Verstärktes Signal für Konjunkturwende: Bank Austria Konjunkturindikator
steigt im Dezember auf minus 0,6 Punkte bei Verbesserung aller Einzelkomponenten
Wien (bank austria) - Mit Beginn des neuen Jahres werden die Anzeichen für eine Wende der Konjunkturentwicklung
noch deutlicher. „Nach der Stabilisierung in den vergangenen Monaten weist der Bank Austria Konjunkturindikator
im Dezember mit dem Anstieg auf minus 0,6 Punkte auf eine beginnende Erholung hin. In seltener Eintracht zeigen
alle Komponenten des Indikators eine Verbesserung. Die österreichische Wirtschaft befindet sich am Weg aus
dem Konjunkturtal“, so Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Die Wirtschaftslage in Österreich beginnt
sich nach einer mehrmonatigen Stagnationsphase aufgrund eines herausfordernden internationalen Umfelds nun langsam
aufzuhellen. Die Weichen für eine höhere Wachstumsrate als im abgelaufenen Jahr sind für 2013 damit
gestellt.
Der aktuelle Konjunkturindikator unterstreicht, dass die österreichische Wirtschaft den Konjunkturtiefpunkt
– der sich im 4. Quartal 2012 sogar in einem Rückgang des BIP niederschlug – bereits überwunden hat,.
„Nach unseren Berechnungen hat Ende des Vorjahres die österreichische Wirtschaftsleistung sogar leicht – um
geschätzte 0,1 Prozent zum Vorquartal – abgenommen. Auslösendes Moment war dabei die schwächelnde
Auslandsnachfrage, die aufgrund der Verschärfung der Rezession in wichtigen Abnehmerländern heimischer
Erzeugnisse sehr gedämpft ausfiel“, meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Auch die Inlandsnachfrage
entwickelte sich nur verhalten. Der private Konsum war durch die weitere Anspannung der Lage am Arbeitsmarkt unter
Druck, doch zeigen die vorliegenden Einzelhandelsdaten zumindest ein leichtes Plus. Die Beruhigung der Eurokrise
hat das Risikoverhalten verändert und sollte den Rückgang der Investitionen gestoppt haben.
Für das erste Quartal 2013 kündigt sich eine Erholung der Konjunktur an. Die vorliegenden Frühindikatoren
verdeutlichen, dass die österreichische Wirtschaft bereits wieder auf einen Wachstumskurs eingeschwenkt ist.
Die Stimmung unter den österreichischen Industriebetrieben hat sich spürbar aufgehellt, wozu positive
Signale aus dem Ausland wesentlich beigetragen haben. Der mit den österreichischen Exportanteilen gewichtete
europäische Industrievertrauensindikator zeigt eine klare Aufwärtstendenz. In allen wichtigen Exportländern
der heimischen Industrie werden die Geschäftsaussichten günstiger als im Herbst eingeschätzt. Trotz
der abermaligen leichten Verschlechterung der Lage am Arbeitsmarkt hat sich die Stimmung unter Österreichs
Konsumenten zum Jahreswechsel ein wenig verbessert. „Die österreichischen Wirtschaftsakteure gehen auf breiter
Basis mit einer optimistischeren Grundhaltung ins neue Jahr, wobei insbesondere die Aufhellung im exportgetriebenen
Erzeugersektor die Erwartung einer stetigen, wenn auch sanften Belebung der Wirtschaft in den kommenden Monaten
antreibt. Bereits im ersten Quartal 2013 ist ein Anstieg des BIP zu erwarten, wenn auch nur um 0,1 Prozent zum
Vorquartal“, fasst Pudschedl zusammen.
„Die allmähliche Aufhellung der heimischen Konjunktur im laufenden Jahr wird von zwei Faktoren getragen werden.
Zum einen ist mit einer stärkeren Auslandsnachfrage und zum anderen mit mehr Investitionen zu rechnen, die
das Wirtschaftswachstum 2013 auf 0,9 Prozent anheben werden“, analysiert Bruckbauer. Ausgehend von den asiatischen
Schwellenländern und den USA wird sich die wirtschaftliche Erholung auch auf die europäische Wirtschaft
übertragen. Diese profitiert zudem von einer weniger restriktiven Haushaltspolitik als noch 2012. Italien
und andere Länder haben ihre Budgethausaufgaben weitgehend gemacht und werden Mitte des Jahres aus der Rezession
kommen. Die Nachfrage nach österreichischen Exportprodukten wird 2013 daher spürbar höher sein als
im Vorjahr. Die Beruhigung der Lage in der Eurozone und die günstigen Finanzierungsbedingungen für Investitionen
sorgen dafür, dass auch die Inlandsnachfrage im Verlauf des Jahres an Schwung gewinnen wird. Kaum zusätzliche
Impulse sind dagegen vom Konsum zu erwarten. Zwar lassen die Lohnabschlüsse einen Anstieg der realen Kaufkraft
im Jahr 2013 erwarten, doch die weiterhin steigende Arbeitslosigkeit begrenzt den Aufwärtstrend.
2014 wird die Exportnachfrage noch stärker in Schwung kommen. Die Wirtschaft in der Eurozone wird nach nur
0,1 Prozent 2013 um immerhin 1,2 Prozent wachsen. Wichtige Exportmärkte Österreichs, wie vor allem Italien
aber auch Deutschland und Frankreich werden mehr Nachfrage entwickeln. Auch von den osteuropäischen Wachstumsmärkten
sind stärkere Impulse zu erwarten. Die Investitionstätigkeit wird in diesem günstigeren Umfeld 2014
stärker ausgeweitet werden. Auch die Aussichten für den privaten Konsum sind angesichts eines rückläufigen
Inflationstrends günstiger. Zudem ist in der zweiten Jahreshälfte 2013 von einer Trendwende am Arbeitsmarkt
auszugehen, die nach dem Anstieg auf 7,3 Prozent im Jahresdurchschnitt 2013 die Arbeitslosenquote im Jahr 2014
auf 7,1 Prozent senken dürfte. „Aus heutiger Sicht ist angesichts der moderat verbesserten Rahmenbedingungen
für 2014 in Österreich immerhin ein Anstieg des BIP um 1,5 Prozent zu erwarten“, so Bruckbauer.
Mit den positiven Konjunktursignalen der vergangenen Wochen ist eine weitere Lockerung der konventionellen geldpolitischen
Zügel durch die EZB, also die Absenkung des Leitzinssatzes auf Null, unwahrscheinlicher geworden. Andererseits
ist angesichts der nur allmählichen Konjunkturbelebung in Europa vorerst auch kein Zinsschritt nach oben zu
erwarten. „Wir gehen davon aus, dass der Leitzinssatz der EZB auch Ende 2013 noch auf dem aktuellen Tiefststand
von 0,25 Prozent liegen wird. Allerdings dürften die Geldmarktzinsen und die langfristigen Zinsen bei uns
den Tiefpunkt erreicht haben, wenn auch das Anstiegspotenzial vorläufig beschränkt bleibt“, erwartet
Bruckbauer.
Die Risiken für das angenommene Aufschwungsszenario haben sich von Europa und der Eurokrise auf andere Schauplätze
verlagert. Dazu zählt ganz klar die Entwicklung in den USA. Abgesehen von Fiskalklippe oder Schuldenobergrenze
haben die USA anders als der Euroraum noch nicht mit der Sanierung des öffentlichen Haushalts begonnen. „Die
mittelfristig jedenfalls notwendige Budgetsanierung in den USA und auch die Entwicklung von Ländern wie China,
Indien oder Brasilien, die offenbar labiler ist, als noch vor einiger Zeit angenommen, könnten spürbar
auf das Tempo der Erholung drücken. Jedenfalls sind die Risiken für die Weltwirtschaft derzeit eindeutig
außerhalb Europas zu suchen“, meint Bruckbauer. Allerdings setzt dies voraus, dass die Politik in Europa,
die derzeit positiven Signale nicht falsch interpretiert und die initiierten Maßnahmen, allen voran die Bankenunion
und die Bereitschaft der EZB zur Intervention, fortsetzt. Auch die Gefahr des Protektionismus gepaart mit Regulierung
stellt für 2013 und danach ein nicht unbeträchtliches Risiko dar. Beginnend mit dem Finanzmarkt greift
dieser Trend zunehmend auf andere Bereiche über. In den fließenden Grenzen zwischen sinnvoller Regulierung,
populistischem Aktivismus und protektionistischen Bestrebungen besteht das Risiko, dass das zarte Konjunkturpflänzchen
dauerhaft zu wenig Luft zum Wachsen erhält.
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