2013 wird für CEE ein besseres Wachstumsjahr als 2012 

 

erstellt am
07. 01. 13

Obwohl das Aufarbeiten des Kollateralschadens der Krise in der Eurozone Zeit brauchen wird, sollten Industrie und Auslandsnachfrage die Erholung in Zentral- und Osteuropa dieses Jahr stärker unterstützen
Wien (unicredit) - Obwohl das Aufarbeiten der Kollateralschäden aus der Krise in der Eurozone und der globalen Konjunkturverlangsamung noch Zeit brauchen wird, sollte 2013 ein besseres Wachstumsjahr für Zentral- und Osteuropa (CEE) werden als 2012. Das ist eine der zentralen Aussagen der neuen Vierteljahresanalyse für CEE des UniCredit Economics & FI/FX Research. Nach der Krise von 2008/09 hat das vergangene Jahr zu einer weiteren Herabstufung des Potenzialwachstums der Region geführt, wenngleich diese geringer ausgefallen ist und hauptsächlich auf externen Faktoren basierte. Im laufenden Jahr sollte die Kombination aus einer stärkeren externen Nachfrage, niedrigeren Zinsen, geringerer Inflation, die die Kaufkraft stärkt, Aufwärtsrisiken vom Kreditbereich und einem möglichen leichten Schub durch schrumpfende Lager eine schrittweise Erholung des regionalen BIPs fördern. Aus diesem Grund erwarten die UniCredit-Ökonomen ein Wirtschafts­wachstum von plus 2,5 Prozent 2012 und plus 2,9 Prozent 2013 (zuvor plus 3,1 Prozent) in Zentral- und Osteuropa, ehe es 2014 plus 3,4 Prozent erreichen wird.

BIP-Wachstumsfaktoren
Die Auswirkungen der Krise in der Eurozone auf CEE waren signifikant, positivere Daten aus der Region sollten nach Expertenmeinung gegen Ende des ersten Quartals und im zweiten Quartal diesen Jahres eintreffen. Das steht auch im Einklang mit der UniCredit-Prognose für Deutschland und die EWU, die die Talsohle des Zyklus für das vierte Quartal 2012 ausweist, gefolgt von einer Wiederaufnahme positiver Wachstumsraten in Q1 (plus 0,5 Prozent) und in Q2 2013 (plus 0,2 Prozent). „Die Industrie und insbesondere die externe Nachfrage sind entscheidend, sie weisen den Weg zur konjunkturellen Erholung. Erst wenn diese beiden Faktoren überzeugend an Zugkraft gewonnen haben, ist auch ein Anspringen der Inlandsnachfrage realistisch“, sagt Gillian Edgeworth, Leiterin von EEMEA Economics in der UniCredit. Grund zu Optimismus geben insbesondere der Einkaufsmanagerindex der produzierenden Wirtschaft Chinas, der im November zum ersten Mal seit Juni 2011 wieder über der 50-Punkte-Marke liegt, und die Fortsetzung der Verhandlungen rundum die „Fiskalklippe“ in den USA, die die globalen Unsicherheiten weiter reduzieren könnten.

Angesichts der Konjunkturverlangsamung in 2012 war der Zufluss von ausländischem Portfoliokapital das dominierende Thema in CEE und anderen Schwellenmärkten. Dieser Zufluss braucht jedoch in Zukunft ein ordentliches Management. Einige Länder erscheinen in diesem Zusammenhang gefährdet, als sie beim Aufbau von Fremdwährungsreserven nicht mithalten konnten. Zudem könnte eine Normalisierung der G7 Renditen, selbst wenn diese schrittweise erfolgt, das Risiko höherer externer Finanzierungskosten für CEE steigern und die Länder dieser Region global gegenüber anderen Schwellenmärkten benachteiligen.

Anders als 2012 beginnt Zentral- und Osteuropa 2013 mit weniger finanziellem Stress und einer lockereren Geldmarktpolitik in den meisten Ländern der Region. Das sollte sich als eine Unter­stützung für ein stärkeres Wachstum erweisen. Zirka zum Jahresende 2011 haben Polen und die Türkei interveniert, um ihre Währungen vor weiterer Abwertung zu beschützen, während Polen, Russland, Serbien, Türkei und Ungarn ihre Zinsen im Vorvorjahr oder im Verlauf von 2012 erhöht haben. 2012 hingegen haben selbst schwache Volkswirt­schaften in CEE – die Ukraine ausgenommen – zumindest in der zweiten Jahreshälfte Währungsstabilität genossen, indem Zinsen bereits gesunken sind oder weiter sanken. Die Geldmarktsätze zahlreicher Länder in der Region sind wieder zu ihren historischen Tiefstständen zurückgekehrt.

Die besser als erwarteten Inflationsraten, die in den vergangenen zwei bis drei Monaten über die gesamte Region hinweg verzeichnet wurden, markieren für viele CEE-Länder, die an der Geldwert­stabilität arbeiten, einen Abwärtstrend, der sich auch in den kommenden Quartalen fortsetzen sollte. Diese Entwicklung hin zu einer begrenzten Währungsvolatilität folgt einer ausgedehnten Periode mit zu hohen Inflationsraten in vielen Märkten, steigende Energie- und gelegentlich auch wachsende Nahrungsmittelpreise inklusive. In den letzten Quartalen sind die Währungen der Region jedoch stabil geblieben, ebenso wie die Ölpreise. Die Nahrungsmittelpreise­inflation wird voraussichtlich leicht nachziehen, was aber verkraftbar sein sollte. Das unterstützt nicht nur insgesamt niedrigere Raten, sondern sollte auch mithelfen, die reale Kaufkraft der Konsumenten zu stärken.

In vielen CEE-Ländern hat sich das Kreditgeschäft 2012 entsprechend der Inlandsnachfrage nur schleppend entwickelt, zumal es auch von einem verlangsamten Einlagenwachstum und einer sinkenden, ausländischen Refinanzierung betroffen war. Für jene Länder, deren Bankensektoren überwiegend im Auslandseigentum stehen, erwarten die UniCredit-Ökonomen keine Beschleuni­gung der Deinvestitionen, obwohl die Trends in der Region recht unterschiedlich sind. In der Zwischenzeit haben sich die Bankensektoren an die Refinanzierung von Kreditwachstum durch Einlagenwachstum angepasst.

Zu guter Letzt sollte es auch ein begrenztes Potenzial für einen Wachstumsimpuls des regionalen BIPs durch geschrumpfte Lagerbestände geben.

CEE hat Potenzial, EWU zu übertreffen; aber Konvergenz ist nicht garantiert
2012 hat eine Neubewertung des Potenzialwachstums von Zentral- und Osteuropa notwendig gemacht. Trotzdem hat die regionale Wirtschaft weiter das deutliche Potenzial, das Wachstum der EWU zu übertreffen. „Wenn man die Arbeitsflexibilität und –kosten in den jüngeren EU-Mitglieds­ländern betrachtet, so sind die Argumente für eine Erholung der Kapitalzuflüsse aus dem Ausland in die Realwirtschaft der Region weiter stark“, hält Gillian Edgeworth fest, „Aber das Wirtschafts­wachstum in vielen Ländern der Region hängt aktuell stärker von der Nachfrage ab als vom Angebot. Darum kann Zentral- und Osteuropa selbst in einem stärkeren Umfeld sein Wachstum nicht als garantiert ansehen.“ Vergleicht man die Ersparnisse in diesen Ländern mit den lokalen Investitionen, so schneidet CEE (ohne die GUS-Staaten) schwächer ab als andere Schwellen­märkte, was schlussendlich das Wachstum beschränken kann. Das vor Augen wird klar, wie wichtig lokale politische Initiativen sind, um das Wirtschaftswachstum auf Schiene zu halten. Jene Länder, die in die Gegenrichtung agieren, laufen in die Gefahr eines länger andauernden Abschwunges.

 

 

 

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