Schulterschluss der Interessensvertretungen, um Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen
Innsbruck (lk) - Auf Einladung von LH Günther Platter fanden sich am 07.01. zum Auftakt des neuen Jahres
die Tiroler Vertreter der Sozialpartner im Landhaus ein. Ziel der Zusammenkunft war ein Austausch über die
aktuellen Entwicklungen am Arbeitsmarkt sowie ein Ausblick in das Wirtschaftsjahr 2013.
Dieses dürfte von recht schwierigen Voraussetzungen gekennzeichnet sein, wie die zuletzt gestiegenen Arbeitslosenzahlen
vermuten lassen, verweist LH Günther Platter gleich zu Beginn auf die Notwendigkeit, gemeinsam an einem Strang
zu ziehen: „Bereits vor einiger Zeit haben sich in Tirol die maßgebenden Akteure der Beschäftigungspolitik
zum so genannten ‚Beschäftigungspakt Tirol’ zusammengeschlossen, um gemeinsame Ziele zu definieren und diese
dann auch gemeinsam umzusetzen. Diesem Beschäftigungspakt Tirol gehören neben dem Land Tirol auch die
Sozialpartner sowie das Arbeitsmarktservice an. So werden auch heuer wieder an die 70 Millionen Euro für mehr
beschäftigungsfördernde Maßnahmen in Tirol aufgewendet.“
Tirol stehe mit der niedrigsten Arbeitslosenquote im Vergleich aller 271 EU-Regionen hervorragend da, dürfe
sich jedoch nicht auf dieser günstigen Position ausruhen. Besonders die Frage der Jugendbeschäftigung
sei künftig von zentraler Bedeutung. „Allein vom Landesbeitrag für den Beschäftigungspakt Tirol,
der bei rund 13 Millionen Euro liegt, fließt daher rund ein Drittel in Maßnahmen, die unmittelbar diesem
Bereich zugute kommen“, so LH Platter, der in diesem Zusammenhang alle gemeinsamen Aktivitäten von Land Tirol,
AMS und den Sozialpartnern ausdrücklich würdigt.
LT-Vizepräsidentin Gabi Schiessling verweist als Koalitionspartner auf die speziellen Herausforderungen, die
der Arbeitsmarkt für Frauen bereit hält: „Die Beschäftigung von Frauen ist ein zentrales Anliegen,
denn nur durch eigene Erwerbstätigkeit ist eine ökonomische Absicherung bis hin zur Pension möglich.
Mit dem Ausbau der Kinderbetreuung schafft Tirol hier verbesserte Rahmenbedingungen.“
Anton Kern, Geschäftsführer des Arbeitsmarktservice Tirol und diesjähriger Vorsitzender im Beschäftigungspakt:
„Tirol hat die Chance, auf den Pfad der Vollbeschäftigung zurückzukehren. Voraussetzung dafür ist
einerseits die internationale Erholung der Wirtschaft, andererseits Projekte und Maßnahmen zur Reduzierung
der strukturellen Arbeitslosigkeit, hervorgerufen durch geringe Ausbildung, ungenügenden Schulabschluss, gesundheitliche
Einschränkungen, Altersarbeitslosigkeit. Der Abstimmungsprozess über die von den einzelnen Partnerorganisationen
des Beschäftigungspaktes Tirol 2013 eigenständig durchgeführten Maßnahmen zur Reduzierung
der Arbeitslosigkeit und Beschäftigungssicherung ist erfolgt. Die Schwerpunkte der im Beschäftigungspakt
gemeinsam gesetzten Arbeitsschwerpunkte konzentrieren sich 2013 auf die ‚Bildungs- und Berufsberatung Tirol’, ‚Übergang
Schule und Beruf’, ‚Umsetzung der bedarforientierten Mindestsicherung’, ‚Active Ageing’ und ‚Arbeitsmarktforschung’.“
Sozialpartner definieren wichtige Ziele für 2013
Erwin Zangerl, Präsident der Kammer für Arbeiter und Angestellte Tirol: „Das entscheidende Kriterium
für den Standort Tirol sind hochwertige Arbeitsplätze und qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
mit einem guten Einkommen. Das garantiert, dass unsere Beschäftigten auch künftig die wirtschaftliche
Stärke unseres Landes sichern. Wir benötigen dringend zusätzliche Arbeitsplätze durch gezielte
Betriebsansiedelung. Hier müssen aktiv neue produzierende Betriebe im In- und Ausland gefunden werden, um
vor allem im ländlichen Raum qualifizierte Arbeitsplätze anzubieten. Im Rahmen der Standortagentur sollten
die Arbeitnehmer-Sozialpartner stärker eingebunden werden, um in dieser Frage mehr Effizienz und Gemeinsamkeit
zu erreichen.
„Der ausgezeichnete wirtschaftliche Erfolg unseres kleinen Tirols ruht zu einem großen Teil auf den Schultern
unserer ausgezeichneten und engagierten Fachkräfte. Die demografische Entwicklung und der immer strenger werdende
Wettbewerb mit anderen Wirtschaftsstandorten erfordern es aber, dass wir uns in Zukunft noch mehr auf die Bildung
und Ausbildung unserer Kinder und unserer Fachkräfte konzentrieren“, erklärt Wirtschaftskammer-Präsident
Jürgen Bodenseer. Die Wirtschaftskammer Tirol initiiert, unterstützt und finanziert deshalb verschiedenste
Maßnahmen für die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, zur Gesundheitsförderung im Unternehmen,
für die Beschäftigung von Personen mit Handicap oder zur besseren Integration von MigrantInnen in den
Arbeitsmarkt. „Unsere Unternehmen bilden 14.000 Lehrlinge zu Fachkräften aus, deshalb ist der Bereich Berufsorientierung
für uns von besonderer Bedeutung“, ergänzt Bodenseer und verweist auf die WK-Angebote Talent-Card, Auswahlverfahren
für Lehrlinge, Potenzialanalyse oder die in Österreich einzigartige Berufssafari.
„Stetig ansteigende Qualifizierungsanforderungen verstärken den Wettbewerb am Arbeitsmarkt. Um den jungen
Tirolerinnen und Tirolern Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen zu ermöglichen, sind finanzielle Unterstützungen
in Form von Lehr- und Lernbeihilfen vorgesehen. Im Rahmen der land- und forstwirtschaftlichen Berufsausbildung
werden – angelehnt an die Strategie Landwirtschaft 2020 – die Ausbildungsvorschriften überarbeitet und an
die zukünftigen gesellschaftlichen Anforderungen angepasst“, erläutert Josef Hechenberger, Präsident
der Landwirtschaftskammer Tirol, eine der zentralen Maßnahmen im Bildungsbereich der LK und lobt den Beschäftigungspakt.
Des Weiteren sieht die LK vor, sich künftig verstärkt in Gremien und Organisationen, die über den
Bereich Land- und Forstwirtschaft hinausgehen, zu engagieren, um entsprechende Vernetzungen in den verschiedenen
Wirtschaftsbereichen herbeizuführen. „Grundlage dafür ist eine funktionierende und umfassende Infrastruktur
im ländlichen Raum“, so Hechenberger.
Hermann Lindner, Vizepräsident der Industriellenvereinigung Tirol: „Der Beschäftigungspakt Tirol kann
eine wichtige Aufgabe am Arbeitsmarkt übernehmen, wenn er effektiv und effizient auf Entwicklungen reagiert.
Die Tiroler Industrie wird ihre Rolle als verlässlicher Partner ernst nehmen und - so wie in der Vergangenheit
auch - für Wertschöpfung, Arbeit, Wachstum und Fortschritt sorgen.“
„Tirol hat eine niedrige Arbeitslosigkeit, das ist gut. Tiroler leiden aber darunter, bundesweit am wenigsten zu
verdienen. Schuld daran ist zum einem die branchenspezifische Gefangenschaft im Tourismus und Handel - ein Sechstel
aller Tiroler sind hier beschäftigt - sowie die hohe Quote an atypischen Beschäftigungsformen. Wenn wir
nicht dafür sorgen, dass durch gezielte und zukunftsorientierte Betriebsansiedelungspolitik gut bezahlte Jobs
nach Tirol kommen und Menschen mehr verdienen, dann wird die Armutsgefährdung stark ansteigen“, warnt Tirols
ÖGB-Vorsitzender Otto Leist.
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