Jubiläumsfeier in der Innsbrucker Hofburg
Innsbruck (lk) - Am 26. Januar 1363 vermachte Margarete „Maultasch“, Gräfin von Tirol, nach dem Tod
ihres zweiten Mannes Ludwig von Brandenburg und ihres Sohnes Meinhard III. die Herrschaft an Etsch, Eisack und
Inn den Herzögen von Österreich. Mit der Übergabe der gefürsteten Grafschaft Tirol an die Habsburger
setzte die Tiroler Erbprinzessin den Auftakt für die gemeinsame Geschichte Tirols mit Österreich.
Das Land Tirol beging das 650-Jahr-Jubiläum am 27.01. mit einem Festakt in der Innsbrucker Hofburg. „Es ist
eine Geschichte mit vielen Höhen und Tiefen, in der die Länder des heutigen Österreich ihren eigenen
Charakter entwickelten und sich oft mühsam, aber letztlich doch erfolgreich zu einem gemeinsamen Ganzen –
Österreich – zusammenfanden“, sagte Bundespräsident Heinz Fischer in seiner Festansprache.
Gemeinsam Zukunft gestalten
LH Günther Platter hob in seiner Rede die starke Vernetzung und grenzüberschreitende Zusammenarbeit Tirols,
Südtirols und des Trentino hervor: „Das Jubiläum lässt uns auch in die Zukunft blicken. Denn diese
Zukunft liegt in Europa, das auch jenen Rahmen bildet, in dem sich alle historischen Landesteile als Europaregion
wieder zueinander hin entwickeln. Gemeinsam können wir unsere Position in einem der wichtigsten Kraftfelder
des Kontinents stärken.“
Mit der Teilung Tirols 1918 und der Angliederung Südtirols an Italien endete die gemeinsame Geschichte für
Südtirols LH Luis Durnwalder nur vorläufig: „Was wir in diesen Jahren erleben, ist eine Wiederaufnahme
dieser Geschichte, indem die Grenzen zwischen Italien und Österreich dank des vereinten Europa immer weniger
spürbar werden und wir wieder stärker mit den Landesteilen im Norden und Osten zusammenwachsen.“
Die Jahrhunderte gemeinsamer Geschichte und Kultur stellen für den Trentiner LH Alberto Pacher die tragende
Säule der Europaregion im vereinten Europa dar: „Am heutigen Tag ist es notwendig, sich der Geschichte und
der Merkmale bewusst zu sein, die uns verbinden. Dennoch müssen wir die jeweiligen Eigenheiten des anderen
respektieren, um eine konstruktive und nachhaltige territoriale Einheit zu schaffen, welche für ganz Europa
beispielgebend sein kann.“
Geschichte macht Zukunft
„Die Erinnerung an diesen Tag vor 650 Jahren ist mehr als eine nostalgische Rückschau“, meinte Kulturlandesrätin
Beate Palfrader, die durch den Festakt führte: „Mit der Feier gedenken wir einer entscheidenden Epoche der
Geschichte des Landes, in der jene Weichen gestellt wurden, die bis heute die Möglichkeiten Tirols in Europa
bestimmen.“ Als die Habsburger das bedeutende Passland Tirol 1363 übernahmen, schlugen sie eine Brücke
zwischen ihren Besitzungen in Österreich und dem Stammland am Oberrhein und stärkten die Nord-Süd-
sowie Ost-West-Achse.
Bereits unter Meinhard II., dem Großvater der späteren Landesfürstin Margarete „Maultasch“, florierte
das Land dank dem Ausbau der Verkehrswege, der Modernisierung des Finanzwesens und der Verwaltung sowie einer geschickten
Bündnispolitik. Die Habsburger setzten diesen erfolgreichen Weg fort und festigten die strategische wie wirtschaftliche
Bedeutung Tirols. Über diesen Herrschaftswechsel sowie dessen Hintergründe und Auswirkungen referierte
der Historiker Josef Riedmann. Der aus Bayern stammende Intendant des Tiroler Landestheaters, Johannes Reitmeier,
beleuchtete die historischen Ereignisse aus der Perspektive des nördlichen Nachbarlandes. Denn auch der Schwiegervater
Margaretes, Kaiser Ludwig der Bayer, erhob Anspruch auf das Land im Gebirge.
Der Festakt fand mit der Uraufführung des Werks „Sigillum“ einen feierlichen Ausklang. Landeskapellmeister
Hermann Pallhuber komponierte im Auftrag des Landes anlässlich des Jubiläums symbolisch 650 Sekunden
Festmusik. Das Stück für Blechbläser und Pauken verbindet imposante Fanfarenklänge mit mittelalterlicher
Musik und mündet in die vertraute Melodie der österreichischen Bundeshymne.
Dem Festakt ging ein Landesüblicher Empfang vor dem Tiroler Landestheater mit Abordnungen aus allen drei Landesteilen
sowie ein Gottesdienst im Innsbrucker Dom voran, den Diözesanbischof Manfred Scheuer zelebrierte.
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