Neues Ökostromgesetz wirkt - Anteil des geförderten Ökostroms steigt im ersten
Halbjahr nach vor allem witterungsbedingtem Rückgang im Vorjahr
Wien (bmwfj) - Nach einem vor allem witterungsbedingten Rückgang im Vorjahr ist die Ökostromproduktion
im ersten Halbjahr 2012 wieder deutlich gestiegen. Das geht aus dem heute veröffentlichten neuen Ökostrombericht
hervor, den die E-Control aufgrund einer Berichtspflicht des Ökostromgesetzes an das Wirtschafts- und Energieministerium
erstellt hat. "Die Ökostromproduktion hat durch das Ökostromgesetz deutlich an Schwung gewonnen.
Damit unterstützen wir den Weg in Richtung Marktreife und lösen milliardenschwere Investitionen in grüne
Technologien aus", sagt Wirtschafts- und Energieminister Reinhold Mitterlehner. Das im Gesetz festgelegte
Ziel eines Anteils von 15 Prozent geförderten Ökostroms im Jahr 2015 wird voraussichtlich übertroffen.
Aus heutiger Sicht ist mit einem Wert von 17,7 Prozent zu rechnen. Insgesamt lag der Anteil Erneuerbarer Energien
am Stromverbrauch im Vorjahr bei 63 Prozent.
Entgegen dem langjährigen Aufwärtstrend war der Anteil des geförderten Ökostroms (ohne nicht-geförderten
Ökostrom wie Großwasserkraft) an der Abgabe an Endverbraucher aus dem öffentlichen Netz von 10,7
im Jahr 2010 auf 9,3 Prozent im Jahr 2011 zurückgegangen. Die Gründe dafür waren vielschichtig und
vor allem witterungsbedingt: ein schlechtes Wasserjahr, unterdurchschnittlicher Windertrag, das Verlassen des Förderregimes
einiger Kleinwasserkraftanlagen und Turbulenzen der rohstoffabhängigen Technologien. Dazu ist der Stromverbrauch
gestiegen. "2011 war leider kein gutes Jahr für die Ökostromerzeugung", sagt Martin Graf, Vorstand
der E-Control. Hingegen ist die Menge des geförderten Ökostroms in den ersten sechs Monaten 2012 wieder
deutlich auf 10,6 Prozent gestiegen. Dies ist neben besseren Witterungsbedingungen für Ökostrom vor allem
auf den Bau zahlreicher neuer Anlagen im Bereich Wind und Photovoltaik (PV) zurückzuführen. Allein im
ersten Halbjahr 2012 wurden 29 Windkraftanlagen und 1.587 Photovoltaikanlagen zusätzlich in Betrieb genommen.
Summe der ausbezahlten Einspeisetarife 2011 gesunken
Das Unterstützungsvolumen (exklusive Marktpreis) für die Ökostromerzeugung sank von 350 Millionen
Euro im Jahr 2010 auf 308 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Diese Entwicklung hängt mit dem gestiegenen
durchschnittlichen Marktpreis (bezogen auf das Jahr 2010) zusammen. Heuer soll das Unterstützungsvolumen laut
Prognosen der E-Control auf insgesamt 373 Millionen Euro steigen. "Umfragen zeigen, dass die Österreicher
bereit sind, mehr für nachhaltig erzeugten Strom zu bezahlen. Gleichzeitig müssen wir ein Ausufern des
Umlagesystems vermeiden und Energie leistbar halten. Daher deckeln wir anders als in Deutschland die jährliche
Fördersumme und haben degressive Elemente in der Tarifförderung etabliert, um den Weg in Richtung Marktreife
weiter zu forcieren", betont Mitterlehner. Während ein durchschnittlicher Haushalt in Deutschland heuer
rund 144 Euro an Ökostromkosten zahlt, sind es in Österreich nur circa 36 Euro.
Mehr Solarstrom erzeugt
Die Stromerzeugung aus Sonnenenergie hat 2011 aufgrund der Tarifförderung und des Abbaus der langen Warteliste
durch das neue Ökostromgesetz deutlich zugenommen. Insgesamt lieferten die Photovoltaikanlagen mit 39 Gigawattstunden
Strom um 50 Prozent mehr Strom als im Jahr zuvor (2010: 26 GWh). Das Vergütungsvolumen lag 2011 bei 19,3 Millionen
Euro. Sowohl Einspeisetarife als auch Investitionsförderungen haben sich in der Vergangenheit als Anreiz bewährt.
Aufgrund der deutlich gesunkenen Anschaffungskosten für PV-Anlagen sind die Einspeisetarife zuletzt reduziert
worden. "Insgesamt leistet der geförderte Solarstrom mit einem Anteil von 0,07 Prozent aber erst einen
kleinen Beitrag zur Stromerzeugung in Österreich", betont E-Control-Vorstand Martin Graf.
Mehr Windkraft-Anlagen, aber weniger Strom
Bei der Windkraft ist sowohl die Anzahl der Anlagen, die in einem Vertragsverhältnis mit der OeMAG stehen,
als auch die installierte Leistung gestiegen. Bis Ende 2011 wurden in Summe 2.033 Megawatt an Windkraftanlagen
genehmigt. Der Zuwachs von ca. 183 MW Windkraft im Jahr 2011 entspricht 129 neuen Windrädern. "Die installierte
Leistung ist um knapp zehn Prozent gestiegen, auch wenn die eingespeisten Mengen witterungsbedingt leicht gesunken
sind. Durch den Abbau der Wind-Warteliste über das Ökostromgesetz rechnen wir in den nächsten Jahren
mit einem deutlichen Anstieg der Windenergie", sagt Mitterlehner. Wind trug im Jahr 2011 3,2 Prozent zur Abgabe
an Endverbraucher aus dem öffentlichen Netz bei. Das sind 1.883 GWh Strom bei einem Vergütungsvolumen
von 147 Millionen Euro.
Rückgang bei geförderter Kleinwasserkraft
Im Bereich der geförderten Kleinwasserkraft haben sich die Anzahl der Anlagen, die Leistung und die eingespeiste
Menge im Vorjahr reduziert. Dies ist neben der niedrigeren Stromproduktion durch die geringere Wasserführung
auch auf Austritte aus dem Förderregime zurückzuführen. Da sich die durchschnittlichen Einspeisetarife
für Kleinwasserkraft 2011 in der Nähe des Marktpreises bewegten, machte ein Austritt wirtschaftlich durchaus
Sinn. "Diese Situation hat sich allerdings mittlerweile umgekehrt. Aufgrund des niedrigen Marktpreises im
Jahr 2012 sind einige Kleinwasserkraftanlagenbetreiber wieder in das Subventionsregime eingetreten", erläutert
E-Control-Vorstand Graf. Weiters sind für neue Anlagen wieder Einspeisetarife vorgesehen (zuletzt gab es nur
Investitionsförderungen) - was das Förderregime erneut attraktiver machen wird.
Biomasse und Biogas blieben konstant
Bei den rohstoffabhängigen Technologien - "Biomasse fest" und Biogas - kam es bei der installierten
Leistung und der Anzahl der Anlagen nur zu äußerst geringfügigen Änderungen. Auch die eingespeiste
Menge an Strom ist nahezu konstant geblieben. Die feste Biomasse hat einen Anteil von 3,4 Prozent und Biogas einen
Anteil von 0,9 Prozent an der Abgabe an Endverbraucher aus dem öffentlichen Netz. Bei der festen Biomasse
lag die Abnahme bei 1.959 GWh und die Vergütung bei 271,1 Millionen Euro. Bei Biogas lagen diese Werte bei
520 GWh und 83,9 Millionen Euro. "Gerade die rohstoffabhängigen Technologien gerieten zuletzt stark unter
Druck, da die Rohstoffpreise stark schwanken und zuletzt sehr hoch waren. Bei vielen Anlagen scheinen die Voraussetzungen
für einen wirtschaftlichen Betrieb nicht mehr gegeben", konstatiert Graf, der die Zukunft von Biomasse
und Biogas vor allem in der Wärmeproduktion und nicht vorrangig in der Stromerzeugung sieht.
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