Bures:
Umweltfreundlich, sozial, sicher und effizient
Ausgangslage: Hervorragende Infrastruktur, Vorreiter bei ÖV-Nutzung
Wien (bmvit) - Verkehrsministerin Doris Bures legte am 14.12. ihren Gesamtverkehrsplan für Österreich
vor. Darin sind die verkehrspolitischen Leitlinien, Ziele und Maßnahmen festgelegt, wie sich Österreichs
Verkehrssystem bis 2025 entwickeln soll. Die Verkehrsministerin will das heimische Verkehrssystem umweltfreundlicher,
sozialer, sicherer und effizienter machen. Der Schlüssel dafür liegt im Ausbau des öffentlichen
Verkehrs und in der optimalen Verknüpfung der verschiedenen Verkehrsmittel. Die Ministerin kündigte die
Einführung eines Taktfahrplans und eine österreichweite, verkehrsmittelübergreifende Verkehrsauskunft
an. Gemeinsam mit den Ländern wird gerade eine Grundversorgung mit öffentlichem Verkehr für ganz
Österreich entwickelt. Dafür wird das Konzept schon im kommenden Jahr vorliegen. Ehrgeizig sind auch
die Umweltziele: Bis 2025 soll der Kohlendioxyd- (CO2) Ausstoß im Verkehr auf 13 Millionen Tonnen gesenkt
werden, der Ausstoß von Stickoxiden (NOx) um 70 Prozent und der Feinstaub um 50 Prozent reduziert werden.
"Wie wir den Verkehr und die Mobilität in unserem Land gestalten, ist entscheidend für wirtschaftlichen
Fortschritt und gesellschaftlichen Wohlstand - und entscheidend für die Lebensqualität künftiger
Generationen", betonte die Verkehrsministerin. Gemeinsam mit BMVIT-Generalsekretär Herbert Kasser präsentierte
sie am Freitag den 80-seitigen Generalverkehrsplan. Mit dabei waren auch die Verkehrsexperten Max Herry (Geschäftsführer
von Herry Consult), Sebastian Kummer (Vorstand des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik an der Wirtschaftsuniversität
Wien), Werner Rosinak (Geschäftsführer von Rosinak und Partner) und Gerd Sammer (Professor am Institut
für Verkehrswesen, Universität für Bodenkultur Wien). Sie werden die Umsetzung zentraler Vorhaben
in eigenen Arbeitsgruppen zu den Bereichen Mobilitätsverhalten, Transport und Logistik, Öffentlicher
Verkehr sowie Flächenwidmung und Raumordnung mit ihrer Expertise begleiten.
Ausgangslage: Hervorragende Infrastruktur, Vorreiter bei ÖV-Nutzung
Österreich könne auf einer guten Ausgangslage sein Verkehrssystem weiterentwickeln, so die Ministerin.
Wenige andere Staaten verfügen über eine so gut ausgebaute Infrastruktur im hochrangigen Straßen-
und Schienennetz. Österreich hat mit der Donau auch eine leistungsfähige Wasserstraße und mit dem
Flughafen Wien ein internationales Drehkreuz im Luftverkehr.
Im europäischen Vergleich sticht Österreich bei der Nutzung des öffentlichen Verkehrs (ÖV)
hervor. In keinem anderen Staat der Europäischen Union (EU) hat die Bahn einen so starken Anteil am Modal-Split,
das gilt sowohl für den Personenverkehr (in Österreich werden 11 Prozent aller Personenkilometer per
Bahn zurückgelegt) als auch für den Güterverkehr (32 Prozent der Gütertransportleistung läuft
in Österreich über die Bahn). Wenn man den ÖV insgesamt betrachtet, legen die Österreicherinnen
und Österreicher 25 Prozent aller ihrer Wege mit Bahn, Bus, Straßenbahn oder U-Bahn zurück. Nur
Tschechien und Ungarn haben noch höhere ÖV-Anteile.
Die Prognosen zeigen: Verkehr wird weiter wachsen
"Wir sind schon sehr gut. In allen Bereichen, bei der Infrastruktur, beim Modal Split und bei der Verkehrssicherheit
- aber wir wollen und müssen noch besser werden", so die Verkehrsministerin. Denn die Verkehrsprognosen
zeigen, dass die Mobilität weiter zunehmen wird. Der Güterverkehr wird bis 2025 um ein Drittel zulegen,
der Personenverkehr um 25 Prozent.
Der neue Gesamtverkehrsplan setzt auf Vernetzung und Kooperation: "Wir werden die verkehrspolitischen Herausforderungen
nur bewältigen, wenn wir auf die Zusammenarbeit aller Akteurinnen und Akteure des Verkehrssystems setzen.
Das sind Bund, Länder, Gemeinden, Verkehrsbetriebe und Verbünde. Eine Hand muss wissen, was die andere
tut", erklärt Bures. Die Ministerin versteht den Gesamtverkehrsplan daher auch als "Einladung, bisherige
Aktionsgrenzen zu überwinden".
Eine Schlüsselrolle in den Plänen der Ministerin kommt dem Ausbau des öffentlichen Verkehrs zu.
Hier kündigt Bures für die kommenden Jahre konkrete Umsetzungsschritte auf allen Ebenen an, bei der Infrastruktur,
beim Angebot und bei der Vernetzung.
Grundversorgung mit öffentlichem Verkehr
Auf Initiative des BMVIT klären Bund, Länder und Gemeinden nun in einer länderübergreifenden
Reformpartnerschaft die Frage, wie Regionen am besten durch öffentliche Verkehrsmittel erschlossen werden
können, damit ein optimal abgestimmtes ÖV-Angebot entsteht. Gemeinsam will man die Grundlage und die
Standards für eine Grundversorgung mit öffentlichem Verkehr erarbeiten. Das entsprechende Konzept soll
2013 fertig sein.
Taktfahrplan für Österreich
In den nächsten Jahren wird sukzessive ein Taktfahrplan für Österreich eingeführt. ÖV-Kundinnen
und -Kunden wissen dann, dass an "ihrer" Haltestelle der Bus oder der Zug immer zu den gleichen Minuten
abfährt und es an allen großen Umsteigestellen unmittelbar passende Anschlüsse in alle Richtungen
gibt.
Verkehrsauskunft für Österreich
Auch in Zukunft wird in vielen Regionen das Auto für tägliche Fahrten notwendig sein, aber eine intelligente
Verkehrsinformation wird dabei helfen, die Wege optimal zu planen und den Individualverkehr besser mit dem ÖV
zu verknüpfen. Die Verkehrsauskunft Österreich (VAÖ) wird die Entscheidung erleichtern, mit welchen
Verkehrsmitteln beziehungsweise welchen intermodalen Kombinationen von Verkehrsmitteln man am schnellsten und bequemsten
von A nach B kommt. Das System basiert auf Echtzeit-Daten und wird das gesamte Verkehrsgeschehen abdecken (Rad,
zu Fuß gehen, Öffis, Auto, Park & Ride et cetera). Bereits im Jahr 2013 geht die vom BMVIT initiierte
"Verkehrsauskunft Österreich" in Testbetrieb.
Raumordnung und Flächenwidmung
Der Gesamtverkehrsplan spricht auch kontroversielle Fragen an, die für den Verkehr der Zukunft zentral
sind, aber nicht allein in der Zuständigkeit des Verkehrsministeriums liegen - etwa Fragen der Raumordnung
und Flächenwidmung. Derzeit nimmt die Raumordnung nur wenig Rücksicht darauf, ob Gebiete auch verkehrstechnisch
erschlossen werden. Dann entstehen beispielsweise Siedlungen oder Shoppingcenter, die nur schwer und unter enormen
Kosten durch öffentlichen Verkehr erreichbar sind. Künftig soll bei der Flächenwidmung Rücksicht
auf die ÖV-Anbindung genommen werden. Geht es nach den Vorschlägen der Verkehrsexperten aus dem BMVIT,
sollte der überwiegende Teil der Neubauten in Zukunft dort errichtet werden, wo es innerhalb eines halben
Kilometers entweder eine Haltestelle gibt oder eine Haltestelle geplant ist
Die Ziele des Gesamtverkehrsplans
Der Ausbau des öffentlichen Verkehrssystems soll wesentlich dazu beitragen, übergeordnete Zielsetzungen
zu erreichen. Der Verkehr soll umweltfreundlicher, sozialer, sicherer und effizienter werden
Verkehr wird umweltfreundlicher
- Umweltschutz und Ressourceneffizienz sind zentrale Anliegen der österreichischen
Verkehrspolitik. Einen Schlüssel dafür sieht Bures in der Verlagerung von Verkehr auf die umweltfreundliche
Schiene und in der intelligenten Verknüpfung von Verkehrsträgern.
- Bis 2025 werden die Kapazitäten auf den Bahn-Hauptachsen ausgebaut, Ziel:
40 Prozent des Güterverkehrs auf der Schiene.
- Der Ausstoß an Treibhausgasen im Verkehr soll bis 2025 von 16 auf 13 Millionen
Tonnen CO2 gesenkt werden, NOx-Emissionen um 70 und der Feinstaub um 50 Prozent reduziert werden.
Leistbare und barrierefreie Mobilität für alle
- Mobilität ist ein Grundelement für die gesellschaftliche Teilhabe und
für die wirtschaftliche Entwicklung. Deshalb ist es für die Verkehrsministerin wichtig, auch für
die Zukunft sicherzustellen, dass Mobilität leistbar bleibt und ihre sozialen Auswirkungen berücksichtigt
werden.
- Preise für den öffentlichen Verkehr sollen nicht stärker steigen
als die allgemeine Inflationsrate.
- 100 Bahnhöfe werden modernisiert und 100 Nahverkehrszüge in den nächsten
Jahren auf Schiene gehen.
- 140 Bahnhöfe und Haltestellen werden in Summe barrierefrei gemacht.
Sicherheit hat oberste Priorität
- Verkehrssicherheit ist eine Kernaufgabe der Verkehrspolitik. In den vergangenen
zehn Jahren wurden Österreichs Straßen deutlich sicherer, die Zahl der Verkehrstoten hat sich von 956
im Jahr 2002 auf 523 im Jahr 2011 beinahe halbiert.
- Die Zahl der Verkehrstoten soll von 523 im Jahr 2011 bis 2020 auf unter 300 reduziert
werden.
- Das hochrangige Straßennetz wird sukzessive sicherer gemacht. Der Straßenausbau
beziehungsweise die Modernisierung stehen vorrangig im Zeichen der Verkehrssicherheit.
Mehr Effizienz im Verkehrssystem
- Mit weniger Energieverbrauch mehr bewegen, das will die Verkehrsministerin erreichen,
indem Ressourcen besser genutzt werden und das System durch intelligente Technologien und Prozesse optimiert wird.
- Der Ausbau der Schiene lässt Österreichs Städte enger zusammenrücken.
Die Fahrtzeiten zwischen den Zentren verkürzen sich deutlich.
- Statt bisher 7.000 werden künftig täglich 9.000 Züge auf dem österreichischen
Schienennetz unterwegs sein.
- Der Single European Sky wird Flugrouten und das Netzwerkmanagement in Europa
effizienter machen. Das spart EU-weit 16 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr.
- Derzeit verbraucht der gesamte Verkehrssektor in Österreich 240 Petajoule
Energie pro Jahr (entspricht dem Energieverbrauch von über 21 Millionen Zweipersonenhaushalten pro Jahr).
Dieser Energieverbrauch soll bis 2025 auf unter 210 Petajoule sinken.
- Durch den Einsatz intelligenter Verkehrssysteme sollen die Staustunden im hochrangigen
Straßennetz bis 2025 um 15 Prozent verringert werden.
Umfrage: Bevölkerung wünscht sich Öffi-Ausbau, Taktfahrplan und bessere Kooperation
Die Ziele des Gesamtverkehrsplans für Österreich stehen mit den Wünschen der Bevölkerung in
Einklang. Das unterstreicht eine aktuelle repräsentative SORA-Umfrage zum Thema "Mobilitätsverhalten
und Verkehrsentwicklung" (November 2012, im Auftrag des BMVIT, 1.000 Befragte). Hier die zentralen Ergebnisse:
- Knapp 90 Prozent der Befragten sagen, ein Taktfahrplan für Österreich
sei wünschenswert. Selbst 87 Prozent jener, die täglich das Auto benützen, sind dieser Ansicht.
- 90 Prozent erachten Bahnprojekte, die die Umsetzung eines Taktfahrplans unterstützen,
für wünschenswert. 88 Prozent der täglichen AutonutzerInnen sind ebenfalls dieser Meinung.
- Bemerkenswert ist, dass sich 53 Prozent bei der Frage: "Wem gehört
die Verkehrs-Zukunft?" für die Öffentlichen aussprechen, nur 22 Prozent sind der Meinung, dem Auto
gehöre die Zukunft. Selbst bei jenen, die täglich das Auto benutzen, haben die Öffis mit 43 zu 36
Prozent die Nase deutlich vorn.
- Die ÖsterreicherInnen plädieren auch klar für mehr Zusammenarbeit
bei der Planung des öffentlichen Verkehrs (95 Prozent, auch bei den täglichen AutofahrerInnen).Für
die Kombination von Öffis und Individualverkehr sind 90 Prozent, auch hier stimmen die täglichen AutofahrerInnen
mit 89 Prozent zu.
- 82 Prozent der ÖsterreicherInnen stimmen der Aussage zu: "Der Benzinpreis
wird steigen, daher Öffis ausbauen" - diese Aussage wird von den AutofahrerInnen zu 81 Prozent unterstützt.
Alle Informationen auf http://www.bmvit.gv.at
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