Wien (bmukk) - Die Künstlerinnen und Künstler, die mit dem Österreichischen Kunstpreis 2012 ausgezeichnet
werden, stehen fest. Der mit Euro 12.000 bzw. Euro 15.000 (für die Sparte Film) dotierte Preis wird heuer
in den Sparten Bildende Kunst, Künstlerische Fotografie, Film, Literatur, Kinder- und Jugendliteratur, Musik
sowie Video- und Medienkunst vergeben. Neu hinzu kommt erstmals der Österreichische Kunstpreis für Kulturvermittlung.
Dieser wird ab 2012 biennal an Kunst- und Kulturvereine, an Institutionen, an Zusammenschlüsse von KulturvermittlerInnen
oder an einzelne KulturvermittlerInnen vergeben, die sich durch ihre kontinuierliche und konsequente Arbeit sowie
herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Vermittlung zeitgenössischer Kunst ausgezeichnet haben.
„Die Künstlerinnen und Künstler, die mit dem Österreichischen Kunstpreis ausgezeichnet werden, zeigen
auf eindrucksvolle Art und Weise das vielfältige und reichhaltige künstlerische Schaffen in Österreich.
In ihren Arbeiten setzen sie hohe Standards, nehmen Entwicklungen vorweg, erproben Neues und interpretieren Traditionelles.
Die Vermittlung von Kunst und Kultur und die Wertschätzung der Kunstschaffenden sind meine zentralen Anliegen",
so Kulturministerin Dr. Claudia Schmied.
Die feierliche Überreichung der Kunstpreise findet am 29.01.13 um 19.30 Uhr in der Wiener Hofburg statt. Bundesministerin
Dr. Claudia Schmied wird die Preisüberreichung gemeinsam mit Bundespräsident Dr. Heinz Fischer vornehmen.
Der Österreichische Kunstpreis wird etablierten Künstlerinnen und Künstlern für ihr Gesamtwerk
zuerkannt und jährlich vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur vergeben. Mit dem Preis
wird sowohl ein facettenreiches Kunstschaffen, ein umfassendes Oeuvre als auch die kontinuierliche inhaltliche
Weiterentwicklung in der künstlerischen Arbeit gewürdigt.
Die Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger erfolgt durch unabhängige Expertenjurys, eine Bewerbung
ist nicht möglich.
Folgende KünstlerInnen werden mit dem Kunstpreis 2012 ausgezeichnet:
Michael Kienzer, geboren 1962 in Steyr, lebt und arbeitet in Wien, 1977 bis 1979 Kunstgewerbeschule Graz,
Abteilung Bildhauerei bei Josef Pillhofer, 1979 bis 1982 Mitarbeit im Kunst- und Kulturzentrum Kreuzberg, Berlin,
1981 bis 1985 Studium Bildhauerei an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien bei Bruno Gironcoli, 1987
bis 1989 Bühnenbilder im Westfälischen Landestheater Castrop, 2005/06 Gastprofessur an der Universität
für angewandte Kunst Wien. Michael Kienzer, der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde, zählt seit
über 20 Jahren zu den bedeutenden Positionen in der österreichischen Gegenwartskunst.
Barbara Albert, geboren 1970 in Wien, studierte zunächst Theaterwissenschaft, Germanistik und Publizistik,
bevor sie 1991 mit dem Regie- und Drehbuchstudium an der Wiener Filmakademie begann. Sie arbeitete als Regie- und
Schnittassistentin und Schauspielerin. Ihren international erfolgreichen Kurzfilmen folgte der erste Langspielfilm
„Nordrand“, der 1999 bei den Filmfestspielen in Venedig gezeigt wurde. Im selben Jahr gründete Barbara Albert
gemeinsam mit Martin Gschlacht, Jessica Hausner und Antonin Svoboda die Produktionsfirma coop99. Darüber hinaus
ist sie als Koautorin und Drehbuchautorin tätig. Weiters war sie als Gastprofessorin und Lektorin an mehreren
Hochschulen in Österreich und Deutschland tätig (Wiener Filmakademie, ifs Köln, KHM Karlsruhe, FH
St. Pölten).
Matthias Herrmann, geboren 1963 in München, Deutschland, lebt und arbeitet in Wien und Riparbella,
Italien, 1981 Aufnahme zur Tanzausbildung in die Heinz-Bosl-Stiftung München, 1986 Übersiedelung nach
Wien, 1986 bis 1988 Engagement beim Ballett der Wiener Staatsoper, 1988 bis 1993 Studium an der Hochschule für
angewandte Kunst Wien bei Ernst Caramelle, 1999 bis 2006 Präsident der Secession Wien, 2006 bis 2011 Professur
für Kunst und Fotografie an der Akademie der bildenden Künste Wien. Als Künstler macht Herrmann
seine Homosexualität u. a. zum Thema seiner Arbeiten. Als Leiter einer maßgeblichen Kunstinstitution
Österreichs, als Professor für Fotografie sowie mit seiner facettenreichen künstlerischen Arbeit
hat Matthias Herrmann einen herausragenden Beitrag zur österreichischen Kunstlandschaft geleistet. Sein Schaffen
wurde bereits mit diversen Preisen, u.a. 2005 dem Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst, ausgezeichnet.
Herrmann war für die österreichische Aidsaufklärungskampagne tätig.
Erich Kleinschuster, geboren 1930 in Graz, Jazzposaunist, Komponist, Arrangeur und Pädagoge, Studium
der Rechtswissenschaften und der Musikwissenschaft an der Universität Graz, Instrumentalstudium am Landeskonservatorium
Graz und am Konservatorium der Stadt Wien, seit 1958 als Jazzmusiker tätig, 1965 Gründung des Erich-Kleinschuster-Sextetts,
1971 bis 1981 Leiter der Abteilung Produktion/Unterhaltung im ORF sowie Gründer und Leiter der ORF-Bigband,
1985 bis 1998 Professor an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz, Initiator der Jazzabteilungen
an den Musikhochschulen in Graz (1965), Wien (1969) und Klagenfurt (1985). Erich Kleinschuster hat weit über
50 Jahre als Solist, Komponist, Arrangeur und Bandleader die Geschichte des Jazz in Österreich geprägt.
Trafo.k ist ein Wiener Büro für Vermittlung und kritische Wissensproduktion. Die Mitarbeiterinnen
arbeiten an Forschungs- und Vermittlungsprojekten und veranstalten Workshops und Consulting für Museen und
Ausstellungen sowie Projekte im öffentlichen Raum. Dazu gehören Medien- und Jugendarbeit, künstlerische
Interventionen und wissenschaftliche Studien. Seit 1999 initiiert und betreut trafo.k Projekte als institutionsunabhängiger
Verein. Die Aktivitäten verstehen sich als Auslöser von Kommunikationsprozessen und verfolgen die Intention,
mediale und institutionelle Strukturen offen zu legen und eine Öffentlichkeit für Gegengeschichten und
Gegenbilder herzustellen. Vorrangig ist die Verbindung von Strategien zeitgenössischer Kunst und gesellschaftsrelevanter
Themen. Büro trafo.k sind Renate Höllwart, Elke Smodics-Kuscher und Nora Sternfeld.
Winfried Opgenoorth, geboren 1939 in Düsseldorf, absolvierte eine Ausbildung zum Tiefdruckretuscheur,
1958–1961 Grafik-Design-Studium an der Werkkunstschule Düsseldorf. Er arbeitete als Pressezeichner, Reinzeichner
und als Grafiker in einem Redaktionsbüro, einer Glasveredelungsfabrik, einem Aluminiumwerk und einer Werbeagentur.
Zwei Jahre lang malte er für einen Schweizer Verlag Glückwunschkarten. Seit 1972 freischaffender Grafiker
und Maler in Wien (Schulbücher, Werbegrafik, Theaterplakate). 1979 zeichnete er sein erstes Bilderbuch „Hokuspokus
in der Nacht“ von Mira Lobe, mit der ihn eine jahrelange intensive Zusammenarbeit verband. Seither illustrierte
Opgenoorth über 70 Kinderbücher namhafter AutorInnen und erhielt dafür zahlreiche Preise und Auszeichnungen
u.a. den Österreichischer Kinderbuch-Illustrationspreis in den Jahren 1981, 1982, 1986, 1987 und 1988.
Robert Menasse, geboren 1954 in Wien, Studium der Philosophie, Germanistik und Politikwissenschaft in Wien,
Salzburg und Messina, 1981 bis 1988 Gastdozent an der Universität Sao Paulo, Brasilien, seit seiner Rückkehr
1989 freier Schriftsteller, 1994 Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdiensts in Berlin, 1996 Writer
in Residence an der New York University, 1999 Artist-in-Residence der Stadt Amsterdam, 2007 Poetik-Vorlesungen
an der Universität Frankfurt, zahlreiche internationale Auszeichnungen.
Romane, Essays, Theaterstücke, zuletzt: „Ich kann jeder sagen. Erzählungen vom Ende der Nachkriegsordnung“,
„Die Permanente Revolution der Begriffe. Vorträge“ (Suhrkamp), „Der Europäische Landbote. Die Wut der
Bürger und der Friede Europas“ (Zsolnay).
Linda Christanell, 1939 in Wien geboren, Studium der Malerei an der Akademie der bildenden Künste in
Wien (Malerei und bildnerische Erziehung), 1976 Gründung des „BC-Kollektivs“ gemeinsam mit Renate Bertlmann,
1977 Gründungsmitglied der Internationalen Aktionsgemeinschaft bildender Künstlerinnen „Intakt“. Seit
Mitte der 70er-Jahre befasst sich die Künstlerin, die auch in den Bereichen Malerei, Objektkunst, Installation,
Performance und Fotografie arbeitet, mit dem Medium Film. Es entstanden seither rund 25 Filme. Linda Christanell
zählt im österreichischen Avantgardekino gemeinsam mit Dietmar Brehm, Lisl Ponger und Peter Tscherkassky
zur „Dritten Generation“, die mit sehr persönlichen Filmsprachen eine Art Neubeginn setzte und in diesem Bereich
Pionierarbeit leistete. In ihrem künstlerischen Werk spiegelt sich die Auseinandersetzung mit Sexualität,
Körperlichkeit, Erotik und den damit behafteten Tabus. Feminismus war und ist ein Thema mit dem sich Christanell
auseinandersetzt.
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