Ernst & Young Mittelstandsbarometer Winterumfrage 2013
Wien (ernst & young) - "Die Euro-Finanzkrise bleibt auch für die heimischen Mittelstands-Unternehmen
nicht ohne Folgen: Im Vergleich zum Vorjahr hat sich ihre Geschäftslage deutlich eingetrübt. Nur ein
Drittel der Unternehmen ist zuversichtlich, was ihre eigenen Geschäftserwartungen betrifft", betonte
Helmut Maukner, Country Managing Partner von Ernst & Young in Österreich, anlässlich der Präsentation
des "Mittelstandsbarometer" am Donnerstagvormittag. Das Beratungs- und Prüfungsunternehmen Ernst
& Young befragt halbjährlich 900 mittelständische Unternehmen zu ihrer Geschäftslage sowie zu
ihren Einschätzungen zur wirtschaftlichen Lage Österreichs.
"Kopfzerbrechen bereiten den Unternehmen mitunter die steigenden Rohstoff- und Energiepreise sowie das geringe
Wirtschaftswachstum in Europa", so Maukner weiter. Die Krise mache sich auch am heimischen Arbeitsmarkt bemerkbar,
der spürbar an Schwung verlieren werde. "Das kommende Jahr sorgt für einige Herausforderungen für
die mittelständischen Unternehmen. Größere Einbußen sollten aber durch die vorhandene Investitionsbereitschaft
der Unternehmer und der nach wie vor soliden wirtschaftlichen Ausgangslage vermieden werden können."
Unternehmer erwarten keine große Veränderungen in ihrer Geschäftslage
88 Prozent der mittelständischen Unternehmen in Österreich bewerten ihre aktuelle Geschäftslage
nach wie vor als gut oder eher gut. Aber nur noch zwei von fünf (40 Prozent) bezeichnen sich als uneingeschränkt
zufrieden - im Winter 2012 waren es noch 58 Prozent. Spürbar eingetrübt hat sich die Geschäftslage
bei Industrieunternehmen und im Sektor Bau/ Energie, wo der Anteil an positiven Bewertungen gegenüber August
2012 um 10 bzw. 7 Prozentpunkte gesunken ist.
In Hinsicht auf die weitere Entwicklung der Geschäftslage in den nächsten Monaten erwarten nur drei von
zehn Mittelständlern (30 Prozent) eine Verbesserung ihrer Geschäftslage. Der Großteil der Unternehmer
(61 Prozent) geht davon aus, dass die Lage stabil bleibt. Im Durchschnitt rechnen die Befragten mit einem leichten
Umsatzplus von 0.7 Prozent und stabilen Gewinnen. Nur jedes neunte Unternehmen (11 Prozent) befürchtet einen
Abschwung bzw. einen leichten Umsatzrückgang. Dienstleister und Industrieunternehmen zeigen sich insgesamt
deutlich zuversichtlicher als der Handel und Unternehmen aus dem Bereich Bau/Energie. "Insgesamt ist natürlich
eine gewisse Spannung zu erkennen, was angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage aber nachvollziehbar ist.
Dennoch: Im Großen und Ganzen schauen die Unternehmer einigermaßen gelassen ins neue Jahr", interpretiert
Erich Lehner, verantwortlicher Partner Agenda Mittelstand bei Ernst & Young, die Ergebnisse des Mittelstandsbarometers.
Allgemeine Wirtschaftslage in Österreich: Mehr Pessimisten als Optimisten
Waren es im August des Vorjahrs noch 22 Prozent, die der Entwicklung der österreichischen Wirtschaftslage
pessimistisch entgegenblickten, sind es im Jänner 2013 schon 27 Prozent. Ihnen stehen nur 18 Prozent Konjunkturoptimisten
gegenüber. In allen vier befragten Branchen - Dienstleistung, Handel, Industrie, Bau/ Energie - überwiegt
der Anteil an Pessimisten, besonders skeptisch sind Vertreter aus dem Bereich Bau/ Energie und Industrie. "Knapp
die Hälfte der Befragten (45 Prozent) traut sich nicht, eine Prognose abzugeben, wann mit einem Aufschwung
gerechnet werden kann", so Lehner. Knapp ein Drittel (29 Prozent) rechne jedoch mit einem Zeitraum von zwei
Jahren. Auch in Hinsicht auf die Weltkonjunktur ist im Mittelstand noch kein großes Aufatmen spürbar:
Die Zahl der Pessimisten hat von Jänner 2012 auf Jänner 2013 zwar abgenommen (von 44 auf 35 Prozent),
dennoch rechnet immer noch mehr als ein Drittel (35 Prozent) der Unternehmer mit einer Verschlechterung der Lage.
Knapp die Hälfte (49 Prozent) erwartet eine gleich bleibende Entwicklung.
Mittelständler rechnen mit geringem Beschäftigungswachstum, Arbeitsmarkt stagniert
"Zwar plant jedes fünfte Unternehmen im kommenden Jahr seine Investitionen in Ausrüstung, Maschinen,
Bauten etc. zu steigern, beim Thema Personal hingegen zögert die Mehrheit", erläutert Lehner. Der
Anteil der mittelständischen Unternehmen, die zusätzliche Mitarbeiter einstellen wollen, ist seit August
des Vorjahres von 27 auf 14 Prozent gesunken. Jedes zehnte Unternehmen plant, Personal abzubauen. Positives gibt
es dafür im Bereich Fachkräfte: Der Fachkräftemangel hat sich seit dem Sommerbericht etwas entschärft.
Hatte im August noch jeder vierte Unternehmer erhebliche Probleme, geeignete Mitarbeiter zu finden, ist es im Jänner
nur noch jeder achte. Dennoch scheint vielen die Furcht vor fehlenden Topkräften im Nacken zu sitzen - die
Hälfte der Befragten befürchtet Umsatzeinbußen im Falle eines Fachkräftemangels.
Konjunkturrisiken: Rohstoff- und Energiepreise
Als größte Gefahren für die konjunkturelle Entwicklung in Österreich nennen die Mittelständler
hohe Rohstoffpreise (68 Prozent), geringes Wirtschaftswachstum bzw. Rezession in europäischen Ländern
(63 Prozent) sowie hohe Energiepreise (61 Prozent). Auch die Verunsicherung der Verbraucher wegen der Staatsschuldenkrise
in Europa und die Folgen der Sparprogramme in einigen europäischen Ländern betrachten jeweils 61 Prozent
als großes Risiko. Für immerhin 58 Prozent stellen die geringe Stabilität des Finanzsektors, restriktivere
Kreditvergabe bei Banken (57 Prozent) bzw. eine Abschwächung des Wachstums im außereuropäischen
Ausland wie China oder die USA (44 Prozent) eine Gefahr dar.
Schuldenkrise rüttelt an Stabilität des Mittelstands
Die Finanzkrise in einigen europäischen Ländern macht sich auch bei den heimischen Mittelstandsunternehmen
bemerkbar: 44 Prozent der Befragten geben an, infolge der aktuellen Schuldenkrise derzeit Umsatzeinbußen
zu erleiden. 84 Prozent der Unternehmen sind der Meinung, dass auch Österreich am Ende in erheblichem Umfang
für die Schulden von Euroländern aufkommen wird müssen. 78 Prozent befürchten außerdem,
dass der schlimmste Teil der Schuldenkrise noch bevorsteht. Sollte sich die Konjunktur in den nächsten sechs
Monaten noch weiter abkühlen, sieht sich immerhin jedes fünfte Unternehmen gefährdet. Nur noch ein
Viertel bewertet den eigenen Zustand in diesem Zusammenhang als "sehr stabil". Im August lag dieser Wert
noch bei 42 Prozent. Als wichtigste vorbereitende Maßnahmen auf die Konjunkturabkühlung werden Kostensenkungs-
und Effizienzsteigerungsprogramme (62 Prozent) sowie Wachstums- und Vertriebsinitiativen (49 Prozent) gemacht.
Dementsprechend hat für die Mehrheit der Unternehmen (71 Prozent) derzeit die Sicherung der Stabilität
Priorität vor allen anderen Zielen.
Mittelständler sehr zufrieden mit Standort Österreich
Ungeachtet der eher trüben wirtschaftlichen Aussichten herrscht unter den österreichischen Mittelstandsunternehmen
große Zufriedenheit (80 Prozent; 2012: 68 Prozent)) mit der landesweiten Politik für den Wirtschaftsstandort
Österreich. Neun von zehn Unternehmen bewerten die aktuellen lokalen Rahmenbedingungen für ihr Unternehmen
positiv. "Um diesen hohen Grad an Zufriedenheit aufrecht zu erhalten bzw. noch weiter auszubauen, ist die
Politik aktiv gefordert. Die mittelständischen Unternehmer erwarten, dass die Politik die richtigen Maßnahmen
setzt, um der Wirtschaft noch mehr Auftrieb zu geben", betont Maukner. Als Maßnahmen für noch mehr
Attraktivität nennen 89 Prozent der Befragten die Senkung der Lohnnebenkosten, 85 Prozent fordern Bürokratieabbau
bzw. schnellere Genehmigungsverfahren, und 83 Prozent setzen auf Steuerentlastungen.
Der Mittelstandsbarometer
Im Rahmen seiner "Agenda Mittelstand" befragt Ernst & Young die mittelständischen Unternehmen
seit Jänner 2008 regelmäßig hinsichtlich ihrer Stimmungen, Top-Themen und Perspektiven. Beim aktuellen
Halbjahresupdate des Mittelstandsbarometers 2013 wurden 900 mittelständische Unternehmen in Österreich
befragt. Die letzte Befragung fand im August 2012 statt.
Die "Agenda Mittelstand"
Mittelständische Unternehmen in Österreich machen den größten Teil der heimischen Wirtschaft
aus. Allerdings stehen sie vor komplexen Herausforderungen: die aktuelle Euro-Finanzkrise, sich verändernde
regulatorische Anforderungen, zunehmende Bedeutung von Ratings und Risikomanagement, verstärkte Internationalisierung
und neue Entwicklungen im Bereich IT. In dem Wissen um die große wirtschaftliche aber auch gesellschaftliche
Bedeutung des Mittelstands und um mittelständische Unternehmen gezielt unterstützen zu können, hat
Ernst & Young die "Agenda Mittelstand" ins Leben gerufen. Der "Mittelstandsbarometer" ist
Teil davon.
Ernst & Young ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich.
Mit rund 600 Mitarbeitern an vier Standorten erzielte das Unternehmen im Geschäftsjahr 2011/2012 einen Umsatz
von 72 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt 167.000 Mitarbeitern der internationalen Ernst & Young-Organisation
betreut Ernst & Young Mandanten überall auf der Welt.
Ernst & Young bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio
von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Transaktionsberatung, Risiko- und Managementberatung.
|