Isabella Gregor, die neue künstlerische Leiterin, bringt am 18. Juli 2013 Raimunds „Der
Verschwender“ zur Premiere
Gutenstein (festspiele) - Neue Leitung und ein neues, zugleich bewährtes Konzept: Die Schauspielerin
und Regisseurin Isabella Gregor beginnt im Juli 2013 ihre Ära als künstlerische Chefin der Festspiele
Gutenstein. Als erste Premiere inszeniert sie Ferdinand Raimunds Zaubermärchen „Der Verschwender“, das vom
18. Juli bis zum 11. August gezeigt wird. Die renommierten Sommerspiele im Süden Niederösterreichs kehren
damit bei ihrem 20-Jahre-Jubiläum zu ihren Wurzeln zurück. Von der Gründung 1993 bis 2007 wurden
ausschließlich Werke von Raimund (1790 – 1836) gezeigt, der viel Zeit in Gutenstein verbrachte und dort auf
dem Bergfriedhof auch begraben liegt.
Die neue Festival-Chefin Isabella Gregor absolvierte ihre Schauspiel-Ausbildung bei Susi Nicoletti in Wien und
bei Susan Batson in New York. In Österreich war sie unter anderem am Burgtheater, bei den Wiener Festwochen,
am Grazer Schauspielhaus und am Landestheater Salzburg zu sehen; in Deutschland an der Berliner Volksbühne,
dem Nationaltheater Weimar oder dem Staatsschauspiel Stuttgart. Zu ihren Regisseuren zählten Peter Stein und
Martin Kusej, Hans Hollmann und Dietmar Pflegerl. Seit den Neunziger Jahren ist Isabella Gregor als Regisseurin
aktiv, wobei sie sich hier sehr auf das Musiktheater spezialisierte. Neue Opern („Kalkül“ am Opernhaus Zürich)
hat sie genauso im Repertoire wie Operetten, etwa „Der Vogelhändler“ beim Lehar-Festival in Bad Ischl.
Auch bei den Zauberspielen und Possen von Ferdinand Raimund spielt Musik eine wichtige Rolle. Isabella Gregor über
ihr Konzept für den „Verschwender“: „Es wird Live-Musik mit einem fünfköpfigen Ensemble geben, das
ist mir sehr wichtig. Pavel Singer wird komponieren und die bekannten Melodien des Stücks, etwa das „Hobel-Lied“,
neu arrangieren.“ Die Regisseurin freut sich auf die Arbeit: „Ich will die Geschichte in der Sprache des Autors
erzählen, sie zugleich aber auch modern machen. Was bedeutet Verschwendung? Was bedeutet Sparen, was Korruption?
Fragen wie diese sind in Raimunds Text enthalten und so gibt es hier viele Anknüpfungspunkte in die heutige
Zeit. Das heißt aber nicht, dass ich das Stück in einer Lagerhalle oder sonstwo ansiedele. „Der Verschwender“
bleibt eine Art von Volkskomödie mit psychologisch interessanten Figuren, wie das in jedem Märchen der
Fall ist.“
Die Festspiele Gutenstein stellen ihr Repertoire der kommenden Jahre unter das Motto „Raimund und seine Zeit“.
Isabella Gregor skizziert ihre Pläne so: „Ich habe ganz sicher nicht vor, ausschließlich die acht Raimund-Stücke
zu zeigen. Ich plane auch einmal eine Uraufführung zu bringen; etwa ein Stück über das Leben Raimunds
schreiben zu lassen. Er führte ein sehr spannendes Leben mit seinen Liebschaften und dem Selbstmord am Schluss.
Raimund war Volks-Autor, Volks-Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter, und er wollte trotzdem im dramatischen
Fach ernst genommen werden, was ihm nie gelungen ist. Er driftete ab in die Melancholie. Das alles würde sich
hervorragend für ein Theaterstück eignen. Es wäre einen Versuch wert, Themen aus jenen Stücken
Raimunds, die ihm nicht ganz so gut gelangen, aufzugreifen und mit dem Geist seiner Zeit, des Biedermeier, zu verschränken.“
Das Ensemble: Boris Eder, Inge Altenburger, Maxi Blaha, Roman Schmelzer, Martin Schwanda und Christian Strasser
sind in den Hauptrollen zu sehen.
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