Linz (nhs-linz) - Gleich über zwei Zertifikate darf sich die Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie
am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz freuen: Einerseits wurde das Bauchspeicheldrüsenzentrum als
erste Einrichtung dieser Art in Österreich nach den strengen Regeln der Deutschen Krebsgesellschaft (OnkoZert)
zertifiziert, andererseits freuen sich die Operateure über das Qualitätssiegel der Deutschen Herniengesellschaft.
Es belegt die Top-Qualität bei der Versorgung von Leisten- und Bauchwandbrüchen und wurde erstmals an
ein oberösterreichisches Krankenhaus verliehen.
Der Bauchspeicheldrüsenkrebs (= Pankreaskarzinom) gilt als eine der aggressivsten Tumorerkrankungen überhaupt.
Mit 230 Neuerkrankungen pro Jahr liegt Oberösterreich an dritter Stelle hinter Niederösterreich und Wien.
Männer erkranken statistisch gesehen etwas häufiger als Frauen - das Verhältnis liegt bei 1,5:1.
Das Heimtückische am Pankreaskarzinom ist, dass es oft erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt wird,
da es kaum Beschwerden verursacht, bzw. diese erst in der späteren Erkrankungsphase auftreten und selbst dann
vielfach nicht unmittelbar mit dem Bauchspeicheldrüsenkrebs in Verbindung gebracht werden. Meist ist das Pankreaskarzinom
im Frühstadium ein Zufallsbefund, wenn der Oberbauch wegen anderer Beschwerden untersucht wird. "Daraus
erklärt sich auch die schlechte Prognose, denn zum Zeitpunkt der Diagnosestellung befindet sich der Krebs
bei ca. 80 % der Patienten bereits in einem fortgeschrittenen Stadium, nur jeder Fünfte kommt für eine
Operation in Frage", sagt Prim. Univ.-Prof. Dr. Klaus Emmanuel, Leiter der chirurgischen Abteilung bei den
Barmherzigen Schwestern.
Als erfolgversprechendste Behandlungsmethode gilt die Operation, die jedoch nur sinnvoll ist, solange der Tumor
keine Tochtergeschwülste in benachbarten Organen wie Leber oder Lunge gebildet hat. Liegt bereits eine fortgeschrittene
Erkrankung vor, besteht in Einzelfällen die Möglichkeit, mittels einer Kombination aus Strahlen- und
Chemotherapie den Tumor zu verkleinern, sodass er anschließend chirurgisch entfernt werden kann. Gibt es
keine Aussicht mehr auf Heilung, wird eine palliative Therapie eingeleitet, die die Schmerzen lindern und die Lebensqualität
des Patienten verbessern soll. Bei der Operation von Pankreaskarzinomen geht die chirurgische Abteilung am Krankenhaus
der Barmherzigen Schwestern Linz einen neuen Weg: der Krebs wird laparoskopisch, also mittels Schlüssellochchirurgie,
entfernt. Professor Emmanuel verdeutlicht: "Dieser Eingriff ist sehr komplex, erfordert viel Erfahrung mit
der Technik des Laparoskopierens und wird daher im gesamten deutschsprachigen Raum nur in wenigen ausgewiesenen
chirurgischen Abteilungen angeboten." Für den von der schweren Erkrankung ohnehin sehr belasteten Patienten
bringt die laparoskopische Bauchspeicheldrüsenchirurgie viele Vorteile: Neben kleineren Schnitten, einer geringeren
Wundfläche und der damit verbundenen rascheren Wundheilung und verringertem Schmerzmittelbedarf, kann bei
einigen Patienten zudem die Milz erhalten werden. Neue, hochauflösende HD-Kameras ermöglichen eine 12-fache
Vergrößerung aller anatomischen Strukturen, sodass auch feinste Gefäße visualisiert werden
können. "Die Kamera wird bis zu einem Abstand von zwei Zentimetern an das Operationsgebiet herangeführt,
spezielle Winkeloptiken stellen auch schwer einsehbare Bereiche hervorragend dar", ergänzt der erfahrene
Chirurg.
Das Bauchspeicheldrüsenzentrum am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz wird interdisziplinär
geführt, wodurch die Patienten alle für ihre Therapie notwendigen Disziplinen unter einem Dach vereint
finden. Ergänzend zur schulmedizinischen Behandlung werden komplementärmedizinische Therapien, psychologische
Begleitung und ernährungsmedizinische Beratungen angeboten.
Top-Niveau bei Leisten- und Bauchwandbrüchen In Österreich werden jährlich 35.000 Patienten mit
Leisten- und Bauchwandbrüchen operativ versorgt. Die chirurgische Abteilung der Barmherzigen Schwestern Linz
versorgt im Jahr fast 500 Brüche, die meisten davon mittels schonender Schlüssellochchirurgie. "Viele
Brüche werden heute sogar mit speziellen Techniken geklebt und nicht mehr genäht", bemerkt OA Dr.
Gernot Köhler, Spezialist für Hernienchirurgie. Zudem nimmt die Abteilung an der internetbasierten Qualitätssicherungsstudie
"Herniamed" teil, in der alle Patienten mit Leisten- und Bauchwandbrüchen lückenlos nach wissenschaftlichem
Standard erfasst werden.
Zusätzlich zur qualitätsgesicherten chirurgischen Behandlung erhalten Patienten auch eine physiotherapeutische
Begleitung sowie eine individuelle Schmerztherapie mit gesonderter Visite durch den "Schmerzdienst" der
Anästhesieabteilung. Spezialisiert hat sich OA Dr. Köhler auch auf die Versorgung von "Sportlerhernien".
Hierbei ist das Ziel, vor allem Leistungssportler wieder schnell einsatzfähig zu bekommen.
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