Witterungsbedingte Ernteausfälle in der Pflanzenproduktion ausschlaggebend
Wien (lkö - "Nach dem Einkommensabsturz 2009 mit einem Minus von 29% müssen Österreichs
Landwirte heuer nun nach zwei guten Ertragsjahren 2010 (+17%) und 2011 (+14,3%) erneut ein Minus von 10,2% bei
den Faktoreinkommen hinnehmen. Auch im EU-Vergleich schneidet Österreich 2012 schlecht ab, hier liegen wir
weit ab vom EU-Durchschnitt auf dem viertletzten Platz. Ursache für den Einkommensrückgang waren vor
allem witterungsbedingte hohe Ernteverluste in der Pflanzenproduktion in den Hauptanbaugebieten im Osten Österreichs
als auch die deutlich gestiegenen Betriebsmittelkosten", erklärte Gerhard Wlodkowski, Präsident
der LK Österreich, zur am 12.12. publizierten Vorausschätzung der landwirtschaftlichen Gesamtrechnung
der Statistik Austria.
Im Getreidebau werden die Ernteeinbußen heuer rund 23% betragen. Vor allem durch Maifröste und schwere
Sommergewitter wird die Getreideernte 2012 nur rund 2,5 Mio. t erreichen. Auch die Weizenernte fiel um 28% niedriger
aus als 2011, bei Gerste schrumpften die Erträge um 23% und nur die Maisernte präsentiert sich noch am
stabilsten im Vergleich zum Vorjahr, berichtete Wlodkowski.
In der tierischen Erzeugung stieg der Produktionswert bedingt durch die höheren Preise in Verbindung mit einem
insgesamt stabilen Produktionsvolumen um 3,9%. Bei Milch hat die mengenmäßig hohe Anlieferung 2012 in
Verbindung mit derzeit wieder stabileren Erzeugerpreisen die angespannte Marktlage etwas beruhigt. Bei Schweinen
bewegt sich die Eigenerzeugung heuer zwar um rund 2,3% unter dem Vorjahr, allerdings liegt das Erzeugerpreisniveau
2012 deutlich höher als in den Vorjahren, so Wlodkowski.
"Beeinträchtigt wird die positive Entwicklung bei den Schweinepreisen allerdings durch hohe Umrüstungskosten
der bäuerlichen Betriebe für die Anpassung an neue Tierschutzbestimmungen wie etwa für die Gruppenhaltung
bei Zuchtsauen. Generell hat sich der Anstieg der Produktionskosten für bäuerlichen Betriebe aller Sparten
negativ ausgewirkt, vor allem die deutlich gestiegenen Aufwendungen für Futter- und Düngemittel sowie
Treibstoffe", stellte der LK-Präsident fest.
Gründe für das Minus bei Bauerneinkommen
So nahm der Wert der pflanzlichen Erzeugung infolge des deutlich gesunkenen Produktionsvolumens um 1,4% ab. Hauptsächlich
trugen die witterungsbedingten schlechten Ernten im Wein- und Obstbau zum niedrigen landwirtschaftlichen Gesamtproduktionswert
bei. Durch Trockenheit, Frost und Hagel gab es 2012 beim Obst massive Verluste. Vor allem bei Stein- und Beerenobst
kam es zu hohen Ertragseinbußen. Bei der Apfelernte mussten die Obstbauern ein Minus von 18% hinnehmen und
die Birnenernte fiel um 23% geringer aus als im Vorjahr. Massive Einbußen gab es vor allem bei Steinobst
(-46%) und bei Marillen (-65%). Bei Zwetschgen wurde um ein Drittel, bei Pfirsichen um ein Viertel und bei Kirschen
um knapp die Hälfte weniger geerntet als 2011. Zudem haben die starken Maifröste auch das Beerenobst
ziemlich geschädigt, sodass bei Erdbeeren und Himbeeren um ein Drittel geringer ausfielen. Schließlich
präsentiert sich die Ertragslage im Weinbau heuer auch alles andere als positiv: Bei den Weinbauerträgen
ist heuer voraussichtlich mit einem Minus von 26% gegenüber 2011 zu rechnen.
Erträge durch hohe Futterkosten und teure Energie gemindert
"Höhere Futter- und Energiekosten bestimmen primär die Ertragslage in der tierischen Produktion.
2012 stieg die tierische Produktion wertmäßig und stabilisierte sich mengenmäßig. So erhöhte
sich der Produktionswert bedingt durch die gestiegenen Preise in Verbindung mit einem insgesamt stabilen Produktionsvolumen
um 3,9%. Bei Eiern und Hühnerfleisch gab es zwar höhere Erzeugerpreise, allerdings waren die teilweise
massiv gestiegenen Futterkosten ausschlaggebend, dass das Ergebnis gerade das Niveau von 2011 erreicht hat. Besonders
schwierig ist die Einkommenssituation in der Putenmast, weil hier die Mäster einem überaus hohen Wettbewerbsdruck
aus anderen EU-Staaten ausgesetzt sind", stellte Wlodkowski fest.
"Generell sind die Vorleistungen für die Landwirtschaft erheblich gestiegen. Sowohl bei Futter- und Düngemitteln
als auch bei Energie war der Preisanstieg enorm. Darüber hinaus gehen Preisvolatilitäten eindeutig zulasten
der Landwirtschaft. Denn während die Erzeugerpreise im Abschwung rasch gesenkt werden, hinkt die Steigerung
der Bauernpreise dem internationalen Preistrend oft wochenlang hinterher. Angesichts der weiteren Energiepreissteigerungen
und der Preisvolatilitäten können wir daher nur bedingt optimistisch in das Jahr 2013 blicken",
so Wlodkowski abschließend.
|