Neue Studie bietet Grundlage für weitere Maßnahmen
Wien (bmask) - Sozialminister Rudolf Hundstorfer hat am 21.12. eine Studie über pflegende Kinder und
Jugendliche präsentiert. In der vom Institut für Pflegewissenschaften der Universität Wien erarbeiteten
Untersuchung wird erstmals ein umfangreiches Bild von der Situation gegenwärtiger und ehemaliger pflegender
Kinder und Jugendlicher - sogenannter Young Carers - mittels wissenschaftlich fundierter Zahlen gezeichnet und
der Bedarf an unterstützenden Maßnahmen für diese Gruppe der pflegenden Kinder und Jugendlichen
eruiert sowie Empfehlungen für die verschiedenen Handlungsebenen angeführt. "Diese Studie ist weltweit
die erste, die sich dieser Thematik über einen direkten Zugang zu den pflegenden Kindern und Jugendlichen
gewidmet hat. Die vorliegenden Ergebnisse sind ein guter Ausgangspunkt um das bestehende Angebot zu optimieren
und neue Unterstützungsformen für pflegende Kinder und Jugendliche zu etablieren. Ich werde mich im Neuen
Jahr mit ExpertInnen und VertreterInnen von Organisationen, die in diesem Bereich tätig sind, zusammensetzen
und konkrete Vorschläge erarbeiten, wie das Betreuungs- und Unterstützungsangebot für junge Menschen,
die ihre Angehörigen betreuen müssen, weiter verbessert werden kann", erklärt Sozialminister
Rudolf Hundstorfer.
Um eine aussagekräftige Datengrundlage zu erhalten, wurden in einem ersten Projektschritt Kinder und Jugendliche
in der 5. bis 8. Schulstufe mittels Selbstausfüll Fragebogens (Thema: "Helfen in der Familie") befragt.
Bei Hochrechnung der erhobenen Daten wurde ein Anteil von 3,5 % bzw. rund 42.700 pflegenden Kindern und Jugendlichen
in ihrer Altersgruppe (5 - 18 Jahren) errechnet, die regelmäßig über einen längeren Zeitraum
chronisch kranke Familienmitglieder pflegen und somit überdurchschnittliche pflegerische Verantwortung übernehmen.
In einem zweiten Projektschritt wurden ehemalige Young Carers hinsichtlich der Auswirkungen ihrer in der Kindheit
durchgeführten Tätigkeiten auf ihr späteres Erwachsenenleben und nach rückblickend gewünschten
Unterstützungsmaßnahmen interviewt.
Es hat sich dabei herausgestellt, dass neben den negativen Auswirkungen in körperlicher, sozialer und psychischer
Hinsicht - dies reicht von übersteigertem Kontrollbewusstsein bis hin zu Schuldgefühlen und Verlustängsten
- die Pflegeerfahrung aus Betroffenensicht aber auch oft positiv assoziiert wird.
In Summe konnten mehrere niederschwellige und benötigte Unterstützungsmaßnahmen ausgemacht werden,
wobei die zentralen Punkte zur Verbesserung der Situation pflegender Kinder und Jugendlicher in der Bewusstseinsbildung,
Enttabuisierung und Entstigmatisierung dieser Thematik sowie im Angebot familienorientierter Unterstützungsmaßnahmen
liegen ("Hilfst du der Familie, hilfst du den Kindern").
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