Firmeninsolvenzstatistik für das Gesamtjahr 2012 – Erstmals seit 2009 steigen die Insolvenzen
wieder
Wien (creditreform) - Die endgültigen Zahlen der Creditreform Firmeninsolvenzstatistik für das
Gesamtjahr 2012 zeigen folgende Entwicklung. Die Unternehmensinsolvenzen sind seit zwei Jahren wieder gestiegen,
um 1,2% auf 6.266 Verfahren. Die Anzahl an eröffneten Verfahren ist dabei um 6,2% auf 3.492 Unternehmen angestiegen.
In 2.774 Fällen (-4,5%) wurden die Insolvenzanträge mangels kostendeckenden Vermögens abgewiesen.
Jedes 6. Verfahren wurde als Sanierungsverfahren eröffnet und hat dem schuldnerischen Unternehmen somit eine
2. Chance ermöglicht. Die Insolvenzverbindlichkeiten beliefen sich auf rund 3 Mrd. Euro. 22.000 Arbeitsplätze
waren von einer Insolvenz betroffen.
Die Hauptursachen für das Scheitern der Unternehmen liegen nach einer Creditreform-Umfrage zu Zweidritteln
in Managementfehlern wie z.B. einer mangelhaften Buchhaltung und fehlendem Risikomanagement. Fast jedes 2. Unternehmen
sieht den Grund in der allgemeinen, unsicheren Wirtschaftslage. Dazu Rainer Kubicki, Geschäftsführer
von Creditreform: "Aus Gläubigersicht ist der starke Rückgang an mangels Vermögen abgewiesenen
Verfahren zu begrüßen. Der Grund hierin liegt in der durchaus gelungenen Insolvenzrechtsreform. Der
Zuwachs an eröffneten Verfahren aber sollte für das neue Jahr eine deutliche Warnung sein, sich verstärkt
den Themen Risikomanagement, Liquidität und - auch der eigenen - Bonität zu widmen."
Bundesländervergleich
Der Blick auf die Bundesländer zeigt, dass im Burgenland (+50,6%), in Salzburg (+6,1%) und in Kärnten
(+5,4%) die Insolvenzen am stärksten gestiegen sind. Tirol (-3,7%), Vorarlberg (-3,3%) und Oberösterreich
(-2,1%) weisen hingegen eine sinkende Entwicklung auf.
Die höchste relative Insolvenzbetroffenheit herrschte in Wien mit 23 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen. Österreichweit
wurden im Durchschnitt 17 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen gezählt.
Branchenvergleich
Die am stärksten betroffenen Branchen sind die Branche "Verkehr- und Nachrichtenübermittlung"
und die Branche "Bauwesen" mit 37 bzw. 32 Insolvenzen je 1.000 Branchenunternehmen. Am stärksten
sind die Insolvenzen in den Branchen "Sachgütererzeugung" (-21,9%), "Beherbergungs- und Gaststättenwesen"
(-18,7%) und "Handel" (-11,8%) zurückgegangen. Somit haben sich die Industrie, der Tourismus und
der Handel einmal mehr als Anker der österreichischen Volkswirtschaft gezeigt.
Conclusio 2012
Nachdem 2010 und 2011 die Insolvenzen rückläufig waren, sind sie im abgelaufenen Jahr wieder gestiegen.
61% der österreichischen Unternehmen waren 2012 von zumindest einer Insolvenz als Gläubiger betroffen.
Es ist auch für das neue Jahr mit einem weiteren Anstieg zu rechnen. Für die Unternehmen bedeutet dies
sich wieder verstärkt vor Forderungsverlusten zu schützen. Ebenso gehört der stete Aufbau von Eigenkapital
zur Festigung der eigenen Krisenresistenz. Bonität, Liquidität, Eigenkapitalquote, Stresstest werden
auch 2013 zum unverzichtbaren Vokabular und Themenbereich eines ordentlichen Kaufmannes gehören. Wie ein guter
Steuermann auf unsicherer See gehört die ständige Wetter-, Wind- und Wellenbeobachtung zum Um und Auf.
Denn eines ist sicher, dass nämlich alles auch in diesem Jahr unsicher bleibt.
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