Die Entwicklung der Kundenzinssätze der Banken in Österreich und im Euroraum im 3.
Quartal 2012
Wien (oenb) - Bei neu vergebenen Unternehmenskrediten kam es im 3. Quartal zu einem weiteren Rückgang
der Zinssätze. Diese befanden sich im September 2012 mit 2,24% für Kredite bis eine Million Euro bzw.
mit 1,68% für Kredite über eine Million Euro auf einem historischen Tiefststand. Der Rückgang folgte
den stark sinkenden Zinsätzen am Geldmarkt, wo etwa der 3-Monats-Euribor im Vergleich zum Vorquartal um 41
Basispunkte auf 0,25 Prozent zurückging. Das tiefe Zinsniveau bei Unternehmenskrediten dürfte dabei auch
das Kreditwachstum bei Unternehmen begünstigt haben, welches im September mit einer Jahreswachstumsrate von
2,7% stabil positiv und deutlich über dem Euroraum-Durchschnitt von -1,4% lag. Die sinkenden Geldmarktzinsen
führten indes auch dazu, dass bei den Einlagen die Verzinsung zum Teil stark rückläufig war.
Anfang Juli 2012 senkte die EZB den Leitzinssatz um 25 Basispunkte auf sein historisch niedrigstes Niveau von 0,75%.
Dieser geldpolitische Impuls wirkte sich in weiterer Folge in verstärktem Ausmaß auf die Entwicklung
der Geldmarktzinssätze, welche meist als Referenzzinssätze bei der Ermittlung der Kreditzinssätze
herangezogen werden, aus.
Im Kreditgeschäft waren es vor allem Unternehmen, die im 3. Quartal von günstigeren Zinskonditionen bei
österreichischen Banken profitieren konnten. Dabei kam es sowohl bei Großkrediten (über eine Million
Euro) als auch bei Krediten bis eine Million mit 25 Basispunkten (auf 1,68%) bzw. mit 30 Basispunkten (auf 2,24%)
zu deutlichen Rückgängen gegenüber dem Vorquartal. Verglichen mit dem Euroraum-Durchschnitt – welcher
bei Krediten bis eine Million Euro 3,87% und bei Großkrediten 2,26% betrug – ergab dies für österreichische
Unternehmen zum Berichtstermin einen deutlichen Zinsvorteil. Gestützt durch das historisch tiefste Zinsniveau
entwickelte sich auch das Kreditvolumen von Unternehmen in Österreich mit einem Jahreswachstum von 2,7% besser
als im Euroraum-Durchschnitt, wo es mit -1,4% sogar rückläufig war.
Deutliche Verbesserungen der Kreditzinssatz-Konditionen bei privaten Haushalten waren im 3. Quartal lediglich bei
Konsumkrediten mit einem Rückgang von 33 Basispunkten auf 4,43% erkennbar. Im Jahresvergleich gingen diese
sogar um 66 Basispunkte und damit stärker als im Euroraum-Durchschnitt (-26 Basispunkte auf 6,58%) zurück.
Bei Wohnbaukrediten waren hingegen in Österreich – insbesondere aufgrund der verzögerten Weitergabe von
Marktzinsänderungen im Bauspargeschäft[1] – kaum Änderungen der Kreditzinssätze erkennbar (+3
Basispunkte auf 2,69%), während der Euroraum-Durchschnitt in diesem Segment um 20 Basispunkte auf 3,23% zurückging.
Das Kreditwachstum von Krediten an private Haushalte war in Österreich mit einer Jahreswachstumsrate von 0,8%
noch geringfügig positiv und lag über dem Euroraum-Durchschnitt, wo es mit 0,1% praktisch zu einer Stagnation
kam.
Bei neu vergebenen Einlagen mussten private Haushalte in allen Laufzeitenkategorien weitere Rückgänge
auf noch nie dagewesene Tiefststände hinnehmen. Die deutlichsten Rückgänge zum Vorquartal traten
dabei mit 52 Basispunkten bei langfristigen Einlagen (mit Bindungsfrist über 2 Jahre), die aktuell nur noch
mit durchschnittlich 1,7% verzinst werden, auf. Bei Einlagen mit Bindungsfrist bis ein Jahr lag der durchschnittliche
Zinssatz in Österreich mit 0,94% sogar unter der 1%-Marke. Im Euroraum-Durchschnitt kam es hingegen im Quartalsvergleich
– aufgrund der weiterhin vergleichsweise hohen Zinssätze der südlichen Euroraum-Staaten – zu einem Anstieg
der Einlagenzinssätze mit Bindungsfrist bis ein Jahr und bis zu zwei Jahren. Ein Vergleich mit der Inflationsrate
von 2,8% (HVPI) im September zeigt, dass die österreichischen Haushalte durch diese Entwicklungen deutlich
negative Realzinsen bei Neuinvestitionen in Einlagenprodukte hinnehmen mussten.
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