Reflexionen zu Mozart und Goethe mit einem Bilderzyklus von Bernd Fasching
Wien (rk) - Vom 23. Jänner 2013 bis 26. Jänner 2014 zeigt das Mozarthaus Vienna, ein Unternehmen
der Wien Holding, in seiner Sonderausstellung "Im Labyrinth der Farben und Töne Reflexionen zu Mozart
und Goethe mit einem Bilderzyklus von Bernd Fasching" das Nahverhältnis von Goethe zu Mozart sowie die
Verbindungen zwischen Ton und Malerei.
Goethes Verhältnis zur Musik und seine Verehrung für Mozart
Goethe war einer der größten Bewunderer Mozarts. Als Intendant des Weimarer Hoftheaters ließ er
über 280 Opernabende von Mozart unter seiner Regie aufführen und entwickelte im Fragment seiner "Tonlehre"
einen noch heute modernen Standpunkt zur Musik: Zuerst rein sinnlich genießen, dann aus geistiger, ästhetischer,
sozialer und naturwissenschaftlicher Sicht beurteilen. Töne standen im Mittelpunkt von Goethes Denken, offenbar
entsprach Mozarts Musik in höchstem Maße seinen Vorstellungen. Es wurden von keinem anderen Dichter
so viele Gedichte vertont wie von ihm. Musik war für ihn die älteste aller Künste, aus der alle
anderen entsprangen und "zu der sie zurück kehren sollten", auch als Zeichen ihrer Würde. Auch
war er von einer therapeutischen Wirkung der Musik überzeugt, sein Musikverständnis war geradezu zentriert
auf ihre lebensverlängernde, ausgleichende Wirkung.
Goethes Farbenlehre
Goethes Versuch einer "Tonlehre" ist parallel zu seiner Arbeit an der "Farbenlehre" entstanden,
mittels derer er seine jahrelangen Überlegungen und Versuche über das Wesen der Farbe, das Phänomen
Farbe in seiner Gesamtheit zu erfassen und darzustellen suchte. Isaak Newtons Farb- und Lichtexperimente und bereits
anerkannte Ergebnisse, dass bestimmte Farben bereits in Grundfarben im Sonnenlicht vorhanden seien, wurden von
Goethe vehement abgelehnt. Er ging in seiner Farbenlehre davon aus, dass im Licht der Sonne nur die helle weiße
Farbe vorhanden wäre und Farben erst im menschlichen Gehirn entstünden. Seine bis heute berühmte
Formel lautet: "Die Farben sind Taten des Lichts, die erst im menschlichen Kopf entstehen und sich nur dort
in Taten und Leiden ausdrücken!" Sie seien also eine reine Gehirnfunktion! Im Gegensatz zum Licht, das
nur seine farblose Helligkeit kennt.
Von Goethes Klangfarben zur Zwölftonmusik
Am Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die "physiologische Komplementarität der im Kopf entstehenden
Klangfarben Goethes" zu einem strukturellen Aspekt der musikalischen Chromatik und führte in weiterer
Folge zur Zwölftonmusik. Sie hatte sich im Zuge der Ausdifferenzierung der Dur-Moll Tonalität mehr und
mehr emanzipiert, was zur freien Atonalität und schließlich zu Kompositionen mit zwölf aufeinander
bezogenen Tönen führte. Verfahrensweisen, die in diesem Zusammenhang von Arnold Schönberg, Anton
Webern und Josef Hauer im Wien der Jahrhundertwende entwickelt wurden.
Goethe konnte sich bis ins hohe Alter an einen Konzertauftritt des jungen Mozart in Frankfurt erinnern und hat
sich öfter über die erstaunliche "Vielfärbigkeit" von dessen Klavierspiel geäußert,
das für ihn wie im Augenblick erfunden gewirkt hatte. Er stellte Mozart neben die bedeutendsten Maler wie
Raffael oder Michelangelo und suchte nach Verbindungen zwischen Tönen und Malerei.
Mozart, Goethe und die Naturwissenschaften
Mozart und Goethe waren stets an den neuesten Ergebnissen naturwissenschaftlicher Entdeckungen interessiert.
Beide stellten erstaunlich parallel laufende Tier- und Naturbetrachtungen an, Fernrohre und Vermessungsinstrumente
wurden ja stetig weiterentwickelt. Mozart hatte sich über Jahre, angeregt durch die Arbeiten J. Eberts eine
Bildergalerie von Vögeln und anderen Tieren zugelegt, zu der bald auch noch detailgenaue Pflanzenzeichnungen
kamen.
In der Ausstellung zu sehen sind Originalobjekte wie etwa die einzige Lebendgesichtsmaske Goethes, von K.G. Weißer,
entstanden um 1807, Goethes Fragment "Die Zauberflöte Zweyter Theil" aus 1798 oder zahlreiche teils
noch nie in Wien gezeigte Bücher aus Mozarts und Goethes Nachlässen.
Ausstellungs-Kurator: Gernot Friedel
Der Kurator dieser Sonderausstellung, Gernot Friedel, aufgewachsen in Innsbruck, studierte am Mozarteum in
Salzburg, dem Max Reinhardt-Seminar und an der Universität Wien Theaterwissenschaften. Er arbeitete als Regieassistent
am Burgtheater und bei den Salzburger Festspielen, war ständiger Mitarbeiter von Theaterdirektor und Regisseur
Ernst Haeussermann und arbeitete mit Größen wie Herbert von Karajan, Fritz Kortner, Klaus Maria Brandauer
und vielen mehr. Unter seiner Regie entstanden Film- und Fernsehproduktionen wie "Mozart und Da Ponte",
"Die Zauberflöte" und "Mozart fragen". Friedels Arbeiten umfassen Theaterstücke,
Drehbücher, Literatursendungen, Ausstellungen sowie Romane.
Malerei von Bernd Fasching
Der 1955 in Wien geborene Maler und Bildhauer Bernd Fasching schrieb im Jahr 2000 mit seinem Projekt "Westwerk"
kunsthistorische Geschichte im Wiener Stephansdom, welcher dazu für eine zeitgenössische Ausstellung
geöffnet wurde. Seine im Rahmen dieser Ausstellung gezeigten Arbeiten unter dem Titel "Mozart Vibrations"
sind das Ergebnis seiner intensiven Auseinandersetzung mit W. A. Mozart.
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