…zwischen der EU und Kanada, den USA sowie Armenien, Moldau und Georgien
Wien (wifo) - Die FIW-Studie "Modeling the Effects of Free Trade Agreements between the EU and Canada,
USA and Moldova/Georgia/Armenia on the Austrian Economy: Model Simulations for Trade Policy Analysis" ist
als kostenloser Download unter http://fiw.ac.at erschienen.
Eine Modellrechnung hat ergeben, dass bilaterale Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kanada und den USA sowie
zwischen der EU und Armenien, Georgien und Moldawien einen Anstieg des österreichischen BIP von 2% bewirken
könnten. Der größte Teil davon (1,6%) ergibt sich aus einer Steigerung der Investitionen, die ihrerseits
auf einen Produktivitätsanstieg zurückzuführen sind. Dies ist eine Konsequenz des Wegfalls nicht-tarifärer
Handelshemmnisse. Das sind die wichtigsten Ergebnisse einer Studie des Wiener Instituts für Internationale
Wirtschaftsvergleiche im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft, Jugend und Familie.
Hintergrund
Die Europäische Union verhandelt derzeit über bilaterale Handelsabkommen erstens mit Kanada und zweitens
mit Armenien, Georgien und Moldawien. Ein Abkommen mit Kanada würde bedeuten, dass die EU mit zwei der drei
Mitglieder des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (NAFTA) ein Abkommen hätte. Mit den USA, der dritten
und tragenden Säule der NAFTA, gab es informelle Diskussionen über ein mögliches Abkommen, formelle
Verhandlungen sind jedoch nicht geplant. Ein solches Abkommen hätte aber erhebliche Auswirkungen.
Exportstruktur
Der Großteil der österreichischen Exporte ist für den EU-Binnenmarkt bestimmt: 68% der österreichischen
Waren- und Dienstleistungsexporte gehen in andere EU-Mitgliedstaaten. Allerdings gehen bereits 7,1% der österreichischen
Exporte in die USA. Betrachtet man nur die Exporte außerhalb der EU so gehen 23% davon in die USA; Kanada
und die USA erhalten gemeinsam 25% der Exporte außerhalb der EU und 7,8% der gesamten Exporte.
Zum Vergleich: 3,4% der österreichischen Waren- und Dienstleistungsexporte entfallen auf Frankreich, 3,5%
auf Großbritannien, 7,5% auf Italien und 29,9% gehen nach Deutschland. Das bedeutet, dass die NAFTA-Staaten
in Summe eine größere Bedeutung für Österreich haben als Frankreich und Großbritannien
zusammen; nur im Vergleich zu Deutschland fallen sie deutlich weniger ins Gewicht. Für Deutschland ist die
US-Wirtschaft ein vergleichbarer Handelspartner wie Frankreich, Italien oder Großbritannien (auf sie fallen
zwischen 7% und 8,5% der deutschen Exporte) und doppelt so wichtig wie China. Im Gegensatz dazu sind Armenien,
Georgien und Moldawien wesentlich kleinere Handelspartner - wenn auch politisch bedeutende - und ein Freihandelsabkommen
mit ihnen wird wahrscheinlich keine großen Auswirkungen auf die österreichische Wirtschaft haben.
Handelspolitische Maßnahmen
Die Reduktion nicht-tarifärer Handelshemmnisse ist einer der Schwerpunkte aktueller handelspolitischer Verhandlungen.
Das gilt nicht nur für Abkommen der EU (z. B. die laufenden Verhandlungen zwischen der EU und Kanada), sondern
auch für die Verhandlungen rund um die transpazifische Partnerschaft. In der Studie werden daher nicht nur
die Auswirkungen von Zollsenkungen analysiert, sondern auch die Auswirkungen solcher Maßnahmen, die eine
Reduktion nicht-tarifärer Handelshemmnisse zum Ziel haben.
Geschätzte Effekte
Ein Abkommen zwischen der EU und den USA hätte aufgrund der vergleichsweise großen Bedeutung der amerikanischen
Wirtschaft die größten Auswirkungen auf Österreich. Die Senkung nicht-tarifärer Handelsbarrieren
führt zu mehr Arbeitsproduktivität, höheren Löhnen und einem Anstieg der Beschäftigung
um 0,6% in Österreich. Der Grund für den starken Anstieg der Arbeitsproduktivität (und somit der
Löhne und Beschäftigung) liegt in der Natur der nicht-tarifären Handelsbarrieren. Firmen müssen
sich dadurch auf höhere regulatorische Anforderungen einstellen, was mehr Ressourcen verbraucht und zu höheren
Produktionskosten und somit höheren Preisen führt. Etwa die Hälfte der Auswirkungen der nicht-tarifären
Maßnahmen auf Preise ist auf erhöhte Kosten zurückzuführen. Insgesamt wirken sich die untersuchten
Freihandelsabkommen positiv aus. Gemeinsam umgesetzt würden sie zu einem Anstieg des österreichischen
BIP um 2% führen. Der größte Teil davon (1,6%) ergibt sich aus einer Steigerung der Investitionen.
Dies ist auf den Anstieg der Produktivität zurückzuführen, vor allem wenn nicht-tarifäre Maßnahmen
auf Waren gesenkt werden.
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