Frauenanteil bei Gründungen auf Rekordhoch - "GmbH neu" rasch umsetzen - Expertengruppe
zu alternativen Finanzierungsformen startet
Wien (pwk) - Während die aktuellen Insolvenzzahlen Anfang der Woche Anlass zur Sorge gaben, "ist
die heutige Präsentation der aktuellen Gründerstatistik für 2012 ein Anlass zur Freude", betonte
WKÖ-Präsident Christoph Leitl am 16.01. in einer Pressekonferenz. 25 Pleiten pro Tag stünden 105
Neugründungen in unserem Land gegenüber. "Das zeigt: Wir sind auf dem richtigen Weg". 2012
wagten - ohne den Berufszweig der selbstständigen Personenbetreuer - 27.194 Neugründer den Schritt in
Selbständigkeit. Das bedeutet ein geringfügiges Minus von 1,3% oder 361 Neugründungen (im Vergleich
zu 2011). "Vor dem Hintergrund der allgemeinen Unsicherheiten und der konjunkturellen Lage im vergangenen
Jahr ein sehr passables Ergebnis", betonte der WKÖ-Präsident und verwies auf deutlich größere
Rückgänge bei den Gründerzahlen in Deutschland.
Bündel an Maßnahmen unterstützt Jungunternehmer
Weibliche Gründer sind auf dem Vormarsch, wie die aktuellen Daten der WKÖ zeigen: Ohne die selbständigen
Personenbetreuer lag der Frauenanteil 2012 bei 42,1 Prozent (plus 1,4 Prozent) und erreichte damit erneut einen
Rekordwert. "Dieses Ergebnis sehen wir auch in Zusammenhang mit unseren Maßnahmen zur sozialen Absicherung
von Selbständigen. Unser Modell der Betriebshilfe ist europaweit zu einem Vorzeigemodell geworden. Maßnahmen
wie das Krankengeld für Selbständige und die Erhöhung des Wochengeldes auf 50 Euro pro Tag sind
eine Ermutigung für die Gründer. Damit haben wir den Boden gelegt für die Gründungszahlen 2013",
so Leitl. Auch der zinsenfreie Aufschub der Versicherungs-Nachzahlung der ersten drei Jahre sowie die von der Bundesregierung
initiieren Fonds für Jungunternehmer wirken als wesentliche Stütze für Jungunternehmer.
"GmbH light" rasch umsetzen
Ein wichtiger Schritt sei nun, den Beschluss der Regierung, die "GmbH neu" endlich umzusetzen, betonten
Leitl und Markus Roth, Vorsitzender der Jungen Wirtschaft, unisono. "Es ist mehr als erfreulich, dass die
Regierung unsere Initiative dazu aufgegriffen hat. Das Interesse an dieser neuen Rechtsform ist groß. Jetzt
muss es rasch an die Umsetzung gehen", so Roth.
Eine weitere Hürde für Jungunternehmer sei oftmals die Finanzierung. Roth: "Vor dem Hintergrund
verschärfter Eigenkapitalregeln für Banken ist es ohne Sicherheiten für einen angehenden Jungunternehmer
so gut wie unmöglich geworden, Kreditfinanzierungen zu bekommen. Deshalb müssen alternative Finanzierungsmöglichkeiten
so rasch wie möglich forciert werden". Bei Crowd Funding und Crowd Investments bestehen jedoch massive
Rechtsunsicherheiten für die Unternehmer. Um auszuloten, welche legalen Änderungsnotwendigkeiten bestehen,
hat die Wirtschaftskammer bei der Jungen Wirtschaft ein Advisory Board mit renommierten Experten initiiert, das
schon in der nächsten Woche die Arbeit aufnehmen wird. Die Expertengruppe wird beleuchten, wie rechtliche
Sicherheit und klare Begrifflichkeiten geschaffen werden können und welche Voraussetzungen darüber hinaus
für Crowd Funding notwendig sind. Noch im ersten Halbjahr 2013 sollen Ergebnisse vorliegen. "Wir hoffen,
dass die von den Experten erarbeiteten Vorschläge von der Politik rasch umgesetzt werden", so Roth.
Crowd Funding: Österreich hat Chance auf Vorreiterrolle
Da auch auf europäischer Ebene noch keine ausreichenden einheitlichen Regelungen für diese alternativen
Unternehmensfinanzierungen bestehen, hätte Österreich mit dieser Initiative die Chance, eine Vorreiterrolle
einzunehmen, sagt der deutsche Finanzierungsexperte Oliver Gajda. Das European Crowdfunding Network, das Gajda
mitbegründet hat, habe auf die verschiedenen bestehenden Probleme auf europäischer Ebene hingeweisen.
Gajda: "Eine gesamthafte Lösung für Crowd Funding und Crowd Investments kann es nicht geben. Wir
brauchen aber jetzt einen offenen Diskurs, um neue Möglichkeiten für alternative Finanzierungsformen
zu erarbeiten, die nachhaltiges Wachstum und Arbeitsplätze für die österreichische Wirtschaft sichern".
In ihrem "Aktionsplan 2020", der Anfang Jänner präsentiert wurde, fordert die EU-Kommission
die Mitgliedstaaten auf, die Rahmenbedingungen für alternative Finanzierungen für KMU und Gründer
zu verbessern. "Eine österreichische Initiative kann Einfluss auf Resteuropa haben. Österreich kann
hier ein best practice für Europa werden", betont der Experte.
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