Unsicherheit bremst Konjunktur 

 

erstellt am
20. 12. 12

Prognose der Österreichischen Wirtschaft 2012-2014
Wien (ihs) - Die Weltwirtschaft expandiert weiterhin nur sehr verhalten, wobei regionale Unterschiede bestehen. Während die konjunkturelle Dynamik in den USA, China und dem Vereinigten Königreich an Tempo gewann, ging die Wirtschaftsleistung in Japan zurück. Der Euroraum verharrt in einer hartnäckigen Rezession. In den USA hat die Wirtschaft im dritten Quartal um 0.7 % gegenüber dem Vorquartal zugelegt, nach 0.3 % im zweiten Quartal. Die Wirtschaft im Euroraum verzeichnet seit dem dritten Quartal 2011 kein Wachstum mehr. Im zweiten und dritten Quartal dieses Jahres schrumpfte die Wirtschaftsleistung um 0.2 % bzw. 0.1 %. Die südeuropäischen Länder machen eine harte Anpassungsrezession durch, die auch das Wachstum in Mittel- und Osteuropa dämpft. Zunehmend verliert auch das Wirtschaftswachstum in Deutschland an Fahrt. Es gibt aber auch positive Nachrichten. Die Maßnahmen der europäischen Wirtschaftspolitik wirken stabilisierend (ESM-Programme, Ankündigung der EZB von möglichen konditionalen Interventionen auf den Märkten für Staatsanleihen, kommende Bankenaufsicht durch die EZB). Die Anspannungen auf den Finanzmärkten haben abgenommen. Die Aktienkurse entwickeln sich positiv. Die Strukturreformen in den Peripherie-Staaten des Euroraums scheinen deren Wettbewerbsfähigkeit gesteigert zu haben. Die vorlaufenden Konjunkturindikatoren deuten zwar auf eine gewisse Bodenbildung hin, Anzeichen für eine spürbare Wirtschaftsbelebung fehlen jedoch noch. Die Erwartungen der Unternehmen und Haushalte sind von hoher Unsicherheit geprägt. Die Einschätzung der kurzfristigen internationalen Konjunkturaussichten hat sich im Vergleich zur September-Prognose damit verschlechtert. Eine spürbare Belebung im Euroraum ist frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2013 zu erwarten.

Das schwache internationale Umfeld bremst die Wirtschaftsentwicklung in Österreich. Seit dem zweiten Quartal 2012 stagniert das österreichische BIP nahezu (jeweils 0.1 % Wachstum gegenüber dem Vorquartal). Für das vierte Quartal unterstellt das Institut einen leichten BIP-Rückgang gegenüber dem Vorquartal, sodass für den Jahresdurchschnitt nunmehr eine Wachstumsrate von 0.7 % erwartet wird. Die Anpassungsrezession im Euroraum ist langwieriger als erwartet, sodass die Wachstumsprognose für die österreichische Wirtschaft im Jahr 2013 um rund ½ Prozentpunkt auf 0.8 % zurückgenommen werden muss. Aufgrund der verbesserten internationalen Rahmenbedingungen geht das Institut von einer Wachstumsrate von 1.8 % im Jahr 2014 aus.

Dieser Prognose liegt das folgende internationale Konjunkturbild zugrunde. Im Euroraum bildet sich die Vertrauenskrise nur sehr langsam zurück und die strukturellen Anpassungen dauern länger. Nach einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0.5 % im ablaufenden Jahr erwartet das Institut für den Jahresdurchschnitt 2013 eine Stagnation (-0.1 %). 2014 sollte das Wachstum auf 1.4 % anziehen. Mit Wachstumsraten von 2 % bzw. 2.5 % in den Jahren 2013 und 2014 bleibt die Wirtschaft der USA auf einem soliden Wachstumskurs. In den Industriestaaten insgesamt wird das Bruttoinlandsprodukt um 1.4 % bzw. 2.2 % zulegen.

Das größte Risiko der Prognose geht weiterhin von der Vertrauens- und Staatsschuldenkrise im Euroraum aus. Notwendig zur Überwindung der Krise sind die weitere Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und die Stabilisierung der Banken und der Kreditversorgung in den Peripherie-Staaten sowie Maßnahmen zur Sicherstellung der nachhaltigen Sanierung der öffentlichen Haushalte im gesamten Euroraum. Spekulationen über das Abgehen vom Konsolidierungskurs könnten die Finanzmärkte verunsichern und steigende Risikoaufschläge für Staatsanleihen bedingen. Dies würde zu einer Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen für Konsumenten und Unternehmen führen. Es gibt auch Anzeichen, dass sich die Wirtschaftsleistung in Deutschland merklich ungünstiger als erwartet entwickelt. Weiterhin bestehen Unsicherheiten über den Kurs der Finanzpolitik in den USA. Eine deutlich restriktivere Finanzpolitik ("Fiskalklippe"), aber auch das Ausbleiben eines glaubhaften Plans zur mittelfristigen Budgetsanierung würde die internationale Konjunktur spürbar belasten.

Mit einer Wachstumsrate von 0.6 % hat sich der reale private Konsum in Österreich im ablaufenden Jahr verhalten entwickelt. Im nächsten Jahr ist von einem ähnlichen Wachstum (0.7 %) auszugehen. Dabei stärkt die Reallohnentwicklung die Haushaltseinkommen, diese wird aber durch geringere Beschäftigungszuwächse etwas gebremst. 2014 könnte der private Konsum aufgrund der verbesserten Einkommensperspektiven um 1.1 % zulegen. Diese Prognose impliziert eine annähernd konstante Sparquote, die weiterhin deutlich hinter den Werten vor der Krise zurückbleibt.

Die schwache internationale Konjunktur, die Unsicherheiten über die Absatzentwicklung sowie die geringe Kapazitätsauslastung dämpfen das Investitionsklima. Im ablaufenden Jahr steigen die Anlageinvestitionen nur um 0.6 %. Während die Bauinvestitionen aufgrund der guten Entwicklung im Wohnbau um 2 % zulegen, gehen die Ausrüstungsinvestitionen um 1 % zurück. Für 2013 wird ein ähnliches Bild erwartet. Die Ausrüstungsinvestitionen fallen um 2 %, während die Bauinvestitionen um 1.8 % zulegen. Mit der Verbesserung der internationalen Rahmenbedingungen sollte sich die Investitionstätigkeit im Jahr 2014 wieder beleben und die Anlageinvestitionen um 2.4 % steigen. Das Institut geht in den Jahren 2012 und 2013 von rückläufigen Lagerbestandsveränderungen aus, sodass die Bruttoinvestitionen um 1.2 % bzw. 0.6 % schrumpfen.

Die Exportwirtschaft leidet unter der geringen Dynamik der österreichischen Exportmärkte. Besonders schwach fällt die Handelsdynamik im Euroraum aus. Die realen Warenexporte stagnieren im ablaufenden Jahr nahezu (0.5 %), die Gesamtexporte legen nur um 1.4 % zu. Im Jahresverlauf 2013 sollte der Welthandel wieder an Fahrt gewinnen, allerdings mit einem geringen Expansionstempo. Das Wachstum der Warenexporte (2 %) bzw. der Gesamtexporte (2.2 %) bleibt daher schwach. Erst 2014 sollte sich die internationale Konjunktur soweit gefestigt haben, dass die österreichischen Exporte um 6 % ansteigen können. Die geringe Exportdynamik und die schwache Binnennachfrage führen zu einer deutlichen Verlangsamung des Importwachstums. Im ablaufenden Jahr sind die Warenimporte um 0.6 % geschrumpft, die gesamten Importe laut VGR haben um 0.6 % zugelegt. Auch im nächsten Jahr bleibt die Importtätigkeit mit Wachstumsraten von 1.3 % (Waren) bzw. 1.6 % (Importe laut VGR) äußerst verhalten. Erst 2014 ziehen die Importe wieder spürbar an. Die Außenwirtschaft liefert trotz der Exportschwäche im gesamten Prognosezeitraum einen positiven Wachstumsbeitrag.

Seit September hat sich der Preisauftrieb wieder beschleunigt, sodass die Inflationsrate laut VPI im Jahresdurchschnitt 2.5 % beträgt. Die hohen Energie- und Nahrungsmittelrohstoffpreise sowie die Entwicklung der Lohnstückkosten haben zu diesem Anstieg beigetragen. Das Institut geht aber davon aus, dass der Preisauftrieb im weiteren Prognosezeitraum nachlässt. Die internationale Konjunkturlage sollte die Energie- und Rohstoffpreisentwicklung dämpfen. Auch die heimischen Lohnstückkosten steigen langsamer. Folglich erwartet das Institut für den Jahresdurchschnitt 2013 eine Inflationsrate von 1.8 %. 2014 sollte die Inflation ebenfalls knapp unter der 2-Prozent-Marke verbleiben.

Die schwache Wirtschaftsentwicklung drückt auf den heimischen Arbeitsmarkt. Im ablaufenden Jahr ist die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition trotz eines deutlichen Beschäftigungsanstiegs auf 7 % geklettert. Im nächsten Jahr wird das Beschäftigungswachstum spürbar geringer ausfallen und die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen wird weiter steigen. Mit dem Anziehen der Konjunktur sollte sich die Arbeitsmarktlage im Jahr 2014 stabilisieren. Somit ist für die Jahresdurchschnitte 2013 und 2014 jeweils eine Arbeitslosenquote von 7.4 % zu erwarten. Ausgehend von 4.3 % im ablaufenden Jahr wird die Arbeitslosenquote laut Eurostat-Definition 2013 auf 4.6 % ansteigen und 2014 auf diesem Niveau bleiben.

Die Lage der öffentlichen Haushalte wird im Prognosezeitraum durch die schwache Konjunktur und das Konsolidierungspaket der Bundesregierung bestimmt. Das Institut erwartet für den Prognosezeitraum Defizitquoten von 3.1 % (2012), 2.6 % (2013) und 1.5 % (2014). Die Budgetprognose ist mit Risiken behaftet. Diese liegen in den Auswirkungen der Konjunkturkrise auf die öffentlichen Haushalte und den Unsicherheiten über die budgetären Effekte des Bankenpakets. Trotz der schwachen Konjunktur verbessert sich die Budgetsituation im Verlauf des Prognosezeitraums. Hierbei ist zu beachten, dass die Steuereinnahmen im Bereich Lohn- und Einkommensteuer aufgrund der guten nominellen Einkommensentwicklung kräftig bleiben und der schwache reale Export wegen der Umsatzsteuerbefreiung der Ausfuhren die öffentlichen Haushalte nur vergleichsweise gering belastet. Das Institut geht davon aus, dass die Bundesregierung trotz der schwachen Konjunktur weiterhin auf Konsolidierungskurs bleibt und lediglich die automatischen Stabilisatoren wirken lässt. Aus mittelfristiger Sicht ist die Umsetzung weiterer Strukturreformen (etwa in den Bereichen Verwaltung, Finanzausgleich, Gesundheit und Pensionen) zur Absenkung der Staatsschuldenquote notwendig. Nur ein strukturell ausgeglichener Haushalt im Verein mit einer geringen Staatsschuld ermöglicht eine adäquate fiskalpolitische Reaktion bei Konjunktureinbrüchen und die Bereitstellung von Mitteln zur Sicherung der Standortqualität und internationalen Konkurrenzfähigkeit (Hebung des Bildungsniveaus der Arbeitskräfte, Steigerung der F&E-Quote, Reduktion der Steuerquote).

 

 

 

Informationen: http://

 

 

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin
"Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl
finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at