Österreich am Weg aus dem Konjunkturtal  

 

erstellt am
16. 01. 13

Verstärktes Signal für Konjunkturwende: Bank Austria Konjunkturindikator steigt im Dezember auf minus 0,6 Punkte bei Verbesserung aller Einzelkomponenten
Wien (bank austria) - Mit Beginn des neuen Jahres werden die Anzeichen für eine Wende der Konjunkturentwicklung noch deutlicher. „Nach der Stabilisierung in den vergangenen Monaten weist der Bank Austria Konjunkturindikator im Dezember mit dem Anstieg auf minus 0,6 Punkte auf eine beginnende Erholung hin. In seltener Eintracht zeigen alle Komponenten des Indikators eine Verbesserung. Die österreichische Wirtschaft befindet sich am Weg aus dem Konjunkturtal“, so Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Die Wirtschaftslage in Österreich beginnt sich nach einer mehrmonatigen Stagnationsphase aufgrund eines herausfordernden internationalen Umfelds nun langsam aufzuhellen. Die Weichen für eine höhere Wachstumsrate als im abgelaufenen Jahr sind für 2013 damit gestellt.

Der aktuelle Konjunkturindikator unterstreicht, dass die österreichische Wirtschaft den Konjunkturtiefpunkt – der sich im 4. Quartal 2012 sogar in einem Rückgang des BIP niederschlug – bereits überwunden hat,. „Nach unseren Berechnungen hat Ende des Vorjahres die österreichische Wirtschaftsleistung sogar leicht – um geschätzte 0,1 Prozent zum Vorquartal – abgenommen. Auslösendes Moment war dabei die schwächelnde Auslandsnachfrage, die aufgrund der Verschärfung der Rezession in wichtigen Abnehmerländern heimischer Erzeugnisse sehr gedämpft ausfiel“, meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Auch die Inlandsnachfrage entwickelte sich nur verhalten. Der private Konsum war durch die weitere Anspannung der Lage am Arbeitsmarkt unter Druck, doch zeigen die vorliegenden Einzelhandelsdaten zumindest ein leichtes Plus. Die Beruhigung der Eurokrise hat das Risikoverhalten verändert und sollte den Rückgang der Investitionen gestoppt haben.

Für das erste Quartal 2013 kündigt sich eine Erholung der Konjunktur an. Die vorliegenden Frühindikatoren verdeutlichen, dass die österreichische Wirtschaft bereits wieder auf einen Wachstumskurs eingeschwenkt ist. Die Stimmung unter den österreichischen Industriebetrieben hat sich spürbar aufgehellt, wozu positive Signale aus dem Ausland wesentlich beigetragen haben. Der mit den österreichischen Exportanteilen gewichtete europäische Industrievertrauensindikator zeigt eine klare Aufwärtstendenz. In allen wichtigen Exportländern der heimischen Industrie werden die Geschäftsaussichten günstiger als im Herbst eingeschätzt. Trotz der abermaligen leichten Verschlechterung der Lage am Arbeitsmarkt hat sich die Stimmung unter Österreichs Konsumenten zum Jahreswechsel ein wenig verbessert. „Die österreichischen Wirtschaftsakteure gehen auf breiter Basis mit einer optimistischeren Grundhaltung ins neue Jahr, wobei insbesondere die Aufhellung im exportgetriebenen Erzeugersektor die Erwartung einer stetigen, wenn auch sanften Belebung der Wirtschaft in den kommenden Monaten antreibt. Bereits im ersten Quartal 2013 ist ein Anstieg des BIP zu erwarten, wenn auch nur um 0,1 Prozent zum Vorquartal“, fasst Pudschedl zusammen.

„Die allmähliche Aufhellung der heimischen Konjunktur im laufenden Jahr wird von zwei Faktoren getragen werden. Zum einen ist mit einer stärkeren Auslandsnachfrage und zum anderen mit mehr Investitionen zu rechnen, die das Wirtschaftswachstum 2013 auf 0,9 Prozent anheben werden“, analysiert Bruckbauer. Ausgehend von den asiatischen Schwellenländern und den USA wird sich die wirtschaftliche Erholung auch auf die europäische Wirtschaft übertragen. Diese profitiert zudem von einer weniger restriktiven Haushaltspolitik als noch 2012. Italien und andere Länder haben ihre Budgethausaufgaben weitgehend gemacht und werden Mitte des Jahres aus der Rezession kommen. Die Nachfrage nach österreichischen Exportprodukten wird 2013 daher spürbar höher sein als im Vorjahr. Die Beruhigung der Lage in der Eurozone und die günstigen Finanzierungsbedingungen für Investitionen sorgen dafür, dass auch die Inlandsnachfrage im Verlauf des Jahres an Schwung gewinnen wird. Kaum zusätzliche Impulse sind dagegen vom Konsum zu erwarten. Zwar lassen die Lohnabschlüsse einen Anstieg der realen Kaufkraft im Jahr 2013 erwarten, doch die weiterhin steigende Arbeitslosigkeit begrenzt den Aufwärtstrend.

2014 wird die Exportnachfrage noch stärker in Schwung kommen. Die Wirtschaft in der Eurozone wird nach nur 0,1 Prozent 2013 um immerhin 1,2 Prozent wachsen. Wichtige Exportmärkte Österreichs, wie vor allem Italien aber auch Deutschland und Frankreich werden mehr Nachfrage entwickeln. Auch von den osteuropäischen Wachstumsmärkten sind stärkere Impulse zu erwarten. Die Investitionstätigkeit wird in diesem günstigeren Umfeld 2014 stärker ausgeweitet werden. Auch die Aussichten für den privaten Konsum sind angesichts eines rückläufigen Inflationstrends günstiger. Zudem ist in der zweiten Jahreshälfte 2013 von einer Trendwende am Arbeitsmarkt auszugehen, die nach dem Anstieg auf 7,3 Prozent im Jahresdurchschnitt 2013 die Arbeitslosenquote im Jahr 2014 auf 7,1 Prozent senken dürfte. „Aus heutiger Sicht ist angesichts der moderat verbesserten Rahmenbedingungen für 2014 in Österreich immerhin ein Anstieg des BIP um 1,5 Prozent zu erwarten“, so Bruckbauer.

Mit den positiven Konjunktursignalen der vergangenen Wochen ist eine weitere Lockerung der konventionellen geldpolitischen Zügel durch die EZB, also die Absenkung des Leitzinssatzes auf Null, unwahrscheinlicher geworden. Andererseits ist angesichts der nur allmählichen Konjunkturbelebung in Europa vorerst auch kein Zinsschritt nach oben zu erwarten. „Wir gehen davon aus, dass der Leitzinssatz der EZB auch Ende 2013 noch auf dem aktuellen Tiefststand von 0,25 Prozent liegen wird. Allerdings dürften die Geldmarktzinsen und die langfristigen Zinsen bei uns den Tiefpunkt erreicht haben, wenn auch das Anstiegspotenzial vorläufig beschränkt bleibt“, erwartet Bruckbauer.

Die Risiken für das angenommene Aufschwungsszenario haben sich von Europa und der Eurokrise auf andere Schauplätze verlagert. Dazu zählt ganz klar die Entwicklung in den USA. Abgesehen von Fiskalklippe oder Schuldenobergrenze haben die USA anders als der Euroraum noch nicht mit der Sanierung des öffentlichen Haushalts begonnen. „Die mittelfristig jedenfalls notwendige Budgetsanierung in den USA und auch die Entwicklung von Ländern wie China, Indien oder Brasilien, die offenbar labiler ist, als noch vor einiger Zeit angenommen, könnten spürbar auf das Tempo der Erholung drücken. Jedenfalls sind die Risiken für die Weltwirtschaft derzeit eindeutig außerhalb Europas zu suchen“, meint Bruckbauer. Allerdings setzt dies voraus, dass die Politik in Europa, die derzeit positiven Signale nicht falsch interpretiert und die initiierten Maßnahmen, allen voran die Bankenunion und die Bereitschaft der EZB zur Intervention, fortsetzt. Auch die Gefahr des Protektionismus gepaart mit Regulierung stellt für 2013 und danach ein nicht unbeträchtliches Risiko dar. Beginnend mit dem Finanzmarkt greift dieser Trend zunehmend auf andere Bereiche über. In den fließenden Grenzen zwischen sinnvoller Regulierung, populistischem Aktivismus und protektionistischen Bestrebungen besteht das Risiko, dass das zarte Konjunkturpflänzchen dauerhaft zu wenig Luft zum Wachsen erhält.

 

 

 

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