Frauengesundheit aus entwicklungspolitischer Perspektive 

 

erstellt am
13. 12. 12

Die Stadt Wien thematisiert eine globale Herausforderung
Wien (rk) - Anlässlich der diesjährigen entwicklungspolitischen Fachtagung der Stadt Wien sprachen am 11.12. im Wiener Rathaus ExpertInnen zu aktuellen Fragen rund um das Thema Frauengesundheit. Gemeinderätin Susanne Bluma wies in ihrer Begrüßung auf die Bedeutung des Menschenrechts auf Gesundheitsversorgung hin und betonte die politische Bedeutung des Themas.

Doris Burtscher, Ethnomedizinerin bei "Ärzte ohne Grenzen" berichtete anhand eines Projekts in Swaziland über den unterschiedlichen Umgang mit dem Phänomen "Krankheit", der stark von der kulturellen Prägung des Menschen beeinflusst ist. Die Ursachen einer Erkrankung bzw. die Behandlung werden in Kulturen oft sehr unterschiedlich gedeutet und müssen daher bei der Projektentwicklung zur Verbesserung der Lebenssituationen von Menschen in Entwicklungsländern verstärkt berücksichtigt werden. Nadine Krysostan vom European Parliamentary Forum on Population and Development gab einen Einblick über die Lobbying-Arbeit auf internationaler Ebene. Insbesondere erörterte sie die Frage, welche Maßnahmen gesetzt werden müssten, um die Millennium Development Goals im Bereich Gesundheit zu erreichen. Würde die internationale Staatengemeinschaft die derzeitigen Investitionen von 4 Mrd. Dollar pro Jahr verdoppeln, so könnten weltweit im selben Zeitraum 21 Millionen ungewollte Schwangerschaften vermieden werden, die Sterblichkeit von Schwangeren könnte um zwei Drittel gesenkt werden und der Tod von 600.000 Neugeborenen vermieden werden. Ebenso wichtig wie die finanzielle Ausstattung sei aber der politische Wille von Regierungen, gesellschaftlichen Gruppen, Religionsgemeinschaften und er Zivilgesellschaft, Frauen das Recht auf Selbstbestimmung im Bereich sexuelle und reproduktive Gesundheit zu geben. Rezaul Haque, Gynäkologe aus Bangladesch, argumentierte gleichlautend und lieferte Ergebnisse seiner Arbeit mit marginalisierten Frauen aus seiner Heimat. Nur durch das gesellschaftliche Empowerment der Frauen wie z.B. durch bessere Bildung, eigenes Einkommen und Schutz vor häuslicher Gewalt konnte sich die Verbesserung der Gesundheit von Frauen erzielen lassen.

Positive Erfahrungen bei Wiener Projekten
Die Stadt Wien fördert seit Jahren NGO-Projekte in Entwicklungsländern mit dem Schwerpunkt Frauengesundheit. Im Rahmen der Fachtagung konnten die positiven Ergebnisse präsentiert werden. Beispielsweise gelang es der Caritas in der ukrainischen Stadt Odessa, die Mutter-Kind-Übertragung von HIV mittels intensiver Informationsarbeit und Medikamentenabgabe massiv zu senken. Die Volkshilfe baute eine dörfliche Krankenkasse in Burkina Faso auf, die sich mittlerweile selbst finanziert. Die Mitglieder der Krankenkasse erhalten für einen Beitrag von nur 80 Euro-Cents pro Monat, zehn ärztliche Behandlungen im Jahr. Auf großes Interesse stieß auch der Leistungsbericht der Organisation SONNE-International, die in Äthiopien ein erfolgreiches Programm zur Vermeidung der weiblichen Genitalverstümmelung umsetzt. Weiters gaben zwei Expertinnen einen Einblick in das Wiener Gesundheitsangebot für afrikanische und arabische Frauen am Beispiel des Frauengesundheitszentrums FEM Süd.

Frauengesundheit hat politische Dimension
Bei der zum Abschluss der Fachtagung stattgefundenen Podiumsdiskussion hob die Wiener Frauengesundheitsbeauftragte Beate Wimmer-Puchinger die Notwendigkeit zur Stärkung der politischen Rechte und des gesellschaftlichen Status von Frauen weltweit hervor. Darüber hinaus bedarf es auch auf Seiten der Wissenschaft mehr Engagement für gesundheitsrelevante Themen sowie mehr internationale Aufmerksamkeit für globale Ziele, die im Rahmen der WHO formuliert werden. Gemeinsam mit dem Publikum waren sich die ExpertInnen einig, dass sich die Lebenssituation von Frauen und ihre Position in der Gesellschaft weltweit unmittelbar auf ihre Gesundheit auswirkt. Ihre gesellschaftliche Position bestimmt ihren Entscheidungsfreiraum bei Familienplanung oder Prävention von HIV/Aids. Das Recht auf Gesundheit ist zwar ein universell anerkanntes Menschenrecht, das aber für große Teile der Menschheit nicht gewährleistet ist. Nicht zuletzt deshalb beziehen sich drei der acht Millenniums-Entwicklungsziele auf den Gesundheitsbereich.

 

 

 

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