sei völlig sinnwidrig, weitere Milliarden nach Griechenland zu pumpen, mit denen
letztlich nur den Spekulanten und Großbanken, nicht aber den Menschen geholfen werde, meinte FPÖ-Bundesparteiobmann
HC Strache zur Einigung, Athen weitere 44 Milliarden Euro zuzuschießen. Die einzig sinnvolle Maßnahme
wäre der Austritt Griechenlands aus der Währungsunion. Diesen Weg hätte man bereits zu Beginn der
Krise beschreiten müssen, dann hätte man die katastrophalen Entwicklungen vermeiden können.
Am deutschen Nachrichtensender n-tv laufe aktuell eine Telefonumfrage, bei der 97 Prozent der Anrufer die Griechenlandhilfe
als Fass ohne Boden bezeichnen würden. "In Österreich ist die Meinung zweifellos ähnlich",
erklärte Strache. Daran könnten auch die beschwichtigenden Töne der Finanzministerin nichts ändern.
Man könne davon ausgehen, dass mit den aktuellen 44 Milliarden Euro der finanzielle Plafond noch längst
nicht erreicht sei. Noch nach jeder Zahlung an Griechenland sei bisher versichert worden, dass jetzt Schluss sei
und es bestimmt keiner weiteren Gelder mehr bedürfe. Und noch jedes Mal seien nach kurzer Zeit weitere Milliarden
nachgeschossen worden. Damit müsse endlich Schluss sein.
Bedauerlich ist für Strache auch die heutige Entscheidung des EuGH, dass der ESM rechtmäßig sei.
Mit dem ESM werde aber eine Transfer- und Schuldenunion eingeführt, die dem Gründungsgedanken der Europäischen
Union diametral entgegenstehe. In Wahrheit sei der ESM nur eine Fortführung und Vertiefung des verantwortungslosen
Pyramidenspiels, das Europa erst in die jetzige Lage gebracht habe.
|
|
|
|
Bucher: Griechenland-Milliarden sind reine Konkursverschleppung
Man fragt sich schon, für wie naiv die Österreicher gehalten werden.
Wien (bzö) - "Die neuen Hilfen für Griechenland in der Höhe von rund 44 Milliarden Euro
sind nichts anderes als eine Konkursverschleppung, um eine Atempause für den unvermeidbaren Schuldenschnitt
bis zu den deutschen Bundestagswahlen zu erreichen", kommentiert BZÖ-Chef Klubobmann Josef Bucher die
Einigung der Geldgeber. Wenn Finanzministerin Fekter davon spreche, dass Österreich durch die vereinbarte
Zinsenstundung nur 15 Millionen weniger an Zinserträgen zu erwarten habe und erste Rückzahlungen "schon"
ab 2020 zu erwarten seien, "dann fragt man sich schon, für wie naiv die Österreicher gehalten werden.
Fakt ist, der Schuldenschnitt ist unvermeidbar und wird Österreich 1.5 Milliarden Euro kosten", betont
Bucher.
Der Chef der deutschen Commerzbank Martin Blessing gehe davon aus, dass sich beim unvermeidlichen zweiten Schuldenschnitt
auch die Staaten beteiligen müssen. Schließlich hält die öffentliche Hand laut Moody`s mit
Stand September dieses Jahres bereits 73 Prozent der griechischen Staatsschulden, das sind 194 Milliarden Euro.
Bereits der erste Schuldenschnitt bei Griechenland kostete Österreich eine Milliarde Euro. Eine Beteiligung
der öffentlichen Hand an einem Schuldenschnitt wäre aber ein direkter Bail-out. Und der ist laut den
EU-Verträgen verboten. Dem Schuldenschnitt könnten bilaterale Kredite von 53 Milliarden Euro zum Opfer
fallen, berichtete die "Financial Times Deutschland" Anfang September. Österreich müsste 1,55
Milliarden Euro abschreiben. Der erste Haircut kostete die Republik bereits gut eine Milliarde Euro. "Die
kleinste griechische Rechnungseinheit ist derzeit die Milliarde Euro. Der Irrsinn muss ein Ende haben. Österreich
darf in diesem griechischen Strudel nicht untergehen. Was Faymann und Spindelegger derzeit zu verantworten haben,
ist nichts anderes als fahrlässige Krida an der Republik. Die Österreicher haben genug gezahlt für
Griechenland", so Bucher.
|
|
|
|
Rossmann: Vorübergehende Griechenlandlösung ist besser als nichts
Ohne Schuldenschnitt keine dauerhafte Lösung
Wien (grüne) - "Die Lösung zur Auszahlung weiterer Griechenlandhilfen kommt spät,
aber sie ist besser als nichts", betont Bruno Rossmann, Sprecher für europäische und internationale
Entwicklungen der Grünen. "Es handelt sich auch dieses Mal nur um eine Lösung auf Zeit. Eine dauerhafte
Lösung bedarf nämlich eines Schuldenschnitts, der an klare Voraussetzungen wie die Beteiligung der Reichen
und Superreichen geknüpft sein sollte. Dabei geht es in erster Linie um den Aufbau eines funktionierenden
Steuersystems in Griechenland. Es soll Steuerhinterziehung und die Flucht griechischen Vermögens in Steueroasen
unterbinden. Es geht aber auch um die Senkung der Militärausgaben, die das Budget entlasten kann, und es geht
um eine ökologische Wende in der Wirtschaftspolitik Griechenlands, die erneuerbare Energien und Energieeffizienzpotenziale
als grüne Wachstumsmotoren nützt. Es ist höchste Zeit nationale Egoismen über Bord zu werfen
und endlich zu europäischen Lösungen zu finden", sagt Rossmann.
Dazu muss aber dringend ein Konjunkturprogramm auf Schiene gebracht werden, um Griechenland aus der tiefen Rezession
herauszuholen. Sparen ist kein Allheilmittel, es gräbt dem Gesundheits- und Sozialsystem das Wasser ab. Armut
und Verelendung sind die Folge. Mittlerweile warnt sogar der Internationale Währungsfonds (IWF) vor einer
gefährlichen Abwärtsspirale in der EU, die durch den Austeritätskurs um jeden Preis ausgelöst
wird.
|
|
|
|
Lugar: Euro verhindert Sanierung Griechenlands
Wir stehen auf der Seite der Griechen, nicht auf der Seite der Banken
Wien (team stronach) - "Solang Griechenland im Euro gehalten wird, gibt es für das Land
keine Hoffnung. Die Menschen verarmen, die Wirtschaftsleistung sinkt von Jahr zu Jahr", kommentiert Team Stronach
Klubobmann Robert Lugar die neuerliche Hilfszusage der Eurogruppe für Griechenland." Die einzige Möglichkeit
zu helfen ist, die Griechen aus dem Euro zu entlassen. Denn nur eine nationale Währung gibt den notwendigen
Spielraum, den die Griechen brauchen, um ihre Wirtschaft zu sanieren", so Lugar weiter.
"Ohne nachhaltige Sanierung werden die Menschen weiter verarmen und unsere Hilfszahlungen werden versickern",
warnt Lugar. Denn letztlich werde derzeit nur den Banken geholfen - "und damit schaden wir der griechischen
Bevölkerung". Zudem sei eine Maximalverschuldung von 120 Prozent des BIP für die Griechen angesichts
der sinkenden Wirtschaftsleistung im Land nicht hilfreich. "Wir fordern das sofortige Ausscheiden Griechenlands
aus dem Euro, einen vernünftigen Schuldenschnitt und einen Marshall-Plan für die notleidende Bevölkerung!
Wir stehen auf der Seite der Griechen, nicht auf der Seite der Banken", so Lugar.
|
|
|
|
Leitl: Maßnahmen der Eurogruppe zu begrüßen
Neuerlicher Schuldenschnitt ist abzulehnen - Griechenland jetzt auf Reformkurs halten
Wien (pwk) - Zu den getroffenen Maßnahmen der Eurogruppe zur Rettung Griechenlands betonte
der Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, Christoph Leitl. dass das vorliegende Paket grundsätzlich
zu begrüßen sein. Es sei zu begrüßen, dass ein Schuldenschnitt Griechenlands abgelehnt wurde.
"Wir sagen Ja zu Hilfe und Unterstützung für Griechenland, aber Nein zu einem zweiten Schuldenschnitt",
so Leitl. Dies würde nämlich zu einer Verschärfung der Lage in den anderen Euro-Ländern führen
aber defacto keine Auswirkungen auf Griechenland haben. Vielmehr müssten nun alle Anstrengungen unternommen
werden, um Griechenland auf Reformkurs zu halten und Erfolge in der Sanierung des Staatshaushaltes vorweisen zu
können.
Leitl verwies zudem in Richtung der Kritiker der Griechenland-Hilfe auf die Studie des Instituts für Höhere
Studien (IHS), die davon ausgeht, dass Österreich bei einem Zerfall des Euro bereits im ersten Jahr mit 100.000
zusätzlichen Arbeitslosen und einer 10 Prozent geringeren Wirtschaftsleistung zu rechnen habe. "Ich denke,
dass man vor einem Crash der Eurozone eindringlich warnen muss. Gleichzeitig müssen die gesetzten Maßnahmen
nun tatsächlich Wirkung zeigen. Wenn die OECD in ihrer heutigen Prognose davon spricht, dass die Krise im
Euroraum noch immer die größte Bedrohung für die Weltwirtschaft ist, muss das für uns alle
Ansporn genug sein, das Engagement in Richtung Wachstum und Beschäftigung weiter zu verstärken",
so Leitl abschließend.
|
Die Verantwortung der Inhalte liegt bei den Aussendern. Die Redaktion.
|
|
zurück
|
|
|
Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin
"Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl
finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at
|
|
|
|