Bologna Ziel 2020 bereits erreicht
Wien (bmwf) - Wissenschaft und Forschung leben von Internationalität und Mobilität. Dementsprechend
wird die internationale Mobilität von Studierenden auch gezielt gefördert, etwa im Rahmen des Bologna-Prozesses,
mit dem Mobilitätsprogramm "Erasmus" sowie entsprechenden Beihilfen. Im Rahmen der vom Institut
für Höhere Studien (IHS) durchgeführten Studierenden-Sozialerhebung wurde der internationalen Mobilität
von Studierenden in einem Zusatzbericht besonderes Augenmerk geschenkt. Besonders erfreulich: "Wir haben das
Bologna Ziel 2020 bereits erreicht: Jeder fünfte Studierende absolviert einen Auslandsaufenthalt", so
Wissenschafts- und Forschungsminister Dr. Karlheinz Töchterle, der am 10.01. in einem gemeinsamen Pressegespräch
diesen Bericht mit Studienautor Mag. Martin Unger (IHS) präsentierte. Dr. Hubert Dürrstein, Geschäftsführer
des Austauschdienstes OeAD, bot einen Überblick über die unterstützenden Angebote für Studierende
bei deren Auslandsaufenthalten.
Töchterle: Internationale Mobilität bringt positive Effekte und wird gezielt unterstützt
"Die internationale Mobilität bringt zahlreiche positive Effekten mit sich", so Minister Töchterle:
Sie stärkt die Qualität der Studienprogramme, fördert die Mehrsprachigkeit, ermöglicht das
Kennenlernen anderer Kulturen und bringt neben dem wissenschaftlichen Mehrwert auch wichtige Schritte für
die persönliche Entwicklung. Daher werde sie auch entsprechend gefördert, etwa durch Beihilfen für
ein Auslandsstudium (monatlich bis zu 582 Euro zusätzlich zur Studienbeihilfe), Reisekostenzuschuss (bis zu
1.129 Euro), Sprachstipendien (bis zu 363,36 Euro) und Mobilitätsstipendien (bis zu 8.148 Euro pro Jahr).
Im Studienjahr 2011/12 wurden rund 3.300 Personen mit diesen Förderungen unterstützt (2.506 Beihilfen
für ein Auslandsstudium, 791 Mobilitätsstipendien). Weiters gibt es das Mobilitätsprogramm "Erasmus"
(monatliche Erasmus-Zuschüsse für Studierendenaufenthalte bis zu 368 Euro), an dem sich Österreich
seit 21 Jahren sehr erfolgreich beteiligt. Bis heute sind rund 68.000 Erasmus-Studierende mobil gewesen. Zahlreiche
Universitäten haben - auch im Rahmen der Leistungsvereinbarungen mit dem Ministerium - Internationalisierungsstrategien
entwickelt und arbeiten mit Hochschulen über die Landesgrenzen hinweg zusammen. Zudem nehmen heimische Hochschulen
und Forschungseinrichtungen erfolgreich an EU-Bildungsprogrammen teil.
Unger: Mobilitätsverhalten sehr hoch - aber noch Potential
"Das Mobilitätsverhalten der Studierenden in Österreich ist auch im europäischen Vergleich
sehr hoch, v.a. Auslandspraktika gewinnen an Bedeutung. Aber es gibt noch Potential - noch deutlich mehr Studierende
könnten sich einen Auslandsaufenthalt vorstellen", so Studienautor Mag. Martin Unger (IHS). Von Studierenden
ab 25 Jahren, die deutlich seltener mobil sind, wird hauptsächlich ihre Lebenssituation (Erwerbstätigkeit,
Familiengründung u.ä.) als Mobilitätshindernis genannt. Jüngere befürchten dagegen häufiger
negative Auswirkungen auf ihr Studium (Zeitverlust, Schwierigkeiten bei der Anrechnung von im Ausland erbrachten
Prüfungsleistungen u.ä.). Trotz der zahlreichen Mobilitätsprogramme, werden auch finanzielle Hindernisse
häufig angeführt. Ein Auslandssemester kostet zwischen 6.600 Euro (Deutschland) und 10.400 Euro (Australien),
wobei die Eltern und die Studierenden selbst den Großteil der Finanzierung übernehmen. Auch deshalb
sind Studierende aus höheren sozialen Schichten deutlich mobiler als ihre Kolleg/innen aus niedrigeren Schichten.
Dürrstein: Kompetente Beratung fördert Mobilität
"Die OeAD-GmbH betreut nicht nur zahlreiche erfolgreiche Mobilitätsprogramme wie Erasmus, CEEPUS
oder auch die Marietta-Blau-Stipendien, wir sind auch Ansprechpartner für alle Fragen rund um das Auslandsstudium.
Eine jährlich steigende Zahl von Studierenden nutzt unsere vielfältigen Beratungsangebote, um ihren Auslandsaufenthalt
besser vorzubereiten und sich rechtzeitig über Fördermöglichkeiten zu informieren. Damit tragen
auch wir zum Abbau von Mobilitätshindernissen bei", freut sich Geschäftsführer Hubert Dürrstein.
"Besonders wichtig ist mir auch die Übernahme des europäischen Erfolgsmodells der Reziprozität
auf unsere neuen internationalen Stipendienabkommen", betont Dürrstein weiter. "Mit diesen Abkommen
schaffen wir neue Möglichkeiten internationaler Mobilität für österreichische Studierende und
fördern so Auslandserfahrungen auch über die europäischen Grenzen hinaus."
Zum Bericht zur "Internationalen Mobilität von Studierenden"
Das Bologna-Ziel, wonach bis 2020 wenigstens 20% der Graduierten des europäischen Hochschulraums Studien-
oder Praxiserfahrungen im Ausland gesammelt haben sollen, haben Studierende in Österreich bereits 2012 erreicht:
Etwa ein Fünftel hat bereits ein Auslandssemester (9%) oder Auslandspraktikum (14%) absolviert. Eine ebenfalls
wichtige EU-Zielsetzung betrifft die Sprachkompetenzen der Studierenden, wonach sich jede EU-Bürgerin/jeder
EU-Bürger neben ihrer/seiner Erstsprache in mindestens zwei weiteren Sprachen gut verständigen können
sollte. Knapp ein Drittel der Studierenden in Österreich erfüllt diese Zielsetzung, Studentinnen dabei
deutlich häufiger als Studenten.
Im Bericht zeigt sich weiters: Studentinnen sowie jüngere Studierende sind tendenziell mobilitätsaffiner.
Nach sozialer Herkunft zeigt sich, dass Studierende aus hoher Schicht häufiger studienbezogene Auslandserfahrungen
sammeln als Studierende aus niedriger Schicht. So unterscheidet sich nicht nur die Mobilitätsquote bzw. das
Potenzial nach verschiedenen Merkmalen der Studierenden, es unterscheiden sich auch die Zielländer, die Finanzierungsmuster
sowie die Schwierigkeiten, die sich im Zuge eines Auslandsaufenthalts ergeben. Studierende, die mit Mobilitätshindernissen
kämpfen, sollen bei ihrem Auslandsaufenthalt und ihrer Vorbereitung bestmöglich mit den bereits genannten
Maßnahmen unterstützt werden. Die vier am häufigsten in der Befragung genannten Mobilitätshindernisse
sind: Zeitverlust für das Studium (37%), eine leistbare Wohnung im Gastland zu finden (37%), Anrechnung der
im Ausland erbrachten Studienleistung (26%) und Finanzierung des Auslandssemesters (37%).
Zur Studierenden-Sozialerhebung allgemein: Sie wird als Online-Befragung durchgeführt, an der Studierenden-Sozialerhebung
2011 haben sich 44.000 von 300.144 angeschriebenen Studierenden an Universitäten, Fachhochschulen und Pädagogischen
Hochschulen beteiligt. Bei den Ergebnissen handelt es sich um Selbstbeschreibungen bzw. Selbsteinschätzungen.
|