Nobelpreisverleihung an die Europäische Union

 

erstellt am
11. 12. 12

Faymann: Anerkennung für Europa und Auftrag für die Zukunft
Das norwegische Nobelkomitee streicht die wichtigste Errungenschaft der EU hervor
Oslo/Wien (sk) -
Der Friedensnobelpreis wurde am Montag der Europäischen Union überreicht. Bundeskanzler Werner Faymann reiste zu diesem Anlass zusammen mit vielen anderen EU-Regierungschefs nach Oslo. Neben Donald Tusk, Angela Merkel und François Hollande wohnte er der Zeremonie in der ersten Reihe bei. Faymann sieht den Preis als Auftrag, die aktuellen sozialen Herausforderungen der Europäischen Union zu bewältigen.

Stellvertretend für 27 Staaten und über 500 Millionen EU-Bürgerinnen und EU-Bürger haben Kommissionspräsident José Barroso, Ratspräsident Herman Van Rompuy und Parlamentspräsident Martin Schulz die Auszeichnung entgegen nehmen.

Preis für Kampf um Frieden
Das norwegische Nobelkomitee streicht die wichtigste Errungenschaft der EU hervor: Den erfolgreichen Kampf für Frieden, Versöhnung und für Demokratie sowie die Menschenrechte; die stabilisierende Rolle der EU bei der Verwandlung Europas von einem Kontinent der Kriege zu einem des Friedens. Dass die Europäische Union als Friedensprojekt heute den Friedensnobelpreis entgegennehmen durfte, ist eine Auszeichnung für viele. Für die Menschen Europas und für alle, die von Anfang an an diesem Projekt gearbeitet haben. Gleichzeitig ist der Preis aber auch ein Auftrag und Ansporn für die Zukunft: "Es ist der Auftrag an die Europäische Union, sich weiterzuentwickeln. Europa muss noch stärker für den sozialen Ausgleich stehen, für ein Miteinander aller Menschen in Europa als gemeinsames Projekt, das möglichst alle Bürgerinnen und Bürger am wirtschaftlichen Wohlstand teilhaben lässt und das die Menschenrechte sichert. Somit ist der Friedensnobelpreis eine Anerkennung des Geleisteten. Damit diese Anerkennung aber auch Bestand hat, ist es notwendig, dass wir Europa als Projekt im umfassenden Interesse seiner Menschen voran bringen", erklärte Faymann.


 

 Spindelegger: Das muss uns beflügeln
"Signal von außen, dass man Europa offenbar mehr zutraut als wir uns selbst" – Lopatka: Friedensnobelpreis ist auch Auftrag die Europäischen Union weiter zu entwickeln
Brüssel/Wien (bmeia/apa) - Vizekanzler Außenminister Michael Spindelegger sieht in der Verleihung des Friedensnobelpreises an die EU einen Auftrag für die Zukunft. Der Friedensnobelpreis sei "ein Signal von außen, dass man Europa offenbar mehr zutraut als wir uns selbst", sagte Spindelegger am 10.12. in Brüssel.

"Das sehe ich positiv. Das soll uns selber einmal aufrütteln, dass wir da eine wichtige Aufgabe haben in Richtung Frieden, auch zukünftig tätig zu ein. Das muss uns beflügeln", fügte er hinzu. Es gebe viele Teile in der Welt, etwa im Nahen Osten, wo Europa ein Friedensrolle spielen könne.

Staatssekretär Lopatka auf Europatour "Darum Europa"
Staatssekretär Dr. Reinhold Lopatka war am 11.12. im Zuge der Europa Informationstour des Bundesministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten "Darum Europa" bei der Firma Neudoerfler im Burgenland, um sich den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern als Ansprechpartner für alle EU-Fragen zur Verfügung zu stellen.

"Heute wird der Europäischen Union der Friedensnobelpreis verliehen. Das ist eine enorme Auszeichnung, aber auch Auftrag für die Zukunft", hielt Staatssekretär Lopatka bei der Veranstaltung fest. "Um die Entstehungsgeschichte Europas zu verstehen, muss man nur über einen Friedhof gehen. Für die Generationen unserer Eltern und Großeltern war Krieg kein Fremdwort. Heute leben wir in einer Zone des Friedens und des Wohlstandes. Das ist ein Verdienst der Europäischen Union", so Lopatka.

Die Europäische Union begegnet uns derzeit täglich, meist mit Negativschlagzeilen: Finanzkrise, Griechenland-Hilfe und Rettungsschirm stehen ganz oben auf der Tagesordnung. "Dazu gibt es bei den Bürgerinnen und Bürgern viele Fragen und auch berechtigte Sorgen", betonte Lopatka. "Missverständnisse treten auf, falsche Behauptungen geraten in Umlauf." Staatssekretär Lopatka wird im Zuge seiner Europatour in allen Bundesländern bis in den Sommer 2013 in österreichischen Firmen Rede und Antwort stehen und über die Vorteile der EU informieren. "6 von 10 Euro verdienen wir im Export. 70 Prozent unseres Exports gehen in die EU. Seit wir der EU beigetreten sind hat Österreich jährlich 13.000 Arbeitsplätze mehr. Wir haben stark von der EU Mitgliedschaft profitiert", so der Staatssekretär.

"Wir dürfen uns aber nichts vormachen: Europa befindet sich im harten Wettbewerb mit der Weltmacht USA und aufstrebenden Staaten wie China, Indien, oder Brasilien. Österreich mit seinen 8,46 Millionen Einwohnern hat nur im Verband der EU eine Chance im Wettbewerb. Nur gemeinsam sind wir stark," so Lopatka bei der Veranstaltung in Neudoerfl.


 

Strache: Friedensnobelpreis an EU ist Absurdität ersten Ranges
EU braucht grundlegende Reform
Wien (fpd) - Als Absurdität allererster Ordnung bezeichnet FPÖ-Bundesparteiobmann HC Strache die Verleihung des Friedensnobelpreises an die Europäische Union. Schon die Verleihung des Preises im Jahr 2009 an den US-Präsidenten Obama, der sich damals noch nicht einmal ein Jahr im Amt befunden habe, sei kaum nachvollziehbar gewesen.

"Ich bin schon gespannt, wer den Preis nächstes Jahr erhält: Goldman Sachs, die EZB oder vielleicht gleich der ESM", so Strache, der die Frage stellte, ob das Preisgeld gleich nach Griechenland überwiesen oder zur Ausrichtung eines üppigen Festbanketts in Brüssel verwendet werde.

Die heutige EU habe mit dem einstigen Friedensprojekt nichts mehr zu tun, stellte Strache klar. Die Europäische Union entwickle sich immer mehr zu einem Projekt der Entdemokratisierung und der Zentralisierung, das in dem Wahn lebe, einen einheitlichen Bundesstaat nach Vorbild der USA schaffen zu müssen, obwohl in Europa völlig andere Voraussetzungen als in Nordamerika herrschen würden. Die gescheiterte Währungsunion trage zudem dazu bei, dass sich viele Völker in Europa heute mit Misstrauen und Abneigung gegenüberstünden. Es bedürfe daher einer grundlegenden Reform der EU. Die heute in Oslo stattfindende Selbstbeweihräucherung trage nichts zu Frieden und Demokratie in Europa bei.


 

Bucher: Friedensnobelpreis an EU ist Herabwürdigung der Auszeichnung
Wien (bzö) - "Den Friedensnobelpreis an die EU zu vergeben, stellt eine unglaubliche Herabwürdigung dieser Auszeichnung dar. Wenn man bedenkt, dass die EU-Bürokraten fernab der wahren Probleme der Bürgerinnen und Bürger agieren, wird diese Auszeichnung ad absurdum geführt. Mit dieser Vergabe ist das Komitee nicht mehr ernst zu nehmen. Wenn man schon keine würdigeren Personen oder Institutionen findet, die dieser Auszeichnung wirklich gerecht werden, dann hätte man diesen Preis lieber ein Jahr entfallen lassen sollen, wie dies auch vorgesehen ist", so BZÖ-Chef Klubobmann Josef Bucher zur Verleihung des diesjährigen Friedensnobelpreises.


 

 Korun: Friedensnobelpreis ist Auftrag für verstärkte gemeinsame Menschenrechts- und Außenpolitik der EU
EU-Außengrenze ist derzeit für Tausende eine Todesgrenze
Wien (grüne) - Am internationalen Tag der Menschenrechte erhält die EU den Friedensnobelpreis. "Damit übernimmt sie eine noch größere Verantwortung für die Gewährleistung der Menschenrechte - sowohl im Inneren als auch außerhalb der EU. Es braucht eine koordinierte, an gemeinsamen Interessen der Friedenserhaltung und gerechter Globalisierung orientierte Menschenrechts- und Außenpolitik", erklärt die Menschenrechts- und außenpolitische Sprecherin der Grünen, Alev Korun, und weiter: "Es kann nicht sein, dass die EU das tägliche Sterben von Menschen an den EU-Außengrenzen beim Einreiseversuch, das der Militarisierung der EU-Grenzen geschuldet ist, weiter in Kauf nimmt und ignoriert. Und sie muss größere Einigkeit und Solidarität in seiner Außenpolitik erreichen, will sie sich nicht weiterhin außenpolitisch selbst blockieren und unglaubwürdig machen."

"Der Friedensnobelpreis und der Internationale Tag der Menschenrechte sind Auftrag an die EU, sich stärker als bisher als Menschenrechtsunion und als internationaler Akteur bei der Außenpolitik zu begreifen. Das bedeutet: Eine gemeinsame Migrations- und Menschenrechtspolitik und eine Außenpolitik, die kleinkarierte nationalistische Wirtschafts- und Machtinteressen einzelner Staaten hinter sich lässt. Gerade der 'Arabische Frühling' ist eine große Chance für die EU, sich in diesem Sinne aktiv einzubringen und Demokratisierungsbestrebungen zu unterstützen. Diese Chance gilt es nun zu ergreifen mit einer gemeinsamen Menschenrechts- und Außenpolitik", meint Korun.

 

 

 

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